Der Katzenelf (German Edition)
die du mit ihm kaum teilen kannst, die wir dir gar nicht aufbürden dürfen, du als Menschenfrau würdest vieles nicht verstehen und auch anders sehen als wir Unsterbliche, die in einem für dich fremden Universum leben! Das was du für uns getan hast, werden wir nie vergessen und vielleicht sehen wir uns auch wieder, eines Tages, wer weiß das schon!“ Und dann streichelte die Elfenkönigin Isa über ihr Haar und meinte noch: „Du besitzt Haare wie eine Elfe, lang, seidig und voller natürlicher Wellen und Locken. Wunderschön!“ Dann verblasste Mondianas Bild, sie und ihre mondfarbenen Schleier verschwanden wie Nebel, den die morgendliche Sonne auflöst.
Isa wachte auf und ihr Herz war so schwer als läge das ganze Leid der Welt allein auf ihrer Brust. Mondianas Worte klangen wie ein Abschied für lange Zeit. Sie stand auf und öffnete die Fensterläden. Es war schon Morgen und hell. Hinter dem Buckligen Berg flammten Sonnenstrahlen in einen bleigrauen Himmel und verwandelten die triste Farbe in zartgrau-blaues Pastell. Der erste schöne Oktobertag seit Wochen kündigte sich an. Isa fiel ein, dass ja heute Mohans Fest war und lief zu ihrem Schlafzimmerspiegel. Sie beschloss sich ihr Haar doch nicht abschneiden zu lassen und fixierte nach dem Frühstück einen Termin bei dem teuersten Friseur der Stadt, der für seine kreativen und romantischen Abendfrisuren berühmt war.
Wenn sie an ihren Traum letzte Nacht dachte, war sie voller Zorn und Schmerz. Wenn sie schon von ihren Träumen Abschied nehmen musste, dann wollte sie heute wenigstens jenen wunderbaren Wesen ähnlich werden, denen sie in ihren unwirklichen Abenteuern begegnet war. Sie holte das wassergrüne Kleid aus Seide aus ihrem Schrank und hielt es an ihren Körper. Der Stoff schimmerte wie der See unter Kaskades Höhle, wenn abends die letzten Sonnenstrahlen über das Wasser tanzten. Sie schüttelte ihre langen Haare, bis ihre Wellen wie ein rotgoldener Wasserfall über die Schultern fielen. Sie drehte und wendete sich vor dem Spiegel. Ja, sie hatte Elfenhaare und wenn auch ihre Figur nicht so zart und filigran wie Vaileas Körper war, so leuchtete ihre Haut doch wie eine perlmuttfarbene Muschel und ihre rundliche Gestalt war straff und sinnlich. Und schließlich gab es noch andere Männer als Taras! Trotzig vermied sie es, Prinz der wie eine auf dem Bett liegende, schwarze Statue aussah und sie irgendwie vorwurfsvoll anstarrte, in seine güngoldenen Elfenaugen zu schauen und sie murmelte leise vor sich hin: “Die Männer in meiner Welt, Taras, kann man wenigstens erreichen. Per Post, per Handy oder eine E-Mail. Man trifft sie an realen Orten und hat wirkliche Verabredungen, wie immer diese auch enden! Man darf sich auf ein Wiedersehen freuen, weil man nicht warten muss, bis man ihnen im Traum begegnet! Mondiana hat vollkommen Recht. Ich muss künftig mein eigenes Leben hier und jetzt leben!“
Inzwischen saßen Mondiana, Thyra und die Weise Alte im Seeopal-Palast in Sonnas Thronsaal wo sein Saphir stand. Auch Vailea hockte in der Nähe der Frauen und nähte an ihrem grün-silbernen Fischschwanz. Sie trug wie alle anderen einen schlichten, leinenen Umhang mit Kapuze über ihren Elfenschleiern. Niemand achtete auf die Nixe, die sich hingebungsvoll mit ihrer Handarbeit beschäftigte. Doch Vailea senkte nur ihr hübsches Köpfchen, damit niemand ihr Mienenspiel beobachten konnte, denn die drei anderen sprachen über Isa.
Thyra meinte: „Ach Mondiana, man merkt, dass ihr Elfen euch eben doch nicht in Menschen einfühlen könnt. Isa wird sehr verstört und traurig sein, wenn sie feststellt, dass Taras wirklich aus ihrem Leben verschwunden ist! Warum hast du das jetzt schon in dem vergangenen Traum angesprochen? Ich verstehe dich nicht, du bist doch sonst so mitfühlend und verständnisvoll!“ Und die Weise Alte sagte zur Elfenkönigin in strengem Ton: „Es war eindeutig zu früh, Mondiana! Hast du vergessen, dass wir den Rubin noch nicht haben, ohne diesen mächtigen Stein können wir unserem Prinzen seine alte Gestalt doch gar nicht wiederbeschaffen, außerdem vergiss nicht, was ich ihm damals, dank der Zauberkraft meines Amethysten wünschte: „Sende Taras ein Wesen, das die Liebe zu ihm über sein eigenes, persönliches Glück stellt!“ Damit unser Prinz den durch einen unheilvollen schwarzen Zauber erhaltenen Katzenkörper verliert und wieder seine alte Gestalt erhält, brauchen wir die Menschenfrau! Taras, der, von einem Geschöpf aus unserer
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