Der Katalysator
war er Zweiter geworden, und Deutsche Chemie war Erstpartei. Um das Überschneidungsverfahren zu gewinnen, würde er beweisen müssen, daß Serane die Erfindung vor ihnen gemacht hatte. Das Komische daran war, daß es ihm vielleicht gelingen könnte, denn nach dem Gesetz waren die Deutschen auf das Datum ihres Antrags fixiert. Und dies würde er vielleicht um einen Tag schlagen könne. Er konnte den 19. Mai nachweisen, und sie saßen auf dem 20. fest.
Die Firma konnte dieses Verfahren mit seiner persönlichen Unterstützung gewinnen, und dies würde ihm Möglichkeiten eröffnen.
Ein Sieg würde Serane nicht zurückbringen. Serane würde niemals zurückkommen. Aber ein Sieg würde das Unrecht, das man ihm angetan hatte, wenigstens zum Teil wiedergutmachen.
Er brachte die Unterlagen zu Marggold. Marggold studierte sie kurz und rief dann Kussman über das Visi. Sie hatten ein langes Gespräch. „Ernst?“ fragte Marggold, und er starrte fassungslos in Pauls Richtung, als wolle er damit das Kaliber des Intellektes am anderen Ende der Leitung deutlich machen. „Natürlich ist es ernst. Nein, noch nicht. Im Augenblick können wir noch nicht einmal vermuten, wer hier gewinnen wird. Sie verlassen sich auf das deutsche Einreichdatum, den 20. Mai. Wir müssen jetzt unsere Akten durchwühlen. Ich werde Sie auf dem laufenden halten.“
Das Überschneidungsverfahren nahm seinen Lauf. Zuerst kamen die einleitenden Erklärungen, dann die Anträge. Alles so fein geknüpft wie ein Spitzengewebe und dennoch nicht weniger starr als ein elisabethanisches Sonnet.
Sorgfältig erörterte er seine Strategie mit Marggold. Sie konnten eine lange Liste von Experimenten zur Trialin-Katalyse vorweisen. Sicher, bis zu jenem kritischen Datum im Mai waren sie alle erfolglos geblieben, aber sie bewiesen zumindest, daß Serane sich an die Lösung herangetastet hatte. Für diese Beweiskette würden sie Seranes Zeugenaussage benötigen. Und sie würden Zeugenaussagen brauchen, die bestätigten, daß Serane die Idee zu diesem speziellen Katalysator gehabt hatte, bevor Deutsche den Patentantrag gestellt hatte. Paul war bei der letzten Freitagsbesprechung zugegen gewesen und konnte bezeugen, daß Serane den Katalysator beschrieben hatte. Und dann kam der wichtigste Teil des ganzen Programms: der eigentliche Testlauf – die Umsetzung der Theorie in die Praxis. Paul enthüllte sämtliche Einzelheiten; nur über die Asche schwieg er.
Marggold war ehrlich verblüfft. „Sehr seltsam“, meinte er nachdenklich. „Wenn wir Glück haben, können wir einen Tag Vorsprung nachweisen. Welch eine Vorstellung: Während das Küßchen dabei war, Serane zu vernichten, waren Serane und sein guter Freund Paul Blandford damit beschäftigt, seinen Kopf zu retten. Ist das etwa gerecht?“
Paul lächelte grimmig. „Ganz so einfach ist es nicht, und das wissen Sie auch. Wir brauchen Seranes Zeugenaussage. Und dafür muß Kussman einige Konzessionen machen.“
„Reden Sie weiter.“
„Ich habe einen Plan. Aber den brauchen Sie jetzt noch nicht in allen Einzelheiten zu erfahren. Schaffen Sie das Beil zu einer Konferenz herüber.“
„Hedgewick? Es kann Ihnen passieren, daß Sie danach den Kopf unterm Arm tragen.“
Paul grinste seinen Vorgesetzten verschmitzt an. „Ich besitze die Immunität der Unschuld. Aber ich will Ihnen keine Schwierigkeiten machen. Ich überlasse es wirklich Ihnen.“
„Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Mein Hals ist aus Gußeisen. Ich habe nur eine Bitte.“ Sein Blick ruhte prüfend auf Pauls Gesicht. „Wenn es soweit ist, lassen Sie alles in einer patriotischen Sauce brutzeln. Wenn
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