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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Mord aufzuklären.«
    »Auf dem Campus?«
    »Nein, in der Stadt. Hinter dem Museum.
Es handelt sich um Professor Ungley.«
    »Ungley?« Aus irgendeinem Grund klang
Bulfinch eher freudig erregt als betroffen. »Sie wollen damit doch nicht etwa
sagen, daß es hier in Balaclava Junction Ungleys gibt?«
    »Jetzt reicht es aber, Bulfinch«, sagte
Ottermole. »Versuchen Sie bloß nicht, uns hier was vorzumachen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie
sprechen, Fred.« Bulfinch sah aus, als ob er es wirklich nicht wüßte. »Warum
sollte ich Ihnen etwas vormachen?«
    »Wir wissen, daß Sie mit Ungley
verwandt sind.«
    »Im Ernst? Ich wußte zwar, daß ich hier
in der Gegend Verwandte habe, die Ungley heißen, und wollte sie auch irgendwann
besuchen, sobald ich mich eingelebt hätte, aber der neue Job und die
Wohnungssuche nehmen ganz schön viel Zeit in Anspruch, so daß ich nicht dazu
gekommen bin. Sind Sie ganz sicher, daß er mit mir verwandt ist, Fred?«
    »Ihr Name steht in seinem Testament.
Alonzo Bulfinch. Das sind Sie doch, oder?«
    »So steht es jedenfalls in meiner
Geburtsurkunde. Aber wie kommt es, daß er mich in seinem Testament erwähnt,
wenn er mich nicht einmal gekannt hat?«
    »Er wußte aber von Ihnen. Hat
behauptet, Sie wären sein einziger lebender Verwandter.«
    Bulfinch strich mit der Hand über sein
glattes Haar. »Ich habe keine Ahnung, ob das stimmt. Ich glaube, meine Mutter
hat mal gesagt, daß die Ungleys so ziemlich ausgestorben seien. Sie war selbst
eine Ungley und froh genug, als sie den Namen gegen Bulfinch eintauschen
konnte, obwohl sie sich nicht lange daran hat freuen können, die Ärmste. Mutter
ist gestorben, als ich erst neun war. Ich habe natürlich den Bulfinches in
meiner Familie immer näher gestanden. Sie hatte zwar einen Bruder, aber ich
dachte immer, der sei schon lange tot. Er muß viel älter gewesen sein als meine
Mutter.«
    Ottermoles Augen verengten sich zu
Schlitzen. »Wozu erzählen Sie uns eigentlich das ganze Zeug über Ihre Familie?
Interessiert es Sie gar nicht, wieviel er Ihnen hinterlassen hat?«
    Bulfinch zuckte mit den Schultern.
»Wahrscheinlich ist es nicht besonders viel, da wir uns nie im Leben gesehen
haben. Wahrscheinlich irgendwelche Gegenstände, die in der Familie bleiben
sollen. Ich bin nie ein Mensch gewesen, der aufs Erben aus ist. Es ärgert mich
nur, daß ich ihn die ganze letzte Woche hätte sehen können und daß ich jetzt
nie mehr die Möglichkeit dazu haben werde. Ob er wohl gewußt hat, daß ich in
der Stadt war?«
    Da Hodger es gewußt hatte, war
anzunehmen, daß auch Ungley Kenntnis davon hatte, aber Shandy behielt diesen
Gedanken aus Höflichkeit lieber für sich. »Wie hätte er? Er war, wie Sie schon
bemerkten, ein alter Mann und führte ein — eh — ziemlich zurückgezogenes
Leben.« Er versuchte sich Ungley in der Rolle als wiedergefundenen Onkel
vorzustellen, was ihm aber nicht gelang. »Wie kommt es, daß Sie hier bei uns
gelandet sind, Mr. Bulfinch?«
    »Ganz einfach: Silvester hat mich
eingeladen. Wir waren zusammen beim Militär, davon haben Sie sicher schon
gehört, und wir haben auch nach dem Krieg den Kontakt nicht abgebrochen. Ich
lebte in Detroit — meine Frau stammte daher — , aber Sie wissen ja, wie es
heutzutage in der Automobilindustrie zugeht. Als die Jobs immer knapper wurden,
haben sie einige von uns Älteren gefragt, ob wir uns nicht vorzeitig
pensionieren lassen und die Stellen den Jüngeren überlassen wollten, die noch
Familien zu ernähren haben. Ich wollte eigentlich noch gar nicht aufhören zu
arbeiten, aber mir blieb wenig anderes übrig, als ja zu sagen. In meinem
nächsten Brief an Silvester habe ich meine Entlassung erwähnt, und er hat mir
zurückgeschrieben, daß er und Clarence eine Stelle für mich hätten, und
gefragt, ob ich nicht Lust hätte, wieder zurück in den Osten zu ziehen. Es gab
nichts, das mich in Detroit gehalten hätte — meine Frau lebt nicht mehr, und
die Kinder sind alle verheiratet und weggezogen also habe ich zugesagt, und
jetzt bin ich hier.«
    »Sie haben der Familie Lomax gegenüber
nie erwähnt, daß Sie mit den Ungleys verwandt sind?«
    »Hätte ich das getan, hätten sie mir
doch sicher erzählt, daß es hier einen Professor Ungley am College gab, oder
etwa nicht? Also, Sie haben gesagt, mein Onkel sei ermordet worden? Ich war
noch nicht ganz wach, als Sie hereinkamen, und ich bin mir nicht sicher, ob ich
alles richtig verstanden habe. Was ist passiert?«
    »Man hat ihn mit dem

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