Der Katzenelf (German Edition)
glücklich! Der grausame, sinnlose und schreckliche Tod seiner Eltern, seine Pflichten als Enkel der Elfenkönigin, das ewige „auf der Hut“ sein vor etwaigen Feinden und die stetige Wachsamkeit aller Wesen des Verborgenen Reiches, die ihn lehren und schützen sollten, all das lag ja so weit unter ihm. Hier war er wirklich frei und er liebte diese wilde Landschaft, diese schroffen, weit in den Himmel ragenden Felsen und dieses Gefühl mit dem Ewigen verbunden zu sein. Voller Genuss atmete er die würzige Bergluft ein und fühlte sich auf den schneebedeckten Gipfeln wie ein König in einem einsamen Reich, das fast unerreichbar hoch, dafür jedoch eine gewaltige, beeindruckende Schönheit ausstrahlte.
Jeden Tag, frühzeitig noch bevor die Sonne die dichten Wolken auflöste, brach er mit Welf auf und erklomm, bekleidet mit dicken Pelzen und warm gefütterten und genagelten Stiefeln die Gipfel sämtlicher Berge ringsherum. Der Hüter der Wölfe zeigte ihm ein Wolfsrudel, dessen Weibchen Junge geworfen hatte und Taras durfte behutsam eines der kleinen Fellbündel streicheln. Still hinter einem Felsen liegend, sahen sie zu, wie die Tiere einen Schneehasen schlugen und ihn streng nach ihrer Rangordnung fraßen und den Welpen das bereits vorgekaute Fleisch brachten.
Welf sagte: „Sieh nur wie sie aufeinander Acht geben. Wölfe haben ein besseres Sozialverhalten als viele andere Lebewesen! Sie leben in verschiedenen Rudeln und jedes Rudel hat einen Leitwolf und sie kontrollieren ihre Territorien, die sie mit ihren Duftmarken abgrenzen. Warte, bis der Mond heute Nacht am Himmel steht, dann wirst du ihr Heulen hören!“ „Warum heulen sie?“, fragte Taras und Welf antwortete: „Mit ihrem Geheul warnen sie sich gegenseitig ihre Reviere zu betreten. Wölfe wollen keine Auseinandersetzungen mit Artgenossen!“
Als es dämmerte und sie nach einem herrlichen Braten, den ihnen Wyome zubereitet hatte, die Nacht erwarteten, wünschte sich Taras für immer hier in dieser schneebedeckten Einsamkeit zu leben und mit Welf durch die Berge zu streifen. Als es dunkel wurde und der Mond als kleine Silbersichel aufstieg, heulten die Wölfe. Taras und Welf saßen draußen und heulten mit ihrem Rudel zusammen in die blaue Nacht.
Eines Morgens hatte Welf für sich und seinen Schützling aus Weidenrohren und Fichtenbrettern breite Schneeschuhe gebastelt. Noch bevor es tagte, schnürten sie sich ihre Fellschuhe um die Füße, banden sich die Schneeschuhe an und brachen auf. Welf glitt einen mit dickem Schnee bedeckten Hang vorsichtig abwärts und zeigte Taras, wie leicht man ganz ohne Zauber die Hänge abwärts sausen konnte. Lachend fielen sie zusammen hin und wieder in das weiche Weiß, Schnee bestäubte ihre braungebrannten Gesichter. Taras Herz wurde weit, er sah die weißblauen Gipfel im Schein der aufgehenden blassgelben Morgensonne zart golden leuchten. Noch nie hatte eine Landschaft ihm so viel Vergnügen und Lebensfreude geschenkt. Insgeheim schwor er sich, bald wieder zu Welf zurückzukehren und er wünschte sich nichts sehnlicher als noch viele Tage hier zu verbringen.
Eines Tages standen sie vor einer riesigen Höhle, deren Eingang sie magisch anzog und beide betraten das seltsam leuchtende Dunkel. Drinnen war es stockfinster und Taras konnte kaum Welf neben sich erkennen, er spürte nur seinen pelzigen Umhang und sah von ihm nicht mehr als einen flüchtigen Schatten. Ein eigenartig kaltes Gefühl drang durch seinen Körper und es war ihm, als verließe ihn plötzlich jede Forschheit und jeglicher Mut. Zum ersten Mal, seit er hier in den Bergen war, empfand er ein seltsames Unbehagen. Sein Tigerauge wärmte sich an seiner Brust und glühte fast golden auf und er fühlte eine unerklärliche Gefahr, die er jedoch Nichts und Niemandem zuordnen konnte. Es befand sich weder ein Bär noch ein Berglöwe in dieser Höhle, denn diesen Geruch hätte Welf sofort aufgenommen. Das undurchdringliche Dunkel war leer und trotzdem zog eine unerklärliche Macht sie immer weiter in das Innere.
Welf ergriff seinen Topas und sein funkelndes, weißes Licht leuchtete in der Schwärze. Auch Taras langte nach seinem Tigerauge. Beide Steine strahlten plötzlich auf, und erhellten mit ihren glimmernden Strahlen wie kleine Scheinwerfer die unheimliche Finsternis. Staunend betrachteten sie die vielen magischen Zeichen an den Wänden.
Hinten an einen Felsen gelehnt stand ein riesiger Kessel und als sie den Boden ableuchteten, erkannten sie getrocknete
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