Der Katalysator
Wollen Sie uns erzählen, Sie hätten Seranes Konzept genommen, im Labor demonstriert und dann niedergeschrieben? Wollen Sie sagen, daß Sie unser Hauptzeuge sind?“
„Ja.“
„Und darf ich fragen, warum sie das getan haben?“
„Er war mein Freund.“
„Ich verstehe. Nun, die Firma kann sich glücklich schätzen …“
„Augenblick!“ rief Kussman. „Ich kenne die Gesetze. Blandford ist alles, was wir brauchen! Serane brauchen wir überhaupt nicht!“
Hedgewick achtete nicht auf ihn. „Alec, brauchen wir Serane?“
„Seine Aussage würde helfen.“
„Wieso?“
Marggold nickte Paul zu.
„Der Unterschied liegt in der Glaubwürdigkeit“, erklärte dieser. „Wenn Serane nicht aussagt, besteht immerhin die Möglichkeit, daß man meiner Aussage, auch zusammen mit Moulins Bestätigung, keinen Glauben schenkt. Aber wenn wir von Serane den kompletten historischen Hintergrund bekommen, die lückenlose chronologische Entwicklung des Trialin-Projektes – dann müßte man mein Abschlußexperiment in jener Nacht als den unausweichlichen Höhepunkt des ganzen Programms erkennen.“
„Wahrscheinlich“, sagte Marggold, „bekäme der Untersuchungsausschuß sogar einen negativen Eindruck, wenn wir Serane nicht in den Zeugenstand brächten. Sie würden sich dann fragen, was wir zu vertuschen versuchen.“
„Ich sehe, daß es unsere Siegeschancen verbessern würde, wenn wir Serane zur Aussage bewegen könnten“, meinte Hedgewick. „Aber wie wollen Sie ihn dazu bringen? Soviel ich weiß, hat er uns unter recht unangenehmen Umständen verlassen.“
Jetzt kam es. Und das war erst der Anfang. Paul räusperte sich. „Wir müssen eine Atmosphäre schaffen … ihm zeigen, daß er wohlangesehen ist … daß wir seine großartigen wissenschaftlichen Fähigkeiten anerkennen.“
„Was meinen Sie damit?“ fragte Hedgewick scharf.
„Der Jahrespreis für den wertvollsten Chemiker könnte an Serane gehen“, sprudelte Paul hervor.
„Ich dachte, der Computer hätte Fred für dieses Jahr als Chemiker Nummer eins nominiert“, bemerkte Hedgewick.
„Das stimmt“, sagte Paul. „Zum Gegenbeweis kann ich nur ein kleines Experiment vorschlagen.“
„Sie meinen, jetzt und hier?“
„Es ist sehr einfach, Mr. Hedgewick. Sie können es selbst tun. Stellen sie dem Computer zwei Fragen. Die erste Frage lautet: ‚Wie heißt der beste Chemiker der Chemischen Betriebe Ashkettles im Jahre 2006?’“
„Gut.“ Hedgewick griff nach dem Mikrophon auf Kussmans Kredenz. „Wie heißt der beste Chemiker der Chemischen Betriebe Ashkettles im Jahre 2006?“
Unverzüglich antwortete Kussmans Stimme aus dem Lautsprecher des Computers: „Dr. Frederick Kussman.“
Hedgewick schaute Paul erwartungsvoll an.
„Die zweite Frage lautet: ‚Wer war der beste Chemiker, bevor du angewiesen wurdest, Dr. Kussman zu benennen?’“
Plötzlich war es totenstill im Raum. Verblüfft starrte Hedgewick zu Paul und dann zu Kussman hinüber. Kussmans Gesicht lief rot an und wurde dann weiß. Paul sah, wie die Lippen des Mannes sich bewegten. Es sah aus, als formten sie die Worte: Du … gott … verdammter …
„Fred …?“ sagte Hedgewick ruhig.
„Na ja, ich habe vielleicht dazu beigetragen, das Denken des Computers bis zu einem gewissen Grad zu bereinigen. Nur im Interesse des Unternehmens, kann ich Ihnen versichern.“ Er warf Paul einen finsteren Blick zu.
Jetzt saß er in der Tinte. Und dabei hatten sie noch gar nichts gehört. Paul war erstaunt über seine eigene Gelassenheit. Er fuhr fort: „Während wir hier in der Firma den Preis als eine große Ehre betrachten, dürfte dieser Preis per se, mit seinem Barwert von nur fünfzig Dollar, einem
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