Der Katzenelf (German Edition)
Glücklich summte er ein Lied aus seiner Lieblingsschenke und nahm Kurs auf das königliche Schloss.
Von allen Seiten liefen sie auf ihn zu, als er im Rosengarten landete. Feen, Trolle, Zwerge und Hexen umringten ihn, neugierig lachend und fragend auf den eingemummten Körper deutend, den er noch immer in den Armen hielt. Er schob die Decke ein wenig zurück. Isa stöhnte und öffnete ihre Augen. Ein Lächeln durchzuckte ihr Gesicht als sie den Rosengarten und das Gebäude erkannte. Sie murmelte leise vor sich hin: „Endlich träume ich wieder von Taras“, lehnte glücklich ihren Kopf an Yasumis schuppigen Leib und schlief sofort wieder ein.
Die hohen Fenstertüren öffneten sich weit. Mondiana, eingehüllt in ihre mondlichtfarbenen Schleier, trat auf beide zu. Schweigend starrte die Elfenkönigin auf die schlafende Frau in Yasumis Armen. Dann nickte sie ihm zu, legte ihre Fingerspitzen an die Lippen, winkte ihn in das Innere des Schlosses und befahl dem Drachen, Isa auf ein Bett zu legen. Das vertraute Aroma von Rosenblüten umströmte sie wie ein zärtlicher Hauch. Isa öffnete verwundert ihre Augen. Hatte sie vergessen das Fläschchen mit ihrem Lieblingsparfüm zu verschließen? Was für ein köstlicher, vertrauter Duft! Isa stützte sich leicht auf und starrte verwirrt ihre Umgebung an.
Sie lag nicht in ihrem Bett und dies war auch nicht ihr Schlafzimmer, sondern ein hoher Raum mit riesigen Fenstern und sie lehnte auf weichen, mit duftenden Blüten und Kräutern gefüllten Kissen. Unter der spinnwebdünnen, seidenen Decke war sie nackt bis auf einen dicken Verband unterhalb ihrer Brust. Als sie versuchte sich aufzusetzen, fühlte sie dort einen stechenden Schmerz. Der Traum fiel ihr wieder ein, die seltsamen Geschehnisse im Schloss und sie erinnerte sich bruchstückhaft wie sie versucht hatte, ihre Katze vor dem Dolch des Echsenmannes zu schützen. Dann erinnerte sich Isa an den Flug über ihr Tal, und wie der riesige Drache sie sicher in seinen Armen zum Joch hinaufbrachte und dass sie dort oben Wolf getroffen hatte. Bevor sie noch weiter grübeln konnte, öffnete sich die Türe und eine sehr alte Frau trat ein.
Sie trug ein schlichtes Gewand aus naturfarbenem Leinen und als sie näher zu Isa trat, fielen ihr die wachen klugen, violett blau schimmernden Augen auf, in denen goldene Pünktchen tanzten, als sie sie besorgt musterte. Auch sie hatte leicht spitze Ohren und trug einen großen blaurot funkelnden Amethyst in ihren Händen. Sie lächelte Isa an und sagte freundlich: „Man nennt mich die Weise Alte. Ich bin die älteste Fee und versuche allen Wesen mit meinen Heilkünsten zu helfen. Das ist meine Aufgabe hier! Wie schön dass du wach bist, du hast tagelang geschlafen!“ Sie trat zu ihr hin und schlug die Decke zurück und betastete zart Isas Verband. Dann nahm die alte Frau ihn ab und legte Isa ihren Amethyst auf die Wunde. Die stechenden Schmerzen unterhalb ihrer Brust verschwanden.
„Hab keine Angst“, meinte sie begütigend, „ich bin kundig in diesen Dingen, ich werde dich wieder vollständig heilen! Bleib einfach ruhig liegen, bewege dich nicht so sehr, du hattest eine schwere Verletzung!“ „Wo ist Taras?“, fragte Isa aufgeregt und zappelte unruhig hin und her. Doch die Heilerin drückte sie mit ihren kräftigen Händen wieder ins Bett zurück.
„Der Elfenprinz wird dich aufsuchen, sobald er Zeit hat“, meinte sie begütigend und goss eine dunkle Flüssigkeit in einen Becher. „Hier trink das, es hilft dir schneller gesund zu werden!“, meinte sie und Isa legte sich gehorsam in die Kissen zurück und schluckte tapfer die Brühe. Sie schmeckte bitter und fast gallig. Die Alte lächelte sie weiter freundlich an und streichelte ihre Wange. Isa fühlte plötzlich eine bleierne Müdigkeit in ihrem Körper und lehnte ihren Kopf erschöpft in die duftenden Polster. Durch die großen weit geöffneten Fenster sah sie hohe Bäume die in einen sattblauen, wolkenfreien Himmel wuchsen. Sie verschwammen vor ihren Augen zu dunkelgrünen Schatten und dann schlief Isa sofort ein. Die Weise Alte betrachtete nachdenklich das entspannte Gesicht der schlafenden Menschenfrau, als Mondiana zu ihr hintrat.
Die Elfenkönigin sah auf das am Kissen ausgebreitete Gewirr der rotgoldenen Locken und meinte nachdenklich: „Sie ist schön und sehr sinnlich. Sieh nur ihre runde, wohlgeformte Figur. Und diese Haut! Wie perlmuttfarbene Seide, vermischt mit zarten Rosé-Tönen. Was wird wohl aus ihr werden? Sie
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