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Der Katzenelf (German Edition)

Der Katzenelf (German Edition)

Titel: Der Katzenelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsebill
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sorgfältig.
    Wie immer im Roten Land waren die Nächte grausam kalt, auch wenn tagsüber heißer Sommer und die Welt voller Sonne war. Aber nachts froren die beiden Frauen in ihrem feuchten Verließen und Rubina glaubte nicht an die ihr hastigen, während der Gerichtsverhandlung zugeflüsterten Worte Yarubas: „Bleibe nachts wach, ich beschwöre dich, bemühe dich wach zu bleiben!“
    Sie lag nun schon die vierte Nacht wach und nichts Ungewöhnliches geschah.
    Nicht einmal die Schatten ihrer Bewacher konnte sie durch das kleine Fenster erkennen. Nur schwarzrotes Dunkel. Aber in der fünften Nacht hörte sie ein Geräusch und richtete sich, obwohl eben leicht eingenickt, alarmiert auf. Plötzlich war sie hellwach.
    Wieder vernahm sie leichtes Scharren und sah gebannt zu dem Viereck in die nächtliche Schwärze hinauf. Eine kleine Pfote und ein langer Schwanz wurden kurz sichtbar. Eine Maus? Oder eine Ratte?
    Plötzlich fiel ihr Etwas vor die Füße, das sich beim Aufprall wie ein kleiner Stein anhörte.
    Schnell griff sie danach und spürte, dass sich wirklich ein glatter kleiner Stein zwischen ihren Fingern befand. Doch in der Dunkelheit konnte sie nichts sehen und so schloss sie fest ihre Hand um ihn und wartete mit pochendem Herzen auf das Tageslicht.
    Yasumi setzte Ove, den Todesspezialisten aus dem Elfenland so wie damals Rubina, vorsichtig vor dem Felsentor ab und flog sofort wieder zurück in seine Schenke. Er wollte mit Todesurteilen und deren Vollstreckungen nichts zu tun haben, auch wenn er sie berechtigt fand. Wehmütig dachte er an jene Tage, an denen er Rubina ins Rote Land geflogen hatte. Die Vorstellung, dass dieser zarte kleine Elfenkörper nun für immer zerstört werden würde, behagte ihm gar nicht.
    Ove der Elfenvollstrecker war ein großer, sehniger, alter Mann mit einem langen wallenden weißen Bart und hellblauen, mild blickenden Augen. Er trug einen dunkelblauen Mantel, bestickt mit dem Wappen des Verborgenen Reiches. In seinem Gepäck befanden sich verschließbare Behälter aus reinem Bergkristall, die alle das „Heilige Gefäß“ nannten. Der Bergkristall, ein Stein der Klarheit, zerstörte den Sternenstaub der unsterblichen „Schwarzen“ Elfen, Drachen, Dämonen und Hexen und hinderte sie damit zu ihrem Stern zurückzukehren. Dadurch wurde eine spätere Rückkehr in das Verborgene Reich für sie unmöglich. Der Staub wurde nach der vorgeschriebenen Zeit in ein Holzkästchen umgeladen und dieses in einem See an einem geheimen Ort versenkt. Auch trug er einen riesigen Rosenquarz bei sich, den er zur Heilung von Verwundungen und Verstrahlungen, Verbrennungen, Verätzungen und dergleichen benützte. Er war ein angesehener und gefürchteter, aber nicht geliebter Mann.
     
    Es wurde Tag und Rubina betrachtete endlich ihren Stein bei Licht. Vorsichtig öffnete sie ihre Hände und erkannte einen glatten schwarzen Onyx, ohne eine Spur von weißer Bänderung. Magische Runen waren in die Oberfläche geritzt, die sie leider nicht entziffern konnte, deren Zeichen sie jedoch an die Inschriften auf den Türen der Drachenhöhlen in den Roten Bergen erinnerten. Ein kleiner Funke Hoffnung klomm in ihrem Herzen auf und sie versteckte den Onyx zwischen ihren Brüsten.
    Die Palastwache brachte Yaruba und Rubina zur Vollstreckung des Urteils in den Thronsaal. Als sie die beiden in schweres Eisen geketteten Frauen auf den Platz vor dem Schloss brachten, johlten Hunderte von Drachenmenschen zornig auf und bewarfen die Gefangenen mit faulen Eiern, Tomaten und übel riechendem Dung. Kurz vor dem rotgoldenen Tor erblickte Rubina eine Frau die ruhig in der schreienden Menge stand und deren Körperhaltung ihr seltsam bekannt war. Sie war größer als der Durchschnitt der eher klein gewachsenen Bürger dieses Landes und trug ihr hüftlanges, feuerrotes Haar offen, so dass es sich wie seidig glänzende Flammen im Wind bewegte. Sie drehte ihr Gesicht leicht zu Rubina, ihre großen grünen Augen suchten die dunklen der Elfe und sie nickte. Als die Gefangene behindert durch die schweren Fußketten an ihr vorübertorkelte, murmelte ihr die Rothaarige zu: „Achte auf deinen Stein und alles wird gut!“
    Sofort nach diesen Worten drehte sie sich um und Rubina sah, als der Wind ihr schönes Haar leicht anhob, ein daumennagelgroßes Teufelsmal an ihrem Genick.
    Dunkel erinnerte sich die Elfe an einen alten verschrumpelten Nacken, an dem sie dasselbe Zeichen schon einmal gesehen hatte. Doch ihr fiel nicht mehr ein, welche

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