Der Katzenelf (German Edition)
schimmerte es leicht rosa grau und Isa war sich jetzt plötzlich nicht mehr so sicher, ob sie wirklich ohne Taras in ihre Welt zurückkehren wollte. Und sie fragte sich bang, ob es nicht klüger gewesen wäre, ihr brennendes Heimweh zu unterdrücken. Irgendwann hätte sie ihre frühere Welt durch Taras Liebe sicher vergessen. Wollte sie wirklich wieder zurück zu den Menschen? Hier in diesem Leben, im Verborgenen Reich hatte sie doch keine Verpflichtungen, keine Mühsal, nur Freude. Sie konnte sich den ganzen langen Tag nur ihren eigenen Plänen und Wünschen hingeben.
Sie erinnerte sich voller Sehnsucht an die warmen und so leichten Tage im rosenduftenden Schlossgarten, an die beschauliche Ruhe bei der Eiche am kleinen Waldsee, an den moosigen Boden unter Sophus Baum, der Duft, der sie immer an Taras erinnerte. Schon jetzt vermisste sie den tosenden Heiligen Wasserfall und die Gesänge der Nixen, die lustigen Späße der Faune und Kobolde und die liebevolle Betreuung der Palastelfen, die (bis auf Vailea) immer fröhlich, heiter und liebenswürdig waren. Und voller Angst stellte sie sich ein Leben in ihrer eigenen Welt ohne Taras und all diesen herzlichen und zärtlichen Wesen vor. Wie kalt erschienen ihr nun plötzlich ihre eigenen Artgenossen, die Menschen. Würde sie jemals wieder mit deren Denken und Handeln, ihren guten und bösen Eigenschaften zurechtkommen?
Dankbar streichelte sie Walid, der zusammen mit ihr geduldig im Schlosshof auf Mondiana wartete, die schon am vorherigen Abend ihr mitgeteilt hatte, dass sie sich von ihr noch extra verabschieden wollte. Und jetzt öffnete sich auch schon die schwere Schlosstüre und die Königin der Elfen erschien. Sie eilte, eingehüllt in mondfarbene, wehende Schleier die Palaststiege herunter, kam auf Isa zu und umarmte sie zärtlich. Das innige Gefühl, das Isa jedes Mal damals bei ihren seltsamen Träumen im Menschenland immer dann erfüllte, wenn sie Mondiana begegnete und diese sie berührte, glühte plötzlich wieder in ihrem Herzen auf und auch sie legte voller Liebe, Dankbarkeit und Wehmut ihre Arme um die Elfenkönigin. Ein paar Minuten standen die zwei Frauen liebevoll aneinander gelehnt in der feuchten Morgenluft, zwei Wesen, beide so verschieden und sich nun doch so nahe.
Die überschlanke, grazile, elegante Mondiana mit ihrer kühl schimmernden, hellen Haut und die rundliche Isa, deren goldrote Haare sich im feuchten Morgennebel wild kräuselten und wie eine Feuerwelle über ihre Schultern wallten, umfingen sich mit einer so hoffnungslosen Zärtlichkeit, dass die Umstehenden die Trauer beider fast selber körperlich spürten.
Dann zog Mondiana ein kleines Kästchen aus ihren Schleiern, öffnete es und hielt Isa deren eigenes Korallenamulett hin. „Wir mussten es dir damals vom Nacken lösen, du warst verletzt und wir wollten nicht, dass dieser kostbare Schmuck verloren geht. Ich habe mir erlaubt, die Koralle mit einem kleinen Schutzzauber zu versehen. Ich weiß, ich weiß“, meinte sie dann als sie den fragenden Blick der jungen Frau bemerkte. „Ich weiß, ich dürfte nicht, schon gar nicht als Königin, die eigenen Gesetze verletzen. Doch eben weil ich derzeit noch die Königin bin, steht es mir zu, einem Wesen das ich liebe und das in diese gefährliche Welt der Menschen zurückgeht, etwas zu helfen! Es soll dich vor dem Bösen und Dunklen beschützen, ich habe immer noch Angst, dass meine Schwester Rubina dir Übles will, an wem könnte sie sich sonst wohl noch rächen? Und ich kenne ihre schwarze Seele!
Dieses Amulett wird dich hoffentlich vor allzu heftigen Attacken meiner teuflischen Elfenschwester, die jetzt zum ewigen Leben in deiner Welt verurteilt ist, schützen! Versprich mir, dass du dich von ihr fernhältst und achte auf dich, ich ahne, dass du es künftig nicht leicht haben wirst! Bitte denke daran, dass nicht nur Taras dich liebt, sondern dass auch wir dich hier sehr schätzen, auch wenn du für uns anfangs etwas fremd warst und du weißt schließlich aus eigener Erfahrung, dass man Fremdes oft unnütz als bedrohlich empfindet. Daher verzeih mir, wenn ich dir gegenüber manchmal kalt oder ablehnend war!“ Sie blickte nach Osten und meinte dann weiter: „Ich sehe, dass Yuki kommt, sie wird dich und Walid zum Übergang in Deine Welt bringen. Auch Krahil wird für eine Weile mit dir fliegen!
Du weißt, dass in weniger als drei Monaten nach eurer Menschenzeit gerechnet, sich hier im Verborgenen Reich der Rote Mond das nächste Mal
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