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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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Fichten und Tannen. Der Ranger wartete am südwestlichen Zugang.
    »Da ist er«, sagte ich und hielt den Land Rover an. Der schlanke, ältere Mann mit rotem Gesicht und kurzgeschnittenen grauen Haaren trug eine Barbour-Jacke, Wanderstiefel und ein flaches Käppi.
    »Alle Mann aussteigen!«, sagte ich zu Crabbie auf dem Beifahrersitz und Matty hinten.
    »De Sloot«, sagte der Ranger mit holländischem Akzent. Wir gaben uns die Hand, und ich half Matty beim Auspacken. De Sloot war ganz geschäftsmäßig. »Hier entlang, bitte«, sagte er. Wir folgten ihm über einen Einschnitt im Wald einen steilen Hügel hinauf in einen der älteren Abschnitte des Fichtenwalds.
    Die Bäume waren hoch und standen dicht beieinander. So dicht, dass der Waldboden eine dunkle, leblose Einöde aus Fichtennadeln war. Als wir tiefer in den Wald kamen, mussten wir unsere Taschenlampen einschalten. Die Hügelflanke zeigte nach Norden, und es war gut fünf, sechs Grad kühler als außerhalb des Waldes. In den Senken und an den Felsen fanden sich sogar noch Schneeflecken, die den Frühlingsregen überstanden hatten.
    »Wer hat die Leiche gefunden?«, fragte ich De Sloot.
    »Ich. Meine Hunde, besser gesagt. Uns wurde gemeldet, ein Fuchs hätte Schafe angegriffen, und ich dachte schon, sie hätten ihn gefunden oder vielleicht einen Dachs, aber natürlich habe ich mich geirrt.«
    »Sie haben den Fuchs gesehen?«
    »Nein, das war eine Meldung.«
    »Wer hat ihn gemeldet?«, setzte ich nach.
    »Ein Mann«, antwortete De Sloot.
    »Welcher Mann?«, beharrte ich.
    »Ich weiß nicht. Ich habe heute Morgen einen Anruf bekommen, ein Fuchs habe Schafe angegriffen und sei im Woodburn Forest verschwunden.«
    »Beschreiben Sie mir die Stimme des Mannes.«
    »Nordire? Glaube ich. Männlich.«
    »Was noch? Wie alt?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Was genau hat er gesagt?«
    De Sloot dachte einen Augenblick nach. »Er fragte mich, ob ich der Ranger für Woodburn Forest sei. Ich sagte ja. Dann sagte er: ›Ein Fuchs hat die Schafe aufgescheucht. Ich habe ihn in den Woodburn Forest huschen sehen.‹ Das war alles. Dann hat er aufgelegt.«
    »Um welche Uhrzeit war das?«, wollte Crabbie wissen.
    »Um zehn Uhr etwa, vielleicht halb elf.«
    »Und wann haben Sie die Leiche gefunden?«
    »Kurz nach zwei. Es ist ziemlich tief im Wald, sie werden sehen.«
    »Ja.«
    »Aye, und wie weit ist es noch, verdammt?«, fragte Matty und mühte sich mit seiner Taschenlampe und der Spurensicherungsausrüstung ab.
    »Ich nehm Ihnen was ab«, sagte ich und nahm eine der Taschen.
    »Noch ein gutes Stückchen«, meinte De Sloot fröhlich.
    Die Bäume wurden noch dichter, und es war so dunkel, dass wir ohne Taschenlampen wohl kaum unseren Weg gefunden hätten. Der Anstieg wurde immer steiler. Ich fragte mich, wie hoch wir wohl schon waren. Dreihundert Meter? Dreihundertfünfzig? Ich war froh, dass ich heute Zivil trug. Die Polizeiuniformen aus Polyester waren bei jeder Art von extremem Wetter der reinste Mord. Ich zog das Jackett aus und warf es mir über die Schulter.
    Wir blieben stehen, um Luft zu holen. De Sloot bot uns einen Schluck Wasser aus seiner Feldflasche an. Wir tranken, bedankten uns und marschierten weiter über den dunklen leblosen Teppich aus modernden Fichtennadeln, bis De Sloot uns bedeutete stehen zu bleiben. »Hier«, sagte er und wies auf eine schneegefüllte Senke im Windschatten eines besonders massigen Baumes.
    »Wo?«, fragte ich. Ich sah nichts.
    »Neben dem grauen Fels«, antwortete De Sloot.
    Ich richtete meine Taschenlampe auf die Stelle, und dann sah ich sie.
    Sie war vollständig bekleidet und baumelte unter einem Eichenast. Sie hatte eine Schlinge daran befestigt, ihren Kopf hineingesteckt, war von einem Baumstumpf gestiegen und hatte es bereut.
    Fast jeder, der sich erhängte, machte es falsch. Der Knoten der Schlinge sollte einem das Genick brechen und einen nicht erwürgen.
    Lucy hatte verzweifelt versucht, sich durchs Seil zu kratzen, hatte sogar geschafft, einen Finger zwischen Seil undKehle zu bekommen. Es hatte nichts genützt. Sie war blau angelaufen. Die Augen waren hervorgequollen, der rechte Augapfel baumelte an ihrer Wange herab.
    Abgesehen davon und von der leblosen Art, wie der Wind mit ihrem braunen Haar spielte, wirkte sie gar nicht tot. Noch hatten die Vögel sie nicht entdeckt.
    Sie war Anfang zwanzig, eins achtundfünfzig bis eins sechzig, blass und vor gar nicht langer Zeit schön gewesen.
    »Sie hat ihren Führerschein auf dem Baumstumpf da

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