Der Katzenelf (German Edition)
strahlte plötzlich nochmals kurz blau schimmerndes Licht auf und die Elfen, die in einer Art luftleeren Raum standen, krampfhaft ihre Steine umklammernd, erblickten in dem leuchtendblauen Gefunkel Sonnas, der seinen schillernden Saphir festhielt und ihnen zurief: „Die alte Prophezeiung hat sich erfüllt! Der neue Elfenkönig wird von nun an bei den Menschen in einer neuen Zeit leben. Und nur die bedingungslose Liebe eines Wesens, das ihm hilft das Böse zu besiegen und unsere verschwundenen Zaubersteine wieder zu finden, wird ihn uns zurückbringen und damit unsere Welt retten!“
Erneutes lautes Donnern und starker Wind begleiteten seine Worte. Die Nebel drangen weiter und dichter als vorher in das Schloss und hüllten alles in ein undurchdringliches Dunkelgrau.
Dann wurde es totenstill.
Als der Wind und die Nebel sich verzogen, waren das Verborgene Reich und seine Bewohner verschwunden.
Es war noch Nacht, ein hellerer Lichtstreif am Horizont zeigte jedoch den bereits anbrechenden Tag an. Das stolze Schloss und die duftenden Rosenbüsche in seinem Park, das Eichenwäldchen mit Sophus Baum und dem kleinen Teich, die Grünen Berge im Südwesten und der Heiligen Wasserfall, dessen klares Nass in den See mit den Nixen fiel, das Verwunschene Wilde Gebirge im Norden, das Land der Blauen Drachen. Die Region der kleinen Leute und das Rote Land waren fort, verschlungen von dem dicken Nebelgebräu. Aus den sich nun lichtenden Nebeln stieg eine neue Landschaft hervor. In der beginnenden Morgendämmerung erkannte man Wiesen und Wälder die an hohe Berge grenzten und weit entfernt in den noch nachtschattendunklen Tälern sah man die Dächer vereinzelter Häuser glänzen.
Am sich aufklarenden Himmel strahlte ein kleiner weißer Vollmond, dessen kaltes, milchiges Licht unendlich weit entfernt schien.
Er fiel und fiel…
Zusammen mit Walid und Kuzo in einem engen Käfig aus rubinrotem Glas gefangen, sauste er durch die Finsternis. Vorbei an leuchtenden Sternen, rot glühenden Monden und schwarzen Löchern, vorüber an Planeten deren Landschaften jener seiner Welt und der Erde glichen, vorbei an Himmelskörpern, deren Oberfläche rot wie das Land der Drachendämonen strahlte. In Sekundenschnelle so schien ihm, flitzte er durch das Universum und dann wieder in endloses, unheimliches Dunkel. Die Fahrt wurde schneller und schneller. Endlich konnte er seine Augen schließen. Taras schlief erschöpft ein.
Als er wieder erwachte fühlte er sich elend, gealtert und todmüde. Taras wünschte sich, endlich aus diesem seltsamen Traum aufzuwachen. Und er glitt immer noch durch dunkle Nacht. Es war ihm, als wären Jahrhunderte vergangen, seit er das Verborgene Reich durch den Fluch der Elfe verlassen hatte.
Nun spürte er seinen Körper wieder und starrte fassungslos auf seine pelzigen Hände, die plötzlich Pfoten mit Krallen waren und instinktiv dehnte und streckte er sich. Aber er dachte und fühlte immer noch wie ein Elf! Verwirrt richtete er sich auf um nach Kuzo und Walid zu sehen. Sie waren fort! Er war nun eine kleine, schwarze Katze, die allein in diesem eigenartigen rubinfarbenen Glaskäfig saß, der mit hoher Geschwindigkeit durch die Nacht flitzte. Doch dann verschwand endlich die Dunkelheit und er bemerkte weit unter sich eine wunderschöne Stadt.
Die eben aufgehende Sonne bestrahlte bunte Kuppeln und Dächer und Hunderte von Brücken unter denen sich glitzernde Wasserkanäle mit tuckernden Schiffen wanden.
Sein Gefährt wurde plötzlich sehr langsam, trotzdem schienen die Säulen, Spitzbögen, Kuppeln und Wasserstraßen dieser Stadt mit großer Geschwindigkeit auf ihn zuzurasen. Er stürzte ab! Verzweifelt versuchte er sich festzukrallen, fand jedoch keinen Halt. Ein lauter Knall ertönte, er hörte noch berstendes Glas und spürte einen scharfen Schmerz, als er hart aufschlug. Dann glitt er dankbar in bewusstlose Finsternis.
NEUNUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Heute in der Welt der Menschen
DIE MASKEN FALLEN - DER RUBIN
Der September ging so leuchtend und golden wie er begann zu Ende.
Als buntes Abschiedsgeschenk überzog er die Landschaft mit seinen strahlenden Farben. Das dunkelrote Feuer der Blutbuchen und das orangene Gold der Lärchen strahlten um die Wette, bis der Oktober kam und mit Sturm, Regen, Nässe und grauem Nebel alles überzog.
Isa, die während des schönen Herbstwetters ihre Arbeit vernachlässigt hatte, hockte nun stundenlang an ihrem Schreibtisch und entwarf Muster für Mohan.
Alle
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