Der Katalysator
ökologisch akzeptables Insektizid für die Frostspannerraupe zu finden. Einige Wochen später rief er den schweigsamen Slav in sein Büro und frage ihn freundlich, wie weit das Projekt inzwischen gediehen sei. Der Chemiker starrte ihn nur verwirrt an, wandte dem verblüfften Gruppenleiter schließlich den Rücken zu und schlurfte davon. Am selben Nachmittag erhielt der Leiter einen Anruf von Dr. Teidemann, der ihm erklärte, daß Trialin bei der Bekämpfung des Baumwollkäfers möglicherweise nützlich sein könnte. Der Gruppenchef war erschüttert. Er fühlte, daß irgend etwas gewaltig falschlief, aber er fand sich außerstande, die Situation zu durchschauen. Sie überstieg sein Fassungsvermögen. So schob er Slav ins Treibhaus ab und vergaß ihn.
Robert Moulin wurde gebeten, Phosphatgestein für Aufbereitungsexperimente zu zerkleinern. Serane zeigte ihm, wie man die Maschinen umstellte. Danach war es genauso wie vorher, Tag für Tag. Die Mühlen setzten ihr schrilles Klagelied fort.
Dr. Mukerjee wurde ins Tierlabor versetzt, wo er für Ratten, Mäuse, Hunde und vor allem für ein Gibbonweibchen zu sorgen hatte. Von allen verstreuten Schäfchen Seranes litt er am wenigsten.
14
Die letzte Versammlung
Serane kam mit beschwingtem Grinsen in Pauls Büro.
„Sie haben einen Job!“ rief Paul.
„Genau. Und einen guten dazu. Forschungsdirektor in einem Labor in Pittsburgh. Sie wollen mich sofort übernehmen. Ein Angebot für mein Haus habe ich auch. Es klappt alles wunderbar.“
Paul warf einen Blick auf seinen Kalender. „Wann haben Sie Ihren letzten Tag hier?“
„Sagen wir … nächsten Freitag.“
„Ich werd’s bekanntmachen. Wir machen eine kleine Feier im Halfway House.“
„Bis später dann.“ Schwungvollen Schritts verließ Serane ihn.
Die folgenden Ereignisse hatten etwas Dumpfes, Traumartiges an sich. Es war, als treffe man die Vorbereitungen zu einem Begräbnis. Zunächst mußte er dafür sorgen, daß alle anderen Interessenten es ihm überließen, die Feier zu organisieren. Es überraschte ihn nicht, daß die Mitglieder von Seranes alter Gruppe damit einverstanden waren. Alle wollten kommen, aber sie waren offensichtlich erleichtert, daß Paul sich freiwillig bereitgefunden hatte, das Bankett zu arrangieren. Als nächstes kam die Frage eines Geschenkes. Dann mußte er für das Dinner sammeln und dafür sorgen, daß Johnnie hergebracht und dann heimgefahren wurde.
Er mußte nachdenken, und das Denken fiel ihm schwer. Wie viele würden kommen? Wahrscheinlich würde es eine recht große Gesellschaft werden. Es war durchaus denkbar, so schätzte er, daß dies die größte Veranstaltung dieser Art in der Geschichte des Labors wurde. Man würde wohl den ganzen Hauptspeiseraum im Halfway House brauchen.
Serane rief Paul um zehn Uhr an diesem Freitag morgen an. „Ich bin unten bei den Stickstoffderivaten. Besser gesagt, dort, wo sie einmal waren. Und ich rufe alle zu einer Besprechung zusammen. Kommen Sie doch auch!“
„Bin sofort da.“
Die erste Freitagsversammlung seit fast sechs Wochen. Und für alle Zeiten die letzte.
Es hatte sich irgendwie herumgesprochen. Nicht nur die alte Stickstoffmannschaft war erschienen. Chemiker und Gruppenleiter aus anderen Abteilungen füllten nach und nach den Raum, und die letzten Zuhörer mußten im Gang stehen.
Schließlich hob Serane die Hand, und es wurde sehr still.
Der einzige Laut kam von Bob Moulins Mühlen irgendwo in der Ferne.
„Vielen Dank, daß Sie gekommen sind“, sagte Serane. „Natürlich ist dies nicht das letzte Mal, daß wir uns begegnen. Wir alle werden heute abend zusammen essen, und in den nächsten Jahren
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