Der Katzenelf (German Edition)
nur Gewinn machen wollten. Isa verachtete diese Bioabzocker, denen trotz aller angeblichen Erleuchtung wahre Spiritualität in ihrem Leben fehlte. Leute, die in dieser Zeit nach anderen Werten oder nach göttlichen Hinweisen suchten um sich selber nicht so klein und unbedeutend zu fühlen. Für all jene waren Menschen wie Devananda wichtige Gurus, die ihnen auf ihrem Lebensweg weiterhalfen, ihre andauernd vorhandene Lebensangst milderten und ihr schlechtes Gewissen beruhigten. Und Devananda nutzte diese kalte und nur nach Gewinn strebende Gesellschaft zu seinem Vorteil aus. Seine zahlreichen Kurse über Selbstfindung, seine Lach-, Wein- und Antiangstseminare, diese Lebensvorstellungen, die ein unheilvolles Gemisch aus überlieferten und selten gelebten Werten und Ansichten aus fernöstlichen Religionen darstellten, fanden großen Anklang und waren immer ausgebucht. Er war sozusagen „dick“ im Geschäft und dazu kamen auch noch die vielfältigen Aufgaben, die er von Benno und Rubina erhielt, um das große Tourismusgeschäft am Buckligen Berg anzukurbeln.
Und Isa dachte voller Unbehagen: „Keiner weiß eigentlich wer und wie er wirklich ist, aber das kümmert auch anscheinend niemanden. Ich bezweifle, dass man Devananda trauen kann! Doch selbst Anna, die welterfahrene, toughe und kluge Geschäftsfrau, die in der Werbebranche arbeitete, ein Metier, das außer Kreativität auch noch sehr gute Menschenkenntnis und weise Voraussicht erfordert, verfiel ihm damals und verlor durch diese unglückselige Drogengeschichte fast ihr Leben!“ Ja, Isa misstraute ihm von ganzen Herzen. Sie mochte ihn nicht. Schon die Art wie er Frauen taxierte um sich anschließend, wenn eine davon in sein Beuteschema passte, auf eine sehr widerliche Art anzubiedern. Seine schamlose Anmache, das Getätschel und Getue, wenn eine schöne Frau mit ihm gemeinsam im gleichen Raum war! Er vergaß in solchen Momenten immer seine jeweiligen Begleiterinnen, die gedemütigt dabei zusahen, wie er die neue Dame seines Herzens anbaggerte. Er war ihr wirklich äußerst zuwider und sie bangte um den Seelenfrieden ihrer Freundin, da sie sich nicht sicher war, ob Anna ihm nicht doch immer noch verfallen war. Daher beschloss Isa, während sie den von raschelndem Laub übersäten Weg zu ihrem Haus hinunterlief, dieses Fest zu besuchen, Devananda dabei genau zu beobachten und mit ihrer Freundin mal wieder ein ernstes Gespräch zu führen.
Am Wochenende vor Mohans Party inspizierte Isa ihren Kleiderschrank. Sie war sehr entmutigt, denn wieder waren einige Tage und Nächte vergangen und niemand aus dem Verborgenen Reich zeigte sich in ihren Träumen. Nicht einmal Vailea erschien um sie zu ärgern oder zu kränken, so dass sie sich schon bald wünschte, wenigstens der boshaften Wassernixe zu begegnen. Aber sie träumte nur belanglose Dinge und konnte sich meistens am Morgen gar nicht mehr daran erinnern. Ihr schien, als hätten sie die Wesen, die jetzt schon fast ein Jahr lang ein Teil ihrer Welt waren, wirklich vergessen. Lustlos sortierte sie ihre Kleider und stellte fest, dass sie für eine elegante Abendeinladung nichts zum Anziehen hatte. So beschloss sie etwas von ihrem Geld auszugeben und sich eine neue Garderobe zuzulegen.
Vielleicht war es wirklich an der Zeit, wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, aus ihren Träumen aufzutauchen und endlich in ihrer realen Welt einen Platz einzunehmen. Aber wer außer Anna bedeutete ihr von ihren früheren Bekannten wirklich etwas? Wohl kaum jemand. Mohan war schließlich kein richtiger Freund, sondern eher ein Geschäftspartner. Trotzdem hatte Isa keine Lust wie eine graue Maus in irgendeinem fantasielosen, klassischen Fummel am Samstag zu erscheinen. Insgeheim fürchtete sie sich vor diesem Abend, wusste sie doch genau, welche Art von Leuten sie dort erwartete. Missmutig warf sie ein Kleid nach dem anderen auf ihr Bett.
Dabei waren einige sehr teure Stücke aus ihrem gemeinsamen Leben mit Benno. Spontan beschloss Isa sie alle zur Altkleidersammlung zu geben. Nicht, weil sie die Erinnerungen an gewisse Augenblicken scheute, in denen sie diesen Hosenanzug oder jenes Abendkleidchen oder Kostüm getragen hatte, nein, die Sachen gefielen ihr nicht mehr und sie passten auch nicht mehr zu der Isa, die sie heute war und die einen Mann aus ihrer Traumwelt liebte. Ja, die Zeit der klassisch eleganten und oft überteuerten Designerware war endgültig vorbei! Jetzt wollte sie Seide, Baumwolle und echte Spitzen tragen,
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