Der Katzenelf (German Edition)
worden und sie erkannte die Umrisse hoher Liftstützen durch den wabernden Nebel, der das Dorf unterhalb des Buckligen Berges vor ihren Blicken verhüllte. Trauer und Wut stiegen gleichzeitig in ihr auf.
Diese Wahnsinnigen hatten wirklich während ihrer Abwesenheit, eine riesige Wunde in den Berg und den Wald geschlagen, eine Trasse für einen Lift in Richtung Buckligen Berges gebaut, die so breit war wie eine Autobahn. Sie war doch höchstens zwei Monate fort gewesen, wie war das möglich? Die geschlägerte Strecke führte in Richtung ihrer Quelle und brach kurz davor abrupt ab. Noch hatte man ihr Eigentum also nicht angetastet!
Wie gut, dass sie sich doch zur Rückkehr entschlossen hatte! Nun konnte sie dieses gigantische Bauvorhaben noch stoppen, bevor man auch in das Stille Tal hinter dem Joch solche Wunden schlug. Es war ihr Eigentum, ihr Besitz der hier anscheinend auch missbraucht werden sollte! Zornig ballte sie ihre Hände. Nein, sie würde das verhindern! Plötzlich fiel ihr wieder der Lederbeutel mit den kostbaren Steinen ein und sie wandte sich erneut um und hastete wieder Richtung Joch hinauf. Als sie am Felsen angelangt war, zog sie den Stern des Schicksals hervor und trat zu dem Baum. „Auch wenn du nicht mit mir sprichst, Faniris“, sagte sie und hielt ihm das Schmuckstück entgegen. „So möchte ich doch den Stern des Schicksals, der allen nur Unglück gebracht hat, hier sicher verwahren! Ich kann und will ihn momentan nicht mit zu den Menschen nehmen. Vielleicht brauche ich ihn eines Tages noch. Und dann weiß ich ja wo ich ihn finden kann!
Und sie fuhr mit ihren klammen Fingern suchend die kalte Fläche des Felsens entlang. Ja, seitlich in der Nähe des gewaltigen Baumstammes spürte sie eine kleine Öffnung, eine winzige Höhle und sie nahm den Rubin aus dem Beutel, steckte ihn in ihre Anoraktasche und wickelte den Diamanten sorgfältig wieder in das lederne Säckchen, bevor sie dieses in der Felsenspalte verschwinden ließ.
Sie schob den Beutel mit dem Stern des Schicksals tief in die in Öffnung hinein und verschloss den Eingang mit Ästen und Schnee. Keine Menschenseele konnte dieses Versteck entdecken und befriedigt stieg sie, den Rubin in ihrer Tasche streichelnd wieder mit Walid talwärts. Bevor sie hinter der Kuppe verschwand, drehte sie sich nochmals um und blickte zurück. Ihr war, als drückte sich der Stamm der Fichte jetzt viel enger an den Felsen und damit an ihr geheimes Versteck. Isa lächelte als sie dem Dorf entgegenstapfte und als sie dort ankam, schlug sie als erstes den Weg zu Josef Trimmels Haus ein. Sie klopfte.
Als er öffnete, sah er sie an, als wäre sie ein Geist, dann schrie er freudig auf, nahm sie stürmisch in die Arme und zog sie ins Wohnzimmer. Er lachte und rief immer wieder: „Du lebst, Isa! Wir hatten dich schon aufgegeben!“ Und als sie ihn verständnislos ansah, meinte er. „Du bist im Oktober vorigen Jahres verschwunden und jetzt haben wir Weihnachten ein Jahr später, und niemand hatte irgendetwas von dir gehört! Wo warst du bloß? Du hast damals sogar vergessen abzusperren, das habe ich für dich erledigt. Warte, hier ist dein Schlüssel!“
Er kramte in einer Schublade und meinte dann: „Wie gesagt, fand ich es unversperrt vor. Aber vielleicht hatte sich schon vorher jemand Zugriff verschafft. Du warst nicht mehr hier, zusammen mit deiner Katze und deinem Hund spurlos verschwunden. Alle glaubten, du hättest mit deinem geerbten Geld eine Weltreise gemacht und würdest einfach längere Zeit nicht mehr zurückkehren!
„Josef“, sagte Isa ernst und sah ihn an. „Hast du den Briefumschlag noch, den ich dir nach Antritt meines Erbes gegeben habe? Es ist sehr wichtig!“ „Natürlich Liebes“, meinte Trimmel und trat zu seinem Schreibtisch, wo er eine Schublade aufschloss und das Schreiben herausnahm. „Gott sei Dank!“, rief Isa und fragte noch: „Was ist bloß mit dem Buckligen Berg geschehen? Hier wurde wirklich ein sehr großer Lift gebaut? Hat Benno seine Finger in dieser Sache und wer noch? Was haben diese Leute bloß vor?“
Trimmel nickte bedrückt und meinte dann. „Im Gemeinderat ist der Antrag dieser Frau vom Schloss, hier in unserer Region eine Tourismushochburg zu bauen, mit Liftzirkus, Golfplätzen und einem künstlichen großen See, durchgegangen. Aber du musst die Bevölkerung auch verstehen! Ein touristisch aufgeschlossenes Gebiet mit einer perfekten Infrastruktur verspricht Arbeitsplätze und viel Gewinn! Die Menschen
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