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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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wer­de ich je­den von Ih­nen hin und wie­der tref­fen. Es ist al­so kein end­gül­ti­ger Ab­schied.
    Heu­te möch­te ich über Ka­ta­ly­sa­to­ren spre­chen. Nun, was ist ein Ka­ta­ly­sa­tor? Es gibt ein Dut­zend gu­te De­fi­ni­tio­nen, je­de ist an­ders und je­de ist ein we­nig in­kon­sis­tent. Wir wer­den sie nicht ver­wen­den. Wir wol­len die An­ge­le­gen­heit in­duk­tiv be­trach­ten und dann un­se­re ei­ge­ne De­fi­ni­ti­on for­mu­lie­ren.
    Neh­men wir den ein­fachs­ten Fall.
    Was­ser wird aus den Ele­men­ten Was­ser­stoff und Sau­er­stoff ge­bil­det; das ist seit Priest­leys Ex­pe­ri­men­ten be­kannt. Aber ganz so ein­fach ist es eben doch nicht. Wenn man rei­nen Was­ser­stoff und rei­nen Sau­er­stoff al­lein in ei­nem ge­schlos­se­nen Ge­fäß mit­ein­an­der ver­mischt, oh­ne et­was an­de­res hin­zu­zu­ge­ben, ge­schieht über­haupt nichts. Es bil­det sich kein Was­ser. Aber wenn man die­ses Ge­misch ei­nem klei­nen Pla­tin­schwamm aus­setzt, rea­giert es au­gen­blick­lich, ge­ra­de­zu ex­plo­siv. Das Pla­tin ist ein Ka­ta­ly­sa­tor. Es stei­gert die Ge­schwin­dig­keit ei­ner Re­ak­ti­on, die an­dern­falls äu­ßerst lang­sam von­stat­ten ge­hen wür­de. Vie­le Ver­fah­ren in der in­dus­tri­el­len Che­mie er­for­dern einen Ka­ta­ly­sa­tor. Und in vie­len Fäl­len be­steht der Ka­ta­ly­sa­tor aus ei­nem ganz spe­zi­fi­schen Stoff. Was für ei­ne be­stimm­te Re­ak­ti­on der bes­te Ka­ta­ly­sa­tor ist, kann für ei­ne an­de­re der schlech­tes­te sein.
    Al­so: Ein Ka­ta­ly­sa­tor ist al­les, was ei­ne che­mi­sche Re­ak­ti­on be­schleu­nigt. Wohl­ge­merkt: Wir sa­gen nicht, daß es in win­zi­gen Men­gen vor­han­den ist oder daß es in sei­ner ur­sprüng­li­chen Form zu­rück­ge­won­nen wer­den kann.“
    „Das klingt wie Ost­walds De­fi­ni­ti­on“, be­merk­te Art Schir­mer.
    „Gut be­ob­ach­tet. Was sag­te der al­te Kna­be?“
    „Ge­nau kann ich mich nicht er­in­nern. Es hieß et­wa: Ein Ka­ta­ly­sa­tor ist et­was, das die Ge­schwin­dig­keit ei­ner che­mi­schen Re­ak­ti­on ver­än­dert, oh­ne im End­pro­dukt ent­hal­ten zu sein …“
    „Das wür­de ich un­ter­schrei­ben. Ost­wald, 1900. Zu die­ser Zeit konn­te er sich be­reits ei­ne Men­ge Theo­ri­en und in­dus­tri­el­le Er­fah­run­gen zu­nut­ze ma­chen. Als Ber­ze­li­us im Jah­re 1836 den Ter­mi­nus Ka­ta­ly­sis präg­te, glaub­te er noch, er be­zie­he sich auf ei­ne spe­zi­el­le Kraft au­ßer­halb der che­mi­schen Ge­set­ze. Ost­wald wuß­te, daß dem nicht so war.“
    „Aber Ber­ze­li­us hät­te es bes­ser wis­sen müs­sen“, warf Dr. Mu­ker­jee ein. „Schon vor sei­ner Zeit ar­bei­te­te man in der In­dus­trie mit Ka­ta­ly­se­ver­fah­ren. In­dus­tri­el­le Ka­ta­ly­se gab es be­reits 1746, im Blei­kam­mer­ver­fah­ren zur Her­stel­lung von Schwe­fel­säu­re, bei dem man Stick­stof­foxyd hin­zu­gibt, um die Oxy­da­ti­on von Schwe­fel­di­oxyd zu Schwe­fel­tri­oxyd zu be­schleu­ni­gen.“
    „Rich­tig“, be­stä­tig­te Se­ra­ne. „Weiß je­mand, wann das nächs­te wich­ti­ge Ka­ta­ly­se­ver­fah­ren durch­ge­führt wur­de?“
    „Das De­a­con-Ver­fah­ren?“ frag­te Quir­rel.
    „Stimmt. Für die ka­ta­ly­ti­sche Oxy­da­ti­on von HC1 zu Chlor und Was­ser. 1860, glau­be ich. Dann …?“
    „Sa­ba­tier, Hy­drie­rung von Fet­ten durch Ni­ckel, 1900“, sag­te Dr. Sta­ti­ce.
    „Al­so wie­der zu­rück zu Ost­wald“, mein­te Se­ra­ne.
    „Im Jah­re 1905. Oxy­da­ti­on von Am­mo­ni­ak zu Sal­pe­ter­säu­re durch Pla­tin. Kurz dar­auf Ha­ber in Deutsch­land mit der Am­mo­niak­syn­the­se aus dem Stick­stoff der Luft und so­fort da­nach die ers­te Pro­duk­ti­ons­an­la­ge für syn­the­ti­sches Am­mo­ni­ak. 1915 un­ter­brach Eng­land die Ver­sor­gung Deutsch­lands mit Ni­tra­ten aus Chi­le. Kei­ne Ni­tra­te – kein Schieß­pul­ver und kei­ne Spreng­stof­fe. Nur Ha­bers syn­the­ti­sches Am­mo­ni­um­ni­trat er­mög­lich­te es Deutsch­land, wei­ter im Ers­ten Welt­krieg zu blei­ben. Ha­ber hat­te Tau­sen­de von Ka­ta­ly­sa­to­ren ge­tes­tet, be­vor er sich für mit me­tal­li­schen Oxy­den

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