Der Katzenelf (German Edition)
sollte sie bei Bennos Besuchen lieber darauf achten, wie oft er dieser Nixe nachsah und ob er, wenn sie sich begrüßten seine Hände nicht zu lange in den kleinen zarten Fingern Vaileas ruhen ließ! Abrupt wandte Rubina sich vom Anblick der schönen jungen Frau ab und blickte wieder in den sich verdunkelnden Abend. Sie beobachtete Benno, der mühsam durch den Schnee zum Schloss heraufstapfte. Plötzlich kam ihr ein verlockender Gedanke. Vielleicht hatte Benno erfahren, wo sich der Stern des Schicksals befand!
Und sie sinnierte weiter: „Ja dieser Diamant! Er ist noch die einzige Hoffnung für mich! Wenn ich diesen magischen Stein besitze, dann habe ich mehr Zauberkraft zur Verfügung als der Rote Rubin mir jemals verschafft hätte. Und ohne diese drastischen Nebenwirkungen! Dann könnte ich Taras Fluch aufheben und mich an allen rächen!“ Bei diesen Gedanken erlosch Ihre Wut über den soeben eintretenden Benno. Sie erhob sich lächelnd und schlang zärtlich ihre weißen, weichen Arme um seinen Nacken. Er erwähnte mit keinem Wort seinen Besuch bei Isa, sondern prostete ihr und Vailea, die ihn mit einem Glas Champagner versorgt hatte und ihm nun mit einladender Geste Kaviarbrötchen anbot, freundlich zu.
Rubina jedoch beobachtete ihren Geliebten voller Argwohn, doch er interessierte sich nicht besonders für die Nixe, nein er war ihr gegenüber sogar zurückhaltender als sonst. Er schien mit seinen Gedanken woanders zu sein. Da Rubina jedoch sehr ungeduldig war, fragte sie ihn, während sie scheinbar gleichgültig ihr Glas mit der goldfarbenen Flüssigkeit darin hin und her schob: „Hat deine frühere Freundin jetzt endlich ihre Einwilligung für die Bauarbeiten gegeben, Benno? Wir sollten, sobald die Schneeschmelze eintritt und das wird bald sein, endlich mit unseren Vorhaben weiterkommen. Vergiss nicht, dass wir Verträge unterzeichneten, dass Ende kommenden Jahres alles fertig gestellt sein muss, sonst verlieren wir einen Großteil der staatlichen Förderungen und das ist schließlich sehr, sehr viel Geld!“ Und nachdem sie einen weiteren Schluck Champagner trank, meinte sie noch mit der bittersüßen Schärfe in ihrer Stimme, die Benno inzwischen hassen gelernt hatte. „Es handelt sich schließlich hauptsächlich um sehr viel Kapital von mir, mein Lieber, nicht wahr?“
Benno, der müde und nun durch ihren Ton sehr verstimmt war, antwortete mit leiser, ruhiger Stimme, obwohl er ahnte, dass sie sehr wütend werden würde: „Wir müssen nicht unbedingt mit unserer Lifttrasse direkt über ihre Quelle fahren. Wer weiß, was dazu die Naturschutzkommission sagen würde! Wir könnten die Trasse weiter nach Westen verlegen, dann umgehen wir dieses heikle Gebiet und allen ist geholfen!“
Sie knallte hart das Glas auf den Tisch, so dass der Stiel brach und die kostbare, gelbliche Flüssigkeit das teure Tischtuch tränkte. Schnell erhob sie sich und dabei bemerkte er, dass ihr kleiner, zarter Körper vor Wut bebte. „Bist du wahnsinnig geworden Benno!“ schrie sie mit aufgerissenen Augen, so als könnte sie nicht glauben, was er soeben zu ihr gesagt hatte. „Weißt du wie lange uns neue Grundstückverhandlungen und weitere Eingaben an die Behörden kosten würden? Wo sollen wir das viele Wasser für die Schneekanonen hernehmen, wenn nicht von Isas Quelle? Das wird ja dann noch viel, viel teurer! Und alles wegen dieser dummen, kleinen, dicken Schlampe, die anscheinend überhaupt gar nicht mitgekriegt hat um was es geht! Verschwindet über ein Jahr lang, so dass wir schon Hoffnung schöpfen konnten, ihre Anwälte und Bevollmächtigten herumzukriegen und dann dies heute!“ Und dann kreischte sie fast, als sie ihn anschrie: „Du kannst deiner Freundin ausrichten, dass ich sie enteignen lasse! Schließlich geht öffentliches Interesse vor, nicht wahr! Schon morgen werde ich diesbezüglich mit dem Bürgermeister reden. Sie soll sich warm anziehen, diese scheinheilige „Gutmenschen-Frau“!“
Doch Benno, der ihre Wutanfälle schon satt hatte, holte sich schweigend seinen Mantel und beschloss ein Taxi zu rufen und in die Stadt zurückzukehren. Bevor er sich höflich, aber sehr kühl von ihr verabschiedete meinte er noch, während er sich seinen Hut aufsetzte: „Ich finde deine Art, anderen die gleichen Dinge anzukreiden, die du auch machst – und damit meine ich dein längeres Verschwinden von einigen Monaten, das du mir übrigens bis heute noch nicht erklärt hast, äußerst doppelbödig und anmaßend!
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