Der Katzenelf (German Edition)
haben!“
Beim Espresso beschloss Isa, Benno und seine Geschäftsfreunde allein und ihren Geschäften zu überlassen. Sie nahm ihre Tasche, lächelte die Männerrunde an, entschuldigte sich und verließ mit wiegenden Hüften den Raum. Doch sie ging nicht zur Toilette. Sie ließ sich von einem hilfsbereiten Kellner ihren Mantel geben, verließ das Restaurant und schlenderte allein in die Nacht hinaus. Sie genoss den einsamen Spaziergang über Brücken, Stiegen und durch verwinkelte, nachtdunkle Gässchen.
Unweit der Rialto Brücke setzte sie sich auf eine der kalten Steinstufen und starrte in den leise vor sich hin gluckernden Kanal. „Morgen werde ich nach Hause fahren, gleich nach dem Frühstück, wenn Benno sich wieder seinen Geschäften widmet“, versprach sie sich selber und legte müde ihren Kopf auf ihre Knie. „Ja, morgen werde ich ihn endgültig verlassen!“
Ihr fiel ein dass sie so gut wie kein Geld mehr hatte und begann hastig in ihren Taschen zu wühlen. Befreit atmete sie auf, als sie eine von Bennos Kreditkarten fand, die er ihr für den Einkauf eines Kleides und den Friseur gnädig überlassen hatte. „Ja, damit komme ich mit dem Zug nach Hause“, dachte sie glücklich und stand auf.
In diesem Moment vernahm sie ein seltsames Geräusch. Es klang wie das Wimmern eines kleinen Kindes und drang vom Ende der Treppe zu ihr herauf. Neugierig lief sie nach unten und suchte im Dunkeln.
Isa sah nichts, doch das eigenartige Gemaunze wurde lauter. Dann bemerkte sie ein feuchtes, pelziges Etwas das zusammengekrümmt halb im Wasser und halb am Fuße der Steinstiegen lag. Sie bückte sich und griff in das nasse Fell einer kleinen Katze, die sie sich sofort aufbäumte und Isa entsetzt anfauchte. Doch Isa hob trotz des Protestes das Pelzbündel auf und eilte zur nächsten Straßenlaterne. Es war ein junger Kater mit schwarzem, nassem und verklebtem Fell. Nun, nachdem Isa das Tier sanft unter ihren Mantel und direkt an ihr Herz schob um es zu wärmen, begann es behaglich zu schnurren und schmiegte sich nun ohne Angst an ihre Brust.
Sie schmuggelte das feuchte Geschöpf am Portier ihres Hotels vorbei und bestellte, in ihrem Appartement angekommen, warme Milch und Schinken.
Benno war noch nicht da.
Mit der Katze im Arm und dem Tablett mit dem Essen in der anderen Hand, eilte sie in ihr eigenes Zimmer. Sofort sperrte sie die Türe hinter sich zu, dem lieben Gott dankend, dass Benno immer auf getrennten Schlafzimmern bestand, da sie ihn durch ihren unruhigen Schlaf, und ihre lebhaften Träume störte. Isa setzte die Katze aufs Bett und schaltete die gesamte Zimmerbeleuchtung ein um sie näher zu betrachten.
Der Kater war erst ein paar Monate alt und hatte große, schräggestellte, goldbraune Augen in denen grüne Pünktchen schimmerten. Seine Ohren waren riesig, steil aufgerichtet und sehr spitz zulaufend, ähnlich den Pharaonenkatzen, doch wirkte er seltsamer und geheimnisvoller, wie ein Tier aus einer fremden Welt.
Isa freute sich, als er gierig die warme, mit Wasser verdünnte Milch schlapperte. Sie streichelte ihn sanft, massierte sein Fell zärtlich trocken, und er begann wieder zu schnurren. Dabei zwinkerte er sie aus seinen, jetzt im warmen Schein der Zimmerlampe strahlenden Augen an, die aus dem dunklen Gesichtchen wie goldene Laternen leuchteten. Er war inzwischen trocken und sein Körper glänzte in einem satten Blauschwarz, edel, muskulös und elegant wie ein dunkler Panther.
„Was bist du doch für ein schönes Tier“, flüsterte sie zärtlich und kraulte ihn sanft. „Du bist schön wie ein Prinz! Ein attraktiver, schwarzer Prinz, stolz wie ein spanischer Infant auf einem alten Bild. Ich werde dich Prinz nennen! Hab keine Angst, morgen fahren wir zurück in die Alpen zu mir nach Hause. Denn morgen werde ich endlich Benedikt verlassen, ja ich muss sogar, denn er mag ja keine Katzen!“ Sie stand auf und fing an einige Kleidungsstücke in eine Reisetasche zu packen. Prinz saß ruhig auf der seidenen Bettdecke und sah ihr mit seinen goldtopasfarbenen Augen zu.
Ein paar Stunden später strich etwas Felliges zart an ihren Wangen vorbei und Isa wachte auf. Prinz saß direkt vor ihrem Gesicht und wieder tapste seine Pfote sie sanft an. Verschlafen bemerkte sie, dass die Nacht einer graublauen Dämmerung gewichen war und hörte gleichzeitig wie Benno draußen im Gang herumschlurfte. Sie richtete sich auf und legte Prinz ihren Zeigefinger auf sein schwarzes Näschen. „Psst“, sagte sie leise und
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