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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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Strecke hügelabwärts lag vor mir.

    Die IRA verwendet Quecksilberschalter, weil sie erst dann auslösen, wenn das Quecksilber bei Anstieg oder Gefälle einen Kontakt herstellt. Bleibt das Quecksilber in der Waage, ist die Bombe gesichert, sie kann also Tage oder gar Wochen unter einem Wagen schlummern. Sobald man aber damit losfuhr, kam man früher oder später unweigerlich an einen Hügel …
    Ich sah zur Frontscheibe hinaus. So also sah der Tod aus.
    Victoria Council Estate, eine trostlose Sozialbausiedlung am Rande des ausgezehrten Carrickfergus, selbst ein Anhängsel der sterbenden Stadt Belfast. Grau, klamm, ungeliebt. Ein Ghetto-Supermarkt, ein Buchmacher, ein verfallenes Haus, die Giebelseite mit einem riesigen Wandbild bemalt: gekreuzte AK-47 über der Roten Hand von Ulster.
    Es ging steiler bergab. Ich hielt den Atem an, als Dolly Parton zur Sache kam:
    W hen I was young and in my prime,
    I left my home in Caroline.
    Now all I do is sit and pine
    For all the folks I left behind …
    Ich ballte die Fäuste.
    Zählte: Eins. Zwei. Drei.
    Die Straße verlief wieder flacher.
    Die Bombe war nicht hochgegangen.
    Es gab keine Bombe. Die Gefahr war vorüber.
    Ich fuhr auf den Parkplatz vor dem Zeitungsladen.
    Wiedergeboren.
    Ich hatte noch das ganze Leben vor mir …
    Bis zum nächsten Bockmist.

6
DER LANGE SCHLIMME SAMSTAG
    Ich stellte den Motor ab und hockte in meinem kleinen existenziellen Gefängnis, bevor ich ausstieg und das größere existenzielle Gefängnis Nordirland betrat.
    Der Parkplatz war leer; ich sah unter dem Wagen nach, nur um sicherzugehen. Nichts, natürlich.
    Ich grüßte Oscar McDowell und überflog die Titelseiten. »Liz Taylor Zusammenbruch«, lautete die Schlagzeile der Sun und des Daily Mirror . »Ripper-Prozess letzter Tag«, brachte die Daily Mail . »Verwirrung bei Royal Wedding«, verkündete der Daily Express . Ein paar irische Zeitungen berichteten von den Unruhen zum Gedenken an Frankie Hughes und spekulierten, welcher der Hungerstreikenden wohl als Nächstes sterben mochte, andere berichteten von Mr Burtons Ex.
    »Was ist denn mit Liz Taylor?«, fragte ich Oscar.
    »Kauf dir die Zeitung, dann weißt du’s«, entgegnete er.
    Ich kaufte mir stattdessen eine Schachtel Marlboro Lights, einen Mars-Riegel und eine Cola. Oscar gab mir das Wechselgeld zurück und sah mich komisch an.
    »Was denn?«, fragte ich.
    Er betrachtete seine Schuhe und räusperte sich. »Du bist doch Polizist, Sean, oder?«
    »Ja«, antwortete ich argwöhnisch.
    »Hör mal, gibt es … kannst du nicht mal was wegen der Jungs unternehmen?«
    »Welche Jungs?«
    »Ich hab die Schnauze voll. Wir kommen kaum über die Runden. Es hat doch keiner mehr Geld. Die Zeitschriftenabossind um die Hälfte zurückgegangen, seit ICI dichtgemacht hat. Aber das kann man denen ja nicht beibringen … Du weißt schon, was ich meine.«
    Ja, das wusste ich. Er sprach von den Schutzgeldern, die er Woche für Woche an die Paras abzudrücken hatte, von dem Geld, das er direkt aus der Kasse an örtliche Ganoven zahlen musste, damit sie ihm nicht die Bude abfackelten.
    »Was zahlt man denn so heutzutage?«, fragte ich.
    »Bobby verlangt hundert Pfund die Woche. Das schaff ich nicht. Nicht bei dieser Wirtschaftslage. Unmöglich! Kannst du mal mit ihnen reden, Sean? Damit sie vernünftig werden? Geht das?«
    »Ich kann da gar nichts machen, Oscar. Wenn du eine Aussage machen willst, ist das was anderes, aber du wirst nicht aussagen, richtig?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nur über meine Leiche!«
    »Na dann, wie gesagt, da kann ich nichts machen.«
    »Es gibt doch bestimmt irgendeine inoffizielle Verbindung, Sean, wo du einfach mal mit denen reden kannst, oder? Nur um ihnen zu sagen, dass sie bei dieser Wirtschaftslage einfach zu viel verlangen. Wenn ich zumachen muss, verlieren doch alle dabei.«
    »Ich kann mich nicht mit ihnen treffen. Die interne Ermittlung würde das für eine ungesetzliche Absprache halten.«
    »Kein offizielles Treffen oder so was. Ich meine nur, wenn du während der Ausübung deines Dienstes diesen Herren über den Weg läufst, vielleicht kannst du ja mal eine Bemerkung machen.«
    Ich nahm meinen Riegel, die Zigaretten und die Cola. »Der Bobby, den du erwähnt hast, ist wohl Bobby Cameron von der Coronation Road, nehme ich an?«
    »Du hast von mir keinen Namen gehört.«
    »Okay, mal sehen, was ich tun kann.«
    Oscar seufzte erleichtert. »Hier, du hast deine Zeitungen vergessen«, sagte er und drückte mir die Times

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