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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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an­ge­rei­cher­tes Ei­sen ent­schied. Wir soll­ten al­so nicht den Mut ver­lie­ren, nur weil wir es schon mit ein paar Dut­zend ver­sucht ha­ben, um ein at­mo­sphä­ri­sches Ver­fah­ren der Trial­in­her­stel­lung zu fin­den.“
    Im­mer wie­der kommt er auf sein at­mo­sphä­ri­sches Tria­lin zu­rück, dach­te Paul. Warum nimmt er die Lö­sung nicht ein­fach mit, wenn er sie jetzt hat? Der Fir­ma ge­schä­he es ganz recht.
    Ver­stoh­len schau­te er in die ru­hi­gen, auf­merk­sa­men Ge­sich­ter rings­um­her. Die­se Frei­tags­ver­samm­lung hat­te et­was Ein­zig­ar­ti­ges. Er such­te nach Ana­lo­gi­en. Es war wie in Ana­to­le Fran­ces „Die letz­te Stun­de“, wo der Gram­ma­ti­k­leh­rer in der Grund­schu­le in Straß­burg die letz­te Stun­de in fran­zö­si­scher Spra­che un­ter­rich­tet, be­vor das El­saß of­fi­zi­ell an Deutsch­land ab­ge­tre­ten wird. Und es war wie in „Phai­don“, wo So­kra­tes sei­nen Schü­lern ein letz­tes Mal Weis­heit zu ver­mit­teln sucht, ehe er den Schier­lings­be­cher leert. Und es er­in­ner­te an Pe­tro­ni­us, der lang­sam ver­blu­tend in al­ler See­len­ru­he mit sei­nen Freun­den speist, um Ne­ros Meu­chel­mör­der zu täu­schen.
    Se­ra­ne fuhr fort: „1925 ge­lang den Deut­schen die Me­tha­nol­syn­the­se durch Zink und Chro­moxy­de. In den drei­ßi­ger Jah­ren ka­ta­ly­sier­ten sie die Po­ly­me­ri­sa­ti­on von Buta­di­en, um syn­the­ti­sches Gum­mi her­zu­stel­len. Die Ka­ta­ly­se er­mög­lich­te es ih­nen in bei­den Krie­gen, im Ge­schäft zu blei­ben. Die fünf­zi­ger Jah­re brach­ten die Po­ly­al­ky­len-Ka­ta­ly­sa­to­ren, und in den Sieb­zi­gern wur­den die Ka­ta­ly­sa­to­ren zur Koh­le­hy­drie­rung ent­wi­ckelt, mit de­ren Hil­fe das ara­bi­sche Öl­mo­no­pol ge­bro­chen wer­den konn­te. Die neun­zi­ger Jah­re schließ­lich schenk­ten uns den Ka­ta­ly­sa­tor zur Bo­den­sal­pe­te­ri­sie­rung, durch den die Land­wirt­schaft re­vo­lu­tio­niert wur­de.“
    „Und im Jah­re 2006“, füg­te Tom Old­ham hin­zu, „ka­ta­ly­sier­te Se­ra­ne Tria­lin bei at­mo­sphä­ri­schem Druck.“
    „Tja, Tom, ich ha­be tat­säch­lich ein paar Ide­en zu die­sem Ka­ta­ly­sa­tor. Ei­nes Ta­ges wer­det ihr viel­leicht in der La­ge sein, sie zu er­pro­ben. In sei­ner me­cha­ni­schen Struk­tur muß der Ka­ta­ly­sa­tor­stoff zu­nächst ein­mal po­rös sein, über­sät mit win­zi­gen Lö­chern, Mi­kro­kam­mern, wenn Sie so wol­len. Die Harn­stoff­dämp­fe wer­den in die­sen Lö­chern ge­sam­melt. Dort tref­fen sie auf das, was sie ka­ta­ly­siert – sie spal­ten Was­ser ab und bil­den Tria­lin.“
    Die Lu­mi­nex-Schir­me an Wän­den und De­cke leuch­te­ten auf, und man sah un­deut­lich Kleck­se.
    „Po­rö­se Kie­sel­säu­re“, er­klär­te Se­ra­ne. „Zahl­lo­se of­fe­ne Zel­len. Schau­en Sie …“ Er ver­grö­ßer­te das Bild auf der Vor­der­wand und pro­ji­zier­te es in ei­ner schar­fen 3D-Dar­stel­lung nach vorn. „Wie Sie se­hen, ist je­de Zel­le wie ein win­zi­ger Au­to­klav, weil die Zel­len­öff­nung so klein ist, daß sie den In­halt mit Ka­pil­lar kraft fest­hält.
    Wenn das Tria­lin ent­steht, be­fin­det sich ge­nug Am­mo­ni­ak in der At­mo­sphä­re über dem Ka­ta­ly­sa­tor, um es ab­zu­lö­sen. Es wird durch den Ab­zug hin­aus­ge­tra­gen und kann dann ge­kühlt, kon­den­siert und ein­ge­sam­melt wer­den.
    Of­fen ge­sagt, ich ha­be hier ein we­nig ge­mo­gelt. Dies war zwar ein mi­kro­sko­pi­scher Aus­schnitt aus po­rö­ser Kie­sel­säu­re, aber es war ein in­dus­tri­ell her­ge­stell­tes Si­li­ka­gel, völ­lig an­or­ga­nisch. Wir kön­nen es bes­ser.“ Die Bil­der ver­blaß­ten. Jetzt zeig­te Se­ra­ne ei­ne Blei­stiftskiz­ze ver­grö­ßert auf der hin­te­ren Wand. „Dies ist ei­ne hy­po­the­ti­sche Zel­le ei­ner hy­po­the­ti­schen bio­lo­gi­schen Kie­sel­säu­re. Ach­ten Sie bit­te dar­auf, daß ich die Sau­er­stof­fa­to­me in der Wand die­ser Zel­le et­wa auf der glei­chen Ebe­ne an­ge­ord­net ha­be. In die­ser An­ord­nung zwin­gen sie die Ami­no­grup­pen, sich auf der­sel­ben Sei­te des Tria­lin­rin­ges zu bil­den. Wenn

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