Der Katzenelf (German Edition)
richtete sein leuchtendes Funkeln gegen Thyras Leib.
Sie rief mit lauter Stimme: „Rubin, Stein der Macht! Ich, Mondiana, deine künftige Herrin und Königin aus dem Verborgenen Reich und Sonnas dein Herr, befehlen dir, uns zu gehorchen! Hilf uns diesen sinnlosen Tod zu verstehen und zeig uns das Böse, das in diesem Land geschehen ist!“ Der Stein begann zu leuchten und zu strahlen, Thyras Körper war plötzlich in sein Rotes Feuer getaucht und glühte, als würde er verbrennen. Das Leuchten und Emporlodern des flammenden Lichtes verstärkte sich.
Plötzlich glitten in schnellem Ablauf Bilder durch den Raum.
Leicht verzerrt sah man Yaruba wie sie die Ratte in Thyras Zimmer brachte und dann, in einem Sack den Taipan, der sofort auf das vor Schreck erstarrte Tier losging.
Im Hintergrund konnte man eine Gestalt in hellem Leinen ausmachen, deren Kapuze tief heruntergezogen war und die, mit einer Lanze bewaffnet, die sie abwehrend gegen das Reptil richtete, die Schlange beobachtete, sich aber ansonsten völlig ruhig verhielt. Der Taipan bemerkte sie gar nicht. Er hatte soeben die Ratte gebissen und zog sich in einen Winkel des dunklen Zimmers zurück um den Tod seiner Beute abzuwarten, als die Drachenkönigin mit Sawa eintrat, die unter dem Türrahmen des Zimmers stehen blieb. Sonnas und die Frauen erkannten, wie Thyra angeekelt die jetzt tote und noch warme Ratte hochhielt und die Schlange, gereizt aus ihrem Versteck hervorschnellte und sich im Hals der Drachenkönigin verbiss. Sie sahen Thyra fallen, hörten Sawas Schrei und das hektische Vorbeihuschen der Gestalt mit der Kapuze, die versuchte, so schnell wie möglich aus dem Zimmer zu eilen, da man auch bereits den nahenden Schritt der Palastwache vernahm. Alle Drei bemerkten, wie der flüchtenden Gestalt die große Kapuze zurückfiel und voller Abscheu erkannten sie, dass es Rubina war, die aus dem Zimmer entschwand. Dann verblassten die Bilder, die der zauberkräftige Rubin sandte.
Die Weise Alte trat nun in das rote Leuchten und hielt den goldenen Behälter mit den Organen über Thyras Leib.
Wieder erstrahlte der Stein und in seinem Glühen richtete sich die Drachenkönigin plötzlich auf. Leben kehrte in ihren Körper zurück und sie öffnete weit ihre Augen. Sofort trat Sonnas zu ihr und hielt seinen Bergkristall vor ihr Gesicht. „Geliebte Thyra sieh in diesen Stein der Klarheit. Schau ganz tief in ihn hinein, habe keine Angst!“ Und die Drachenkönigin starrte in das Innere des Bergkristalls.
Sie spürte wie das Strahlen des Steines auf ihrer Haut prickelte und sein Licht sie machtvoll mit sich zog und dann fühlte sie, wie ihr Blut wieder warm in ihren Adern pulsierte. Sie war plötzlich so lebendig und frei! Dann glänzten weiß sprühende Funken auf und hüllten den Raum in ein helles, silberklares Licht.
Die Kerzen verloschen mit einem Schlag und ein eisiger Hauch, der wie Schnee im Hochgebirge roch, wehte die Anwesenden an. Ein Sturm donnerte über sie hinweg. Sonnas, Mondiana und die Weise Alte sahen einen Palast der wie Seeopal schimmerte. Mächtig und hoch aufragend wie ein riesiger Berg, strahlten seine Mauern, weiß flammend und doch wie aus Eis in einen grauen, düsteren Himmel. Diese Gebäude leuchteten durchsichtig rosa-weiß, schimmerten und strahlten, und tausende Kristalle funkelten und glitzerten wie Sterne in einer klaren Winternacht.
Mondiana, Sonnas und die Weise Alte hielten sich fest umklammert, damit dieses seltsame Licht sie nicht auch mitzog und alle drei stürzten zu Boden. Der Bergkristall entglitt Sonnas Händen. Im Pavillon wurde es nachtschwarz dunkel.
Dann war der Sturm plötzlich vorüber.
Langsam und zitternd standen sie auf, entzündeten die Lampen und sahen auf die Bahre.
Thyras Körper war fort. Nur versengte Stofffetzen ihres Prunkgewandes lagen noch dort und die Drachenkrone glimmerte unberührt am Boden.
Das goldene Gefäß mit den Organen der verstorbenen Drachenkönigin stand daneben und als Mondiana hinein sah, entdeckte sie nur leere Schwärze.
Auch der Bergkristall war verschwunden, der Rubin jedoch befand sich noch in Mondianas Händen. Er war matt, leblos und leuchtete nicht mehr.
Sein Strahlen war fort.
Sie legte ihn behutsam in den Metallkasten zurück. Dann bedeckten sie die Kleidung und die Krone mit so viel Blumen und Kränzen, so dass man nichts mehr sah außer einem duftenden Blütenmeer auf einer Bahre und verließen den Pavillon.
Am nächsten Morgen wurde die Bahre auf ein Boot gebracht um
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