Der Kater läßt das Mausen nicht
schließlich die ganze
Nacht Zeit, oder etwa nicht?«
»Würde ich nicht sagen«, widersprach
Silvester Lomax. »Sieh mal, Fred, wir sitzen hier nicht einfach faul auf
unserem Hintern rum wie du und deine Männer im Polizeirevier. Wir sind die
ganze Zeit auf den Beinen, besonders nachts. Die beiden Wachmänner draußen
müssen genau ihre Runden einhalten, und ihre Routen kreuzen sich sozusagen
immer wieder, damit sie sich gegenseitig im Auge behalten können, wenn einer
von ihnen mal in Schwierigkeiten geraten sollte. Außerdem haben wir hier
Signallampen montiert, so daß der Mann im Büro genau sieht, wenn die Wachmänner
nicht auf die Minute pünktlich an der Stechuhr sind. Das ist eine andere
Sicherheitsmaßnahme. Alle Wachmänner haben zwar Walkie-talkies bei sich, aber
wenn jemand sie vielleicht von hinten schnappt, können sie die Dinger nicht
benutzen. Purvis Mink war gestern nacht mit Lonz draußen, und ihr kennt ja
Purve. Wenn Purve in der Nähe ist, kann keiner irgendwas anstellen, ohne daß
der es merkt. Und Lonz würde das sowieso nicht tun.«
»Woher willst du das wissen?«
»Weil er ein Freund von Silvester ist«,
sagte Clarence.
Die beiden Lomax-Brüder falteten ihre
sehnigen Arme über ihrer sauberen grünen Uniform und standen unerschütterlich
und fest wie der Fels unter ihren Füßen da. Ottermole gab auf und holte seine
Autoschlüssel wieder hervor.
»Okay, Jungs. Danke. Wir machen uns
jetzt besser auf die Socken. Kommen Sie auch mit, Präsident?«
Thorkjeld Svenson bedauerte sehr, zurückbleiben
zu müssen, weil er zu einem verdammten Treffen mußte. Shandy dachte an den
Riesenstapel Klausuren, der noch auf seinen kritischen Rotstift wartete, an die
Sämlinge in seinem Treibhaus, die er sich eigentlich hatte ansehen wollen, und
an mindestens 17 andere Dinge, die er sich an diesem angeblich freien
Nachmittag zu erledigen vorgenommen hatte, und sagte dann: »Ich komme mit.«
»Ich dachte mir, es wäre
Zeitverschwendung, sich noch weiter mit den beiden zu befassen«, knurrte
Ottermole, als er und Shandy wieder in den Streifenwagen einstiegen. »Die sind
so stur wie Maulesel, alle beide. Natürlich wollen sie auf keinen Fall zugeben,
daß Silvester einen Fehler gemacht hat, als er Bulfinch eingestellt hat. Hölle
auch, man kann einem Mann doch nicht bloß deshalb trauen, weil man vor 30 oder
40 Jahren mit ihm irgendwo in einer Armeekneipe ein paar Bier gekippt hat.«
Shandy räusperte sich. Ottermole
schwieg. Sie fuhren über eine Nebenstraße zu dem hübschen einstöckigen
Cape-Cod-Haus von Silvester Lomax und blieben vor der Auffahrt stehen, wobei
sie einem nicht gerade neuen, aber gepflegten Chevvie den Weg versperrten.
»Damit er nicht etwa den Wagen nimmt
und uns durch die Lappen geht«, erklärte Ottermole.
Shandy verkniff sich die Bemerkung, daß
es für den Chevvie ein leichtes sein würde, sich über den Rasen davonzumachen,
wenn der Wagen überhaupt Alonzo Bulfinch und nicht etwa Mrs. Silvester Lomax
gehörte, die gerade im Begriff war, mit einem Korb voll Gebäck in der Hand das
Haus zu verlassen. Er konnte sich vorstellen, daß jetzt die Fetzen fliegen
würden, und wurde nicht enttäuscht.
»Fred Ottermole, ist ja kaum zu
glauben! Kommst wohl, um dir von meinem Mann ein paar Tips für deine Arbeit zu
holen, oder? Da hast du aber leider Pech gehabt, denn Silvester ist noch nicht
zu Hause. Als erstes hätte er dir sicher sagen können, daß es sich für einen
erwachsenen Mann nicht gehört, anderen Menschen die Auffahrt zu blockieren. Ich
werde von den Frauen vom Kirchenverein erwartet und muß früh genug da sein,
denn ich soll das Teewasser kochen. Am besten bewegst du also deine alte
Klapperkiste möglichst schnell hier weg, oder es wird dir bald leid tun. Maude,
die Frau von Clarence, hat gerade gestern noch gesagt, dein Gehirn sei nicht
mal so groß wie das einer ausgewachsenen Henne, aber ich hab’ dich verteidigt
und gesagt, das es in etwa schon die Größe hat. Soll ich jetzt über dich
rüberfahren oder durch dich durch? Es liegt ganz bei dir. Maude wartet darauf,
daß ich sie abhole, und ich bin schon spät dran.«
Murrend begab sich Ottermole wieder zu
seinem Streifenwagen.
Shandy nahm Mrs. Lomax den Picknickkorb
ab, begleitete sie zu ihrem Che wie und nutzte die Gelegenheit, mit ihr ein
paar Worte zu wechseln. »Wir sind eigentlich gekommen, um uns mit Mr. Bulfinch
zu unterhalten.«
»Lonz? Warum denn das?«
»Nun ja — eh — ich vermute, Sie haben
bereits von
Weitere Kostenlose Bücher