Der Katzenelf (German Edition)
seinem Fell.
Sie blieb vor einem Juwelierladen stehen und starrte noch gefangen in ihrer Traumwelt auf die gleißenden Schmuckstücke. Plötzlich entdeckte Isa eine kleine rote Koralle im Fenster. Ihr fiel das Steinbuch ihrer Großmutter ein und die Stelle, wo sie alles Wissenswerte über den Türkis gelesen hatte. Die Koralle war nicht teuer und so betrat sie das Geschäft. Als sie vorsichtig das rote zarte Ding befühlte, zuckte in Sekundenschnelle ein Bild in ihren Gedanken auf. Eine riesige Höhle mit einem unterirdischen türkisfarbenen See! Nur ein kurzer Augenblick, dann war diese blitzartige Fantasie fort. Doch Isa verstand. Isa ließ sich das Korallenstückchen in ein Amulett fassen, versehen mit einem goldenen Deckel, der sich mit leichtem Klicken öffnete. Sie bezahlte im Voraus und bat den Goldschmied, ihr das Schmuckstück nach Fertigstellung per Post zu schicken. Das Gold des Amulettes war viel teurer als die Koralle, doch sie wusste, dass sie das fragile Gebilde sicher verwahren musste, weil sie es brauchen würde.
Benno besuchte Rubina nun sehr häufig und blieb meistens über Nacht. Doch nachdem er einige Zeit lang regelmäßig mit ihr geschlafen hatte, wurde sein Kopf und sein Herz wieder klarer und seine Liebe zu wohlüberlegtem Kalkül kehrte zurück. Er überlegte, wie er seine Geliebte und seine geschäftlichen Pläne angenehm miteinander verbinden konnte. Noch hatte sie ihn nicht gebeten, zu ihr aufs Schloss zu ziehen, was er ungewöhnlich fand, denn die Frauen, die er kannte, wollten ihn meist mit Haut und Haar besitzen.
Rubina war finanziell unabhängig und wahrscheinlich viel vermögender als er und obwohl sie dauernd seine Gegenwart einforderte, fühlte er sich noch nicht zu sehr eingeengt. Sie war eine unersättliche Geliebte und er genoss ihre erotischen Fertigkeiten, doch sie war auch sehr launisch und unberechenbar. Deshalb dachte er manchmal wieder heimlich und mit einem leisen Bedauern an Isa und ihr fröhliches ausgeglichenes Naturell. An ihre Freude an kleinen Dingen, ihr glückliches Lächeln, ihre Liebe zu allem Lebenden und an ihre naive Gutherzigkeit.
Rubina war ganz anders. Sie nahm seine Aufmerksamkeiten huldvoll und mit einem geheimnisvollen Kräuseln ihrer Lippen zur Kenntnis, doch ob sie sich an dem teuren Diamantring, den er ihr schenkte, freute, wusste er nicht. Sie sah leise lächelnd auf den strahlenden Stein nieder und steckte das Schmuckstück auf ihren zarten Finger. Sie drehte es im Licht und er beobachtete, wie das freundliche Lächeln unerwartet gefror und sie den kostbaren Stein plötzlich mit kalt leuchtenden, dunklen Augen betrachtete und ihre Mundwinkel sich unzufrieden nach unten senkten.
Verwundert und gekränkt fragte er sie: „Gefällt dir der Ring nicht, Liebste? Ich kann ihn gerne umtauschen wenn du einen anderen Stein möchtest. Du weißt doch, Diamanten sind unvergänglich! Etwas für die Ewigkeit, nicht wahr?“ Einen Moment lang sah sie ihn an und ihr Blick war einen kleinen Augenblick so voller Gier, dass er erschrak, denn plötzlich schien ihm, als hätte eine eiskalte Hand sich wie im Würgegriff um seinen Hals gelegt. Es war nur sekundenlang, dann warf Rubina ihre dunklen schwarzrot schimmernden Haare zurück und lachte ihn an: „Danke mein Lieber, danke für den wunderschönen Ring! Der Diamant hat mich einen Momentlang an ein anderes Schmuckstück erinnert, das ich vor langer Zeit verloren habe!“ Sie sah wieder auf ihre Hand und meinte dann mit einem sehr eigenartigen Tonfall: „Es war ein sehr, sehr wertvoller Diamant, weißt du, unersetzbar und kostbarer als alles was ich jemals besessen hatte!“
Verletzt und wütend starrte er sie an. Doch sie warf ihre weichen Arme um seinen Hals und flüsterte: „Das hat nichts mit dir und deinem wunderbaren Geschenk zu tun, Geliebter, es war vor sehr langer Zeit in einer anderen Welt. Komm gehen wir ins Turmzimmer, ich sehne mich so nach dir!“ Als sie ihre kleinen spitzen Brüste an seinen Körper drängte vergaß er sofort die Kränkung und nahm ihre Hand. Während sie durch den Flur gingen, bemerkte er, wie sich eine Türe am Ende des Korridors öffnete. Eine wuchtige Gestalt in einem seidenen, roten Schlafmantel stand kurz im diffusen Licht. Doch das Wesen verschwand sofort wieder im Zimmer. Es war nicht Dana, sondern ein sehr großer Mann, doch er roch nach Danas schwerem Parfum: Orangen, Sandelholz und Zimt. Amüsiert dachte Benno: „Devananda hat also einen Konkurrenten, sieh mal
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