Der Katzenelf (German Edition)
felsiger Stein, über den sie fast gestürzt wäre. Sie versuchte ihn mit einem Fuß zur Seite zu schieben, was ihr auch gelang, doch als der Stein zur Seite rollte, brach unter ihm plötzlich die Erde zu einem großen Krater auf. Isa rutschte aus, verlor ihr Gleichgewicht, die Lampe knallte auf den Boden und sie stürzte in das Erdloch und fiel schreiend in die Tiefe.
Irgendetwas Weiches bremste ihren Sturz. Als sie sich benommen aufrichtete und vorsichtig ihren Körper streckte, merkte sie, dass sie nichts gebrochen hatte und sie versuchte sich aufzurichten. Sie hatte ihre Taschenlampe verloren, doch der Mondstein war immer noch in ihrer geschlossenen Hand und sie öffnete ihre Finger und ließ ihn aufleuchten. Sie befand sich anscheinend in einer weiteren Höhle unter der großen Höhle hinter dem Wasserfall. Voller Entsetzen bemerkte sie, dass sie auf irgendwelche Körper gefallen war und diese ihren Sturz gebremst hatten. Auf dem Boden lagen menschenähnliche Wesen, doch sie sahen aus wie verkleidete Schildkröten!
Es waren anscheinend alles männliche Körper, die in einer Art Kriegsgewand steckten, denn sie erblickte Schilde, die im Schein ihres Mondsteines rot-metallisch glänzten, so wie damals das Hämatit Schild von dem alten Krieger aus der Schlucht. Sie erkannte auch Kettenhemden und Helme, überall lagen riesige Speere und Schwerter herum. Doch diese eigenartigen Soldaten waren nicht mehr am Leben, nein ihr kam vor, als wären sie mumifiziert. Die Haut ihrer Körper war an den freien unbekleideten Stellen graugrün und dick verhornt wie bei Drachen, Echsen oder Dinosauriern aus vergangener Zeit.
Isa leuchtete einem der Krieger ins Gesicht und versuchte noch etwas Leben zu entdecken. Und wirklich, als sie sich zu ihm hinabbeugte und sein runzliges Gesicht abtastete, öffnete er für einen Moment seine Augen. Obwohl die Höhle im schwachen Schimmer des Mondsteines so diffus-dunkel war, strahlten kleine goldgrünbraune Pünktchen sie an. Elfenaugen! Schnell nahm ihm Isa den Helm ab und strich seine verfilzten Haare zurück. Ja, er hatte spitz zulaufende Ohren. Es war ein männlicher Elf und als Isa ihre Hand an seine Kehle legte, spürte sie, dass der Puls ganz schwach schlug. Sofort riss sie sich ihr Korallenamulett vom Hals und legte es dem Krieger auf seine Brust. Sie merkte, dass wieder Leben in diesen Körper strömte, aus seinem Gesicht wich das fahle Grüngrau einem leicht bronzefarbenen Goldton. Er versuchte sich aufzurichten und wieder beugte sich Isa zu ihm hin und hörte wie er flüsterte: „Schnell, weiter hinten liegt Wyome, sie braucht zuerst deine Hilfe, beeile dich!“ Und er wies über die vielen Körper, die unter den Kettenhemden und Schildern wie eine grauglänzende formlose, leise seufzende Masse aussahen, in den hinteren Teil der Höhle. Isa robbte über die Elfenkrieger hinweg auf das seltsame dunkle, verkrümmte Bündel zu. Hier lag eine Frau, zusammengerollt wie eine schlafende Katze vor einer Felswand. Sie stöhnte kaum vernehmlich.
Isa berührte sanft ihre Schulter. Die Frau drehte sich ächzend zu ihr und öffnete ihre Augen. Sie hatten die leuchtende, satte Farbe wie die Erde in der Toskana, doch auch in dieser eigenartigen braunroten Iris funkelten goldgrüne Pünktchen. Noch nie hatte Isa in menschlichen Augen einen derartigen warmen Ausdruck bemerkt. Obwohl die Frau anscheinend vor Schmerzen stöhnte, glitt so etwas wie ein Lächeln über ihre graubräunliche Haut und sie versuchte zu sprechen, doch ihre Worte kamen nur wie leiser Hauch aus ihrem Mund und Isa beugte sich weiter zu ihr hin um sie zu verstehen.
Sie flüsterte ihr eindringliche Worte zu, doch Isa verstand nur „mein Stein“ und „oben“. Die Frau zeigte in die obere Höhle hinauf und Isa sah der Richtung des Fingers nach. Also musste dort oben der Stein liegen, doch warum hatte sie keinerlei Strahlen oder Schimmern wie bei den anderen Geburtssteinen der Elfen bemerkt? Und plötzlich fiel ihr der große Stein ein, der so eigenartig rund wie ein mittelgroßer Ball oben im Weg lag und den sie versucht hatte zur Seite zu stoßen. Schlagartig erkannte sie: Das war, ja - das musste der metallisch und doch rötlich glänzende Stein sein, den sie in ihren Träumen bei dieser Frau gesehen hatte!
Hastig nahm sie wieder ihr Korallenamulett und legte es der Frau auf die Brust. Sofort verschwand der Graustich ihrer Haut und sogar ihre Haare hatten nicht mehr die lehmig braungraue Farbe, sondern glänzten sanft
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