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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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der Sache mit Professor Ungley gehört?«
    »Betsy hat mich angerufen.«
    »Aber vielleicht wissen Sie nicht, daß
Bulfinch einer der Erben ist?«
    »Nun, davon habe ich ja noch gar nichts
—!« Mrs. Lomax verstaute ihren Korb im Wagen, legte ihre Handtasche auf den
Beifahrersitz und schwang sich hinter das Lenkrad. Dann drehte sie das Fenster
herunter und streckte ihren Kopf heraus. »War Betsy das etwa bekannt?«
verlangte sie mit Donnerstimme zu wissen.
    »Sicher nicht. Ich glaube nicht, daß
irgend jemand davon etwas wußte, mit Ausnahme von Henry Hodger, dem Anwalt.«
    »Oh, dieser alte —«
    Sie trat mit voller Wucht auf das
Gaspedal und fuhr rückwärts auf die Straße, eingehüllt in eine Staubwolke.
Ottermole hatte gut daran getan, seinen Streifenwagen wegzuschaffen.
    Der Polizeichef schien Mrs. Lomax ihren
kleinen Ausfall nicht nachzutragen. Er grinste ihr lediglich hinterher und
bemerkte: »Wird sicher ein recht lebhaftes Treffen da unten im Kirchenverein.
Also, ich denke, es ist Zeit, unser Dornröschen aus seinem Schönheitsschlaf zu
wecken.«
    Er überprüfte noch einmal, ob er die
Handschellen parat hatte, und bewegte sich in Richtung Haus, blieb aber
plötzlich stehen. »Sagen Sie mal, wie wäre es, wenn Sie die Hintertür nehmen
würden, damit er uns nicht abhauen kann?«
    »Warum sollte er das?« wandte Shandy
ein. »Er weiß doch gar nicht, warum wir hier sind. Außerdem haben Sie gegen ihn
auch noch gar nichts in der Hand.«
    »Was wollen Sie denn damit sagen? Er
hatte doch schließlich ein Motiv und Gelegenheit genug, es in die Tat
umzusetzen, oder etwa nicht?«
    »Das hatten mehrere andere Leute auch.«
    »Und wer zum Beispiel?«
    »Jeder, der sich Ungleys Vortrag über
Federmesser hat anhören müssen, soweit ich Mrs. Lomax Glauben schenken kann.
Außerdem dürfen Sie nicht vergessen, daß die Historische Gesellschaft genauso
viel erbt wie Bulfinch.«
    Das College allerdings auch, aber
Shandy hielt es für besser, diesen Gedanken nicht laut zu äußern. Thorkjeld
Svenson hatte weiß Gott schon genug Probleme.
     
     
     

Kapitel 9
     
     
     
     
     
     
    O ttermole war nicht an anderen
Verdächtigen interessiert. Er überlegte: »Meinen Sie, ich sollte zuerst klopfen
oder einfach hineinstürmen?«
    »Warum schauen Sie nicht zuerst nach,
ob die Tür überhaupt abgeschlossen ist?« schlug Shandy vor.
    Sie schauten nach, die Tür war nicht
abgeschlossen, also stürmten sie einfach hinein. Das Treppenhaus lag direkt vor
ihnen, sie stürmten also immer weiter, bis sie sich in einem strahlend sauberen
kleinen Korridor mit mehreren Türen befanden, von denen eine geschlossen war.
Aus dem Inneren des Zimmers erklangen friedliche, leise, rhythmische
Schnarchtöne. Ottermole riß seinen Dienstrevolver heraus und wollte mit dem
Kolben gegen die Türfüllung schlagen, doch Shandy hinderte ihn daran.
    »Wenn Sie das Holz hier beschädigen,
macht Ihnen die Lomax-Familie todsicher die Hölle heiß.«
    »Huh«, sagte Ottermole, klopfte dann
aber mit der Faust gegen die Tür.
    Sofort hörte das Schnarchen auf, eine
Stimme rief: »Eine Sekunde!«, und dann hörten sie Geräusche, die sich wie das
Kramen nach Pantoffeln und Morgenmantel anhörten. Beinahe auf die angekündigte
Sekunde genau wurde die Tür von einem kleinen, dünnen Mann geöffnet, dessen
schütteres graues Haar ordentlich gekämmt und dessen Bademantelgürtel
ordentlich zusammengebunden war.
    »Tut mir leid, daß ich die Türklingel
nicht gehört habe«, entschuldigte er sich. »Evelyn muß schon weg sein zu ihrem Treffen.
Sagen Sie mal, sind Sie nicht Fred Ottermole? Was ist denn passiert? Brauchen
Sie mich drüben in der Wachstube?«
    »Nein, ich brauche Sie genau hier, wo
Sie jetzt sind.«
    »Dann stehe ich selbstverständlich zu
Ihrer Verfügung. Kommen Sie bitte herein.«
    Bulfinch machte die Tür für sie frei.
»Entschuldigen Sie bitte, daß mein Bett nicht gemacht ist, aber ich hatte
Nachtschicht, und danach habe ich Evelyn ein bißchen im Haus geholfen. Dachte
mir, ich könnte mich immer noch aufs Ohr legen, wenn das Haus leer ist. Ach
herrje, Fred, ich dachte die ganze Zeit, daß Sie allein sind. Professor Shandy,
nicht wahr? Was für eine unerwartete Ehre, Professor. Vielleicht gehen wir doch
besser nach unten ins Wohnzimmer. Evelyn hätte sicher nichts dagegen.«
    »Hier ist es doch auch nett.« Shandy
setzte sich auf das ungemachte Bett. »Es tut uns leid, Sie so aufzuschrecken,
aber es ist leider etwas passiert. Wir haben einen

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