Der Katzenelf (German Edition)
denn das Volk und das Reich brauchte auch eine Königin. Und das wollte sie sein, sie Vailea. Dann wäre sie, die kleine Nixe aus dem See am Fuße des Heiligen Wasserfalles endlich am Ziel ihrer Wünsche. Sie könnte zusammen mit dem Mann ihrer Träume das Reich regieren, ihre eigene Heimat, dieses Land zu dem sie Vailea gehörte und nicht die Menschenfrau. Und dann erhielt sie, Vailea alles was Taras nur Isa geben wollte: Seine Liebe und absolute Macht über das Verborgenen Reich und seine Wesen!
Zuversicht und Mut kehrten plötzlich zurück. Sie sprang von ihrem Bett und holte, versteckt unter ihren Nixenschwänzen und Elfenschleiern das Schwarze Buch hervor, das sie vor einiger Zeit bei Reinigungsarbeiten im Keller des Schlosses entdeckt hatte. Das Schwarze Buch der dämonischen Hexe Kalka! Es war vollgeschrieben mit geheimnisvollen Rezepten von Tinkturen und Liebesgetränken, todbringenden Giften und Anleitungen, wie man Wesen nächtliche Träume senden konnte. Die tödlichen Mixturen durfte sie bei Elfen natürlich nicht anwenden. Aber was sprach dagegen der Menschenfrau Träume zu überbringen, die in ihr starkes Heimweh und unstillbare Sehnsucht nach ihrem früheren Leben weckten? Das war nichts Ungeheuerliches, nichts Schlechtes, nichts Verbotenes! Ja, es war sogar richtig: Alle Wesen im Verborgenen Reich würden es ihr eines Tages danken, dass sie die alte Ordnung wiederhergestellt hatte. Der Prinz musste dann eine Elfe als Frau erwählen und sämtliche Komplikationen, die eine Verbindung mit einem Menschen brachten, waren fort. Taras würde Isa bald vergessen, dafür konnte sie sorgen. Ja, er musste sie vergessen, für immer und ewig!
Doch Isa, die sehr früh erwachte, lief noch bevor die Sonne anfing die Landschaft zu vergolden, in Taras Zimmer. Sie war nicht so rücksichtsvoll wie der Prinz am Vorabend. Sie warf sich auf den noch süß schlummernden Taras und küsste seinen Mund, seine Nase und seine Augen, bevor er diese überrascht öffnete. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und flüsterte zärtlich seinen Namen und er wachte endlich auf, zog sie lachend neben sich. Sie liebten sich leidenschaftlich und innig. Anschließend betraten sie gemeinsam die Badestube und ließen sich von den Badenixen ihre Körper die nach einer Mischung von Rosen, Lavendel und Moos dufteten, waschen, abreiben, trocknen und salben. Dann erschienen sie Hand in Hand bei Mondiana zum Frühstück. Die Elfenkönigin schob ihnen lächelnd die köstlichen Marmeladen und weichen Brote hin und verließ sie dann taktvoll. Taras war glücklich, er hatte die abendliche Szene mit Vailea schon vergessen, ja er dachte gar nicht mehr daran. Die Nixe ließ sich nirgends sehen und so trennten sich die beiden Liebenden in voller Harmonie.
Taras betrat Mondianas Regierungszimmer und Isa zog mit Walid zu Sophus Eiche am See, wo sie sich in der warmen Sonne aufwärmte, bis sie Lust auf das seidige Nass des Sees überkam. Dann zog sie sich die Schleier vom Leib und badete. genussvoll in dem warmen Wasser. Sie legte sich nackt wie sie war in das weiche Moos und ließ sich die Wasserperlen auf ihrer Haut von den Sonnenstrahlen trocknen.
Gegen Mittag erschien Vailea mit einem Korb voll Essen und als Isa den dunklen Wein ablehnte, goss ihr die Nixe stattdessen hellen Traubensaft in einen Becher. Isa trank durstig das Gefäß leer und noch bevor sie es absetzten konnte, fiel es ihr aus der Hand und ihr Kopf sank gegen den Stamm der Eiche. Es war warm, fast schon heiß und sie fühlte sich so wohlig müde. Sie merkte nicht mehr, dass Vailea den Becher und den Essenskorb wieder an sich nahm und verschwand. Isa schloss erschöpft ihre Augen. Trotz der geschlossenen Lider, zogen flimmernde, funkelnde Farben von unendlicher Schönheit an ihr vorüber, leuchtend wie ein hellstrahlender, betäubender Reigen von schillernden Sternen und sie schlief ein.
Sie träumte es war Winter und sie stapfte mit Wolf durch den Schnee. Sie hatte ihre Kurzskier in den Rucksack gesteckt und stieg nun bergwärts dem Joch zu. Endlich war sie oben und sie wischte sich den Schweiß von der Stirne. Unter ihr breitete sich das Stille Tal aus. Der Pulverschnee glänzte verlockend in der Wintersonne. Alles war unberührt. Weder ein Tourenfahrer noch ein Schneewanderer hatten ihre Spuren hinterlassen. Tief unten im Tal glänzte und funkelte der Fluss, wand sich wie eine diamantene Schlange, durch das blauweiß glitzernde Tal. Weit hinten am Talschluss konnte sie das leuchtenden
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