Der Katalysator
der neue Katalysator wirklich funktioniert, dann müßte der Ertrag dadurch wesentlich erhöht werden, und das Trialin müßte biologisch aktiv sein. Etwa so.“ Er zeigte die Abschlußskizze, eine Strukturformel. Paul erkannte ein Trialinmolekül, aber es sah eigenartig aus. Die drei Aminogruppen ragten alle an derselben Seite aus dem hexatomischen Ring hervor.
„Dies könnten wir mit einer richtig aktivierten biologischen Kieselsäure erhalten“, sagte Serane, „und zwar zu Erträgen von neunzig bis fünfundneunzig Prozent.“
Einen Moment lang starrten alle voller Staunen auf die Formel.
Schließlich fragte Paul: „Was meinen Sie genau mit biologischer Kieselsäure?“
„Nun, sagen wir: Diatomit, Kieselgur …“
Paul hörte, wie sein Herz schneller schlug. „Wie wär’s mit einem Fossil, einem porösen Ammoniten?“
„Sie meinen Kieselsäure, die sich durch Mineralisation aus einem toten Schalentier gebildet hat?“
„Ja.“ Ich brauche das nicht zu tun, dachte er. Aber ich sehe, daß ich es tue.
„Aber so etwas ist kaum porös, oder?“
„Der Ammonit, von dem ich rede, ist porös. Anscheinend wurde er irgendwann in der Kreidezeit ans Ufer geschleudert, als er schon halb mineralisiert war. Durch das Austrocknen wurde er porös.“
„Ich würde große Hoffnungen darauf setzen“, meinte Serane. „Soll das heißen, daß Sie tatsächlich so ein Ding haben?“
„Ja.“
„Schön. Das wäre ein guter Anfang. Es wäre leicht und amorph. Soviel also zur Kieselsäure. Sie kann unser Katalysatorstoff sein. Jetzt werden wir sie anreichern müssen. Und vergessen Sie nicht, daß wir es mit einem biologischen Material zu tun haben. Da das Leben aus dem Meer kam, schlage ich vor, daß wir es zunächst mit einer Mischung von Oxyden versuchen, die etwa der Mineralanalyse von Seewasser entspricht.“
„Aber die Zusammensetzung von Seewasser hat sich im Laufe der Zeit geändert“, wandte Dr. Hahnbuch ein. „Wenn Paul einen Ammoniten aus der Kreidezeit findet, ist das Salz aus dem Seewasser unserer Zeit vielleicht nicht damit kompatibel.“
„Dann benötigen wir eben etwas, das genauso zusammengesetzt ist wie das Seewasser der Kreidezeit“, meinte Dr. Mukerjee.
„Der Körper eines Wirbeltieres müßte alle Elemente jener urzeitlichen Meere enthalten“, sagte Serane. „Die chemische Zusammensetzung von Fleisch und Blut hat sich seit der Kreidezeit wenig oder gar nicht geändert. Es besteht immer noch hauptsächlich aus Natrium-, Magnesium-, Kalzium- und Kaliumsalzen, in dieser Reihenfolge – genauso wie fossiles Meerwasser. Man könnte sogar eine synthetische Mischung von Metallkarbonaten herstellen, wenn man sich die Zeit nehmen wollte, die genauen Mischungsverhältnisse nachzulesen. Aber am einfachsten wäre es, tierische Asche zu verwenden. Verrühren Sie sie mit Wasser, bestreichen Sie den zerkleinerten Katalysatorstoff damit und trocknen Sie das Ganze bei hundertundfünf Grad. Und dann probieren Sie es in der Katalysekammer aus. Alles in allem dürfte dies nicht länger als eine oder zwei Stunden dauern. Sie müßten damit einen brauchbaren Ertrag an biologisch aktivem Trialin erzielen.“
„Wirksam gegen Viren?“ fragte Paul mit heiserer Stimme.
„Möglich.“
„Auch gegen Novarella?“
Serane warf ihm einen verwunderten Blick zu. „Es wäre einen Versuch wert.“
„Aber wo kriegt man denn organische Asche her?“ wandte Art Schirmer trübsinnig ein.
Paul schaute erst ihn und dann Serane an. Die Farbe verschwand aus seinem Gesicht. Ihm war schwindlig. Warum? Was hatte er damit zu tun? Es war verrückt. Tonlos sagte er: „Ich kann die Asche
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