Der Katzenelf (German Edition)
braungolden wie das verfärbte Laub im Herbst. Isa drückte ihr das Amulett weiter vorsichtig auf die Brust und flüsterte ihr zu: „Hab keine Angst, ich versuche wieder hinaufzuklettern!“ Dabei wusste Isa in diesem Moment noch nicht, wie sie das bewerkstelligen konnte. Sie hatte zwar das Kletterseil um die Taille, doch oben war niemand der es befestigen konnte. Sie war genauso gefangen in diesem erdigen Loch wie die Wesen, die sie hier entdeckt hatte!
Aufgeregt versuchte sie nachzudenken. Doch es schien ausweglos und wenn sie Wolf nicht dazu bringen konnte wieder zurück durch das Tal und über das Joch und den Buckligen Berg auf die andere Seite zu Trimmel zu laufen, würden sie hier alle elendiglich zugrunde gehen! Während sie versuchte Ordnung in das Chaos ihrer Gedanken zu bringen, das hervorgerufen durch ein Gemisch von Freude und plötzlich aufkeimender panischer Angst in ihrem Inneren überhandnahm, hörte sie leise das Rauschen des Wasserfalles draußen. Das klang sehr nahe!
Also musste es auch von hier einen Ausgang geben! Sie nahm wieder Mondianas Stein in die Hände und leuchtete die Höhle ab. Und da erkannte sie, dass es nicht nur ein Erdloch war, sondern ein viel größerer Raum wie der über ihnen. Überall lagen diese Wesen mit den Hämatitschildern auf dem Boden, regungslos und ruhig, wirklich wie Schildkröten im Winterschlaf. Sie kroch wieder zu dem einen Krieger zurück, richtete seinen Kopf auf und fragte ihn: „Sag mir wo der Eingang dieser Höhle ist, zeig es mir, denn wenn ich nicht hinauskomme sind wir alle verloren und Prinz Taras mit euch!“ Er richtete sich mühsam auf und murmelte etwas, doch sie verstand ihn nicht. Da wies er angestrengt mit seinem Arm in die Entgegengesetzte Richtung und sie bemerkte, dass von dort eine zarte Helligkeit durch das Dunkel der Höhle glitt. Ein Lichtschimmer von draußen?
Schnell tastete sie sich vorwärts ohne auf die leisen Schmerzensschreie zu achten, wenn sie auf einen Körper trat. Es dauerte nur kurz, dann sah sie den Spalt und das Licht. Isa hörte wie das Rauschen des Wassers immer deutlicher wurde, sie rannte in diese Richtung und nach wenigen Minuten stand sie draußen, umhüllt von dem kalten Sprühnebel des Wasserfalles, der sie sofort durchnässte. Sie suchte das glatte Gestein ab und sah oben, seitlich vor dem Eingang eine kleine krumm verwachsene Kiefer, die sich mit ihren Wurzeln fest im Fels verklemmt hatte und dort tapfer vor sich hin wuchs.
Isa warf ihr Seil über den kleinen Wipfel und zog daran. Der Baum war stark und zäh, er würde, ja er musste sie halten, denn sein schmaler, kräftiger Stamm war die einzige Möglichkeit für sie, über den glatten Fels zu kommen. Sie knotete sich das Seil fest um ihre Taille und kletterte, vorsichtig Schritt für Schritt auf den nassen, schieferfarbenen Fels ihre genagelten Schuhe setzend, mit angstvoll klopfendem Herzen nach oben.
Und sie schaffte es. Mit einem kleinen erleichterten Schrei stand sie wieder auf der Plattform vor der Höhle. Isa trat ein, tastete den Boden nach der Lampe ab, fand sie und schaltete sie ein. Prinz saß mit erregt peitschendem Schwanz vor dem dunklen Klumpen, den sie irrtümlich für ein Felsenstück gehalten hatte. Sie nahm das schwere und mit Erde verkrustete Ding in ihre Hände und wischte es mit dem Zipfel ihres Anoraks sauber. Und plötzlich fing der Stein zu glänzen, zu strahlen, ja fast richtig metallisch zu glimmern an, so als wäre er blank poliert. Ihn fest umklammernd, rutschte sie auf allen Vieren hinunter in die andere Höhle und legte ihn der Frau sanft in deren Hände. Ein dunkelgrau-rotes Flimmern durchblitzte die Dunkelheit, alles wirkte plötzlich wie aus rötlich grauem Stahl. Die leblosen Körper der Krieger zuckten und richteten sich auf. Hier in dieser Höhle im Hohen Berg stand eine eindrucksvolle Abordnung von Elfenkriegern vor Isa, die sich jetzt ehrfürchtig vor ihr verneigten.
Sie sah erstaunt genauer hin und bemerkte dann, dass sie nicht ihr, sondern ihrer Katze huldigten, die von oben mit vorgeneigten Ohren zu ihnen hinunterstarrte!
Während Isa verwunderte Blicke zwischen Prinz und den Soldaten, die jetzt ihre Hämatitschilder reinigten und ihre Waffen suchten, sich die Helme aufsetzten und versuchten, sich in Reih und Glied zu formieren, schweifen ließ, hörte sie plötzlich eine dunkle weiche Stimme. Sie drehte sich um. Vor ihr stand eine Frau, eingehüllt in dunkelsilbergraue Schleier, und nur mit Mühe erkannte Isa jene
Weitere Kostenlose Bücher