Der Katzenelf (German Edition)
und ihre Augen funkelten ihn böse an. Er schüttelte sich vor Entsetzen. Was für ein Narr er war! Sein elfischer Teil hatte sich dem reinen Trieb, dem Begehren hingegeben! Er hatte sich vorgegaukelt, es wäre Isa, die bei ihm war und ihn anfing zu streicheln, die sein Blut in Wallung brachte und seine Begehrlichkeit weckte.
Doch es war Vailea, die Nixe, mit der er einstmals als junger Prinz seine erste Liebesnacht verbracht hatte, damals unter dem Heiligen Wasserfall am See. Er hatte seine Menschenfrau betrogen, obwohl er wusste, dass in deren Welt Treue unter Liebenden selbstverständlich war und Untreue die Beziehungen veränderte und sogar zerstörte. Müde stand er auf und griff nach einem Tuch. Er schlang es um seinen Körper und sah Vailea verlegen an: „Es tut mir leid, Vailea, ich war wie von Sinnen. Warum hast du das getan, warum versuchst du dauernd mich zu verführen? Du weißt doch, dass ich Isa liebe! Das was ich dir gegenüber verspüre sind nur Reaktionen meines Körpers. Ich bin schließlich auch nur ein Mann! Verzeih mir, dass ich dir nicht sofort widerstanden habe und geh jetzt! Ich möchte nicht, dass wir beide noch einmal alleine in einem Raum sind. Ich liebe dich nicht, verstehst du! Ich liebe Isa und ich werde sie immer lieben!“
Vailea unterdrückte mühsam ihre Wut und ihre Enttäuschung. Auch sie stand nun auf und hüllte sich in ein Badetuch. „Sie ist nicht eine von uns, Prinz!“ fauchte sie zornig zurück. „Sie wird auch nie eine von uns sein, sie kann nicht bei uns bleiben und sie passt nicht zu dir! Seit wann darf der künftige König der Elfen nur mehr mit einer Frau schlafen? Das ist doch krank und absolut unüblich in unserer Welt! Du wirst unglücklich mit ihr werden! Kein Wesen ist berechtigt solche Regeln aufzustellen! Wir dürfen jederzeit alles und jeden lieben, so wie wir und der andere es wünschen! Warum willst du auf diese Form der Liebe verzichten, Taras?“ Und sie stand nun vor ihm, stolz und hoch aufgerichtet, zog das Leinentuch enger um ihre Schultern und funkelte ihn böse an. Doch Taras wandte sich ab und murmelte: „Ihr Elfen werdet nie die Macht der menschlichen Liebe begreifen, wenn ihr sie nicht selbst erlebt! Niemals werdet ihr verstehen, dass Isa und die Liebe zu ihr für mich alles sind. Sonne, Regen, Hitze, Kälte, die Natur, das Leben und der Tod! Die Liebe der Menschen zueinander, die echte, wahre Liebe ist das Einzige, wofür es sich in deren Welt zu leben und zu sterben lohnt! Und jetzt, nachdem ich dieses Gefühl erfahren habe, will ich es auch weiterhin erleben dürfen und kein Wesen darf mich daran hindern! Geh mir jetzt endlich aus den Augen Vailea und lass mich künftig in Ruhe! Eines Tages werde ich Isa erzählen, dass ich sie heute verraten habe und dann werde ich sie um Verzeihung bitten! Doch diesen Zeitpunkt wirst du mir überlassen, hörst du!“
Und mit einer herrischen Bewegung seiner Hand gebot er ihr, ihn endlich zu verlassen. Sie sah ihn nicht mehr an und ging. Zornig lief sie den Gang entlang zu ihrem eigenen kleinen Zimmer. Sie warf sich auf ihr Lager und unterdrückte mühsam ihr Schluchzen. Was hatte sie falsch gemacht? Irgendetwas musste sie übersehen haben. Ihr Plan war doch wirklich meisterhaft überlegt. Sie hatte nur ein harmloses Schlafkraut in Isas Wein getan, und das wollte sie auch weiterhin tun. Abend für Abend. Isa schlief dann sofort friedlich ein. Ja, sie sollte schlafen, am besten noch bevor Taras das Schloss betrat und so musste doch seine Liebe endlich erkalten! Nein, sie durfte noch nicht aufgeben. Niemals würde sie dieser Menschenfrau den Elfenprinzen überlassen! Das Verborgene Reich würde ihr eines Tages sehr dankbar sein! Sie musste Taras vor dieser Frau retten!
Sie zog ihre Beine an den Körper, umfing sie mit ihren zarten Armen und lehnte ihren Kopf an ihre Knie. Sie dachte angestrengt nach: Wenn Taras diese Frau so begehrte, dann würde sie, Vailea eben dafür sorgen, dass Isa es nicht mehr tat. Sie musste diese Menschenfrau dazu bringen, dass diese vor Sehnsucht und Heimweh nach ihrer eigenen Welt und den Menschen, mit denen sie damals lebte, die Liebe zum Elfenprinzen nach und nach verblasste. Ja, Isa sollte freiwillig wieder in die andere, in ihre Menschenwelt zurückkehren. Dann würde Taras sich auf sein Volk besinnen, daran denken, dass der Kampf um das Verborgene Reich nicht umsonst gewesen sein durfte und er musste sich dann einem weiblichen Wesen aus ihrer gemeinsamen Welt hier zuwenden,
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