Der Katzenelf (German Edition)
Erinnerungen an ihre magischen Träume fanden sich auf Tisch- und Bettwäsche, Vorhängen, Jalousien und Polsterstoffen wieder. Mohans Firma hatte schon längst ihren begehrten Entwürfen einen eigenen Namen verliehen. Sie nannten Isas Abbildungen „Feenträume“ und verkauften sie über den ganzen Globus. Isas Träume waren also in ihrer eigenen Welt zu einer Marke geworden.
Als sie dies endlich auch für sich wahrnahm, fragte sie sich voller Angst, ob die Bewohner des Verborgenen Reiches sie nun durch Traumentzug bestraften, weil sie über ihre Erlebnisse zwar nie mit jemanden sprach, aber die Figuren daraus verwendete um Geld zu verdienen. Denn obwohl sie sich so nach Begegnungen mit den Wesen des Verborgenen Reiches sehnte, träumte Isa schon seit Wochen nicht mehr. Sie versuchte sich jeden Abend mit schwerem, dunklen Rotwein zu betäuben, trotzdem schlief sie schlecht. Sie war traurig und fühlte sich seltsam leer und ausgehöhlt, wenn sie morgens erwachte.
Abends saß sie in ihrem Lieblingssessel vor dem Kamin und streichelte Prinz zärtlich, und erhoffte sich von ihm irgendeinen Hinweis dafür, dass Taras ihr im Traum wieder begegnen würde. Doch der Kater schmiegte sich zwar behaglich schnurrend an ihren Körper, aber wenn sie dann zu Bett ging, verließ er sie und nur das leise „Klapp, Klapp“ seiner Katzentüre blieb zurück.
Oft stand sie noch lange am Fenster und starrte in die Nacht hinaus, immer in Erwartung, in dieser samtenen Finsternis draußen irgendein Wesen zu erkennen, das ihr aus den Träumen vertraut war. Doch sie sah nur den dunklen Schatten ihrer Katze, die zur alten Eiche lief, ab und zu mit grüngold funkelnden Augen kurz zu ihr zurückstarrte und dann in der Schwärze der Nacht verschwand.
An einem jener kalten, feuchten Herbstabende beschloss sie nicht mehr stundenlang am abendlichen Kaminfeuer zu sitzen und zu trinken, sondern ging, bewaffnet mit einem dicken Buch, einer klassischen Liebesgeschichte zu Bett. Doch schon nach ein paar Seiten fand sie die Erzählung so tieftraurig, dass sie den Roman weglegte und das Licht löschte. Wenn sie auch keine Botschaften und Träume mehr aus dem Verborgenen Reich erhielt, so konnte sie dennoch ihren schönen Erinnerungen im Dunkeln nachhängen. Und gemütlich in ihrem warmen weichen Bett liegend, dachte sie an Taras wie er in ihren Träumen dort an dem kleinen See auf sie wartete und sie sich dann am Fuße der riesigen Eiche liebten. Fast hörte sie das leise Plätschern der glitzernden Wellen und dann war ihr, als atmete sie den nach Lavendel und Moos duftenden Geruch seiner Haut ein, und sie vernahm von Ferne den lieblichen Sing-Sang der Wasserelfen. Und so schlief sie endlich ein.
Das Aroma von Wasserlilien weckte sie. Empört, weil irgendetwas sie aus ihren romantischen Träumen riss, richtete sie sich auf und öffnete mühsam ihre Augen. Doch sie war gar nicht zuhause in ihrem Bett, sondern sie saß an den mächtigen Stamm der Eiche gelehnt am See im Verborgenen Reich. Doch Taras war nicht hier und sie roch das intensive Odeur von Wasserlilien, diesen eigenartigen feuchten Duft, süß und ein bisschen modrig, der sie an irgendetwas erinnerte. Und dann fiel es ihr ein: Die Wassernixe mit den schilfgrünen Haaren und dem wunderschönen elfenbeinfarbenen Körper! Verschlafen rieb sich Isa ihre Augen und suchte im dunklen Grün der Büsche und Hecken nach diesem Geschöpf. Und dann entdeckte sie die Elfe. Vailea stand hinter ihr, ebenfalls an die Eiche gelehnt und nun drehte sich nach vorne und lächelte sie an. War es ein freundliches Lächeln? Isa wusste es nicht, sie fühlte sich in Gegenwart dieser Nixe immer unerwünscht, plump, hässlich und derb. „Ach Isa“, sagte Vailea und ihre Mundwinkel hoben sich leicht und bildeten kleine Grübchen in ihren Wangen. Doch dieses Lächeln erreichte ihre grüngold sprühenden Elfenaugen nicht. „Ich soll dich von Taras, unserem Prinzen grüßen“, meinte sie nun leichthin und wickelte eine ihrer schilfgrünen Locken um ihren Finger. Sie löste sich nun aus dem Schatten des Baumes und trat auf sie zu. „Er kann dich leider heute nicht treffen, wichtige Angelegenheiten unseres Reiches, das verstehst du doch sicher, nicht wahr? Er trug mir auf, dich herzlich zu grüßen, ja er bat mich, hier auf dich zu warten, damit du dich nicht so verloren fühlst, bei deinem unerwarteten Besuch, hier, in unserer Welt!
Er musste heute leider sehr früh unser gemeinsames Wasserbett verlassen! Als ich
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