Der Katzenelf (German Edition)
weibliche Gestalt in ihr wieder, die krank und verletzt am Ende Höhle gelegen hatte.
„Ich bin Wyome“, sagte diese nun und gab ihr das Korallenamulett zurück. „Man nennt mich die Erdelfe. Ich bin die Beschützerin der Erde und ihrer Pflanzen, die Hüterin der Krafttiere, verantwortlich für deren Wohlergehen und für die Ernte. Mein Geburtsstein ist dieser Hämatit, der im Inneren blutrot wie das Leben leuchtet! Zafers Garde und ich, wir sind dir, Menschenfrau zu ewigem Dank verpflichtet, denn ohne dich wären wir hier unten zu Sternenstaub zerfallen! Komm her und sieh in diesen Stein!“
Und sie hielt Isa den noch mehr glimmernden Blutstein hin und diese sah in sein Inneres, bemerkte wie die Strahlen sich vom metallischen Grau ins Blutrote verfärbten und wie im Traum zogen Berge, dunkelgrüne Wälder, blühende Wiesen und wogende Getreidefelder an ihr vorüber! Überall trugen die Pflanzen Blüten und Früchte und Isa dachte: „So muss einmal das Paradies ausgesehen haben, bevor es Autobahnen, Straßen, Fabrikschlote und dergleichen gab! Blühendes Land und fruchtbares Leben überall!“ Am liebsten wäre sie in diese Bilder hineingekrochen, doch Wyome zupfte sie zart am Arm und Isa, die zu ihr hinblickte, wunderte sich über ihre üppigen, prallen Formen und die nun satt goldbraun glänzenden Locken der Erdelfe. Diese Frau war nicht so zart und schlank wie die anderen Elfen, die sie bisher kennen gelernt hatte! Nein, Wyome hatte einen runden und sinnlichen Körper, lockend wie das Leben selbst.
Doch die Elfe riss Isa aus deren Gedanken und sagte: „Komm, bevor wir gehen, helfe ich dir in die andere Höhle hinauf!“ Sie hielt ihren Hämatit in die Höhe. Grauroter Nebel waberte wie ein wallender Schleier auf und Isa fühlte, wie sie zart emporgehoben wurde und spürte bald darauf wieder den sicheren Boden unter ihren Füssen. Die dunkle Höhle war nun von dem metallischen Feuer von Wyomes Stein so hell, dass sie keine Lampe mehr brauchte. Jetzt verbeugte Wyome sich ebenfalls vor Prinz und wandte sich dann wieder Isa zu: „Danke Menschenfrau, das werde ich dir nie vergessen! Doch nun lebt wohl, wir werden uns sicher bald wieder sehen. Und denke daran: Hüte diese Katze wie dein eigenes Leben!“ Dann verlor sich der glänzende Schimmer. Die Erdelfe und Zafers Krieger waren fort.
Isa, Prinz und Wolf standen jetzt alleine in der wieder dunklen Höhle und diese war kalt, modrig und feucht. Doch als sie sich dem Ausgang zuwandte, spürte sie den kleinen wärmenden Mondstein in ihrer Hand. Auf dem Rückweg übernachteten sie in der einzigen bewirtschafteten Almhütte des Tales.
Als Isa am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang zum Aufstieg über den Buckligen Berg aufbrach, bemerkte sie, dass der Sommer in einigen Wochen zu Ende ging. Graue Nebel waberten im Tal zu Füssen der Felsen. Die Granten (PREISELBEEREN) und Heidelbeeren waren bald reif und die Blätter ihrer Sträucher verfärbten sich bereits an den Abhängen rötlich. Überall roch es schon nach Herbst, ein erdiger, warmer, sinnlicher Duft. Auch die Sonne, die jetzt golden über die umliegenden Berggipfel leuchtete, von einem knallblauen Himmel herunterstrahlte und die feuchtkalten Nebelschleier auflöste, wärmte zwar, aber verbrannte die Haut nicht mehr.
Die Luft war noch kühl und Tau glänzte wie tausend kleine Diamanten auf den noch sattgrünen Almwiesen. Wie orangegelbe Tupfer hoben sich die Nadeln der Lärchenbäume gegen das grüne Dunkel der Tannen, Fichten und Kiefern ab. Bald würde der September noch mehr sattgoldenes Licht und angenehme Wärme, die die letzten Beeren und Früchte reifen ließ, in dieses Tal strahlen und es mit seinen leuchtenden Farben verzaubern.
„Was für eine traumhaft schöne Gegend!“, dachte sie. Nein, nie würde sie es zulassen, dass dieses Tal durch Lifte, Seilbahnen und gerodete Pisten zerstört wird!
Nun, da sie für das Verborgene Reich einen weiteren Zauberstein gefunden und damit das Erdelfenwesen und die Elfenkrieger gerettet hatte! Wie befreit stieg sie die Rückseite des Buckligen Berges hinauf zum Joch. Sie beeilte sich so sehr, dass sie völlig außer Atem und schweißgebadet oben ankam und sich bei ihrer Quelle im Schutz des Felsens und zu Füssen von Faniris niederlassen wollte um eine kleine Rast einzulegen.
Sie kniete sich nieder und öffnete den Rucksack. Prinz sprang heraus und dehnte und streckte sich genüsslich. Auch Wolf wollte sich gerade ins weiche Moos niederlassen – da knackte
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