Der Katzenelf (German Edition)
jedes Geturtel und Gespräch, das er mit ihnen führte.
Thyra wusste zwar, dass die Dynastie erhalten bleiben musste, sie hatte jedoch keine Lust, auch nur ein kleines Stückchen ihrer Macht an eine Frau abzugeben, die sie nicht selber für ihren geliebten Sohn auswählte und über die sie nicht die volle Kontrolle hatte.
Daher log Yul seine Mutter fortwährend schamlos an. Hinterhältig verschwieg er ihr jede Geliebte, die er heimlich traf. Und er bereute es bitterlich, dass er heute früh, als er von seinem Besuch in der Grenzschenke etwas angeheitert seine königlichen Räume aufsuchte, Thyra auf der Palasttreppe traf, über sein nächtliches Erlebnis mit der Elfe sprach. Ja, verdammt, er redete zu viel, wenn er so wie gestern, Unmengen von Bier und Traubenschnaps in sich hineingoss. Vage erinnerte er sich, dass er ihr leutselig von ihrer künftigen Gefangenen vorgeschwärmt hatte. Was soll’s, schließlich war er ja der Herrscher und sicher gab es noch genügend Gelegenheiten, sich die schöne Elfe näher anzusehen!
Erst nachdem der Drachenkönig hinter dem goldroten Palasttor verschwand, stiegen auch Thyra und Rubina aus ihrer Kutsche. Sie bestaunte die kalte verschwenderische Pracht, mit denen die Räume des Schlosses ausgestattet waren. Sie wusste, dass die Drachenmenschen ein reiches Volk waren und in ihren Roten Bergen erfolgreich nach Bodenschätzen gruben. Sie nannten die roten Steine ‚Karfunkelsteine‘, doch es waren Granate und Rubine, die sie zutage förderten. Die Edelsteinschleifer dieses Landes waren berühmt in den ganzen umliegenden Regionen und auch ihr eigener, sagenumwobener Geburtsstein, der strahlende Rubin, stammte aus dieser Erde.
Als sie zwischen zwei Kriegern die riesige Eingangshalle betrat, bemerkte sie die präparierten Tierköpfe an den Wänden. Sie schauerte leicht, als sie erkannte, dass es hauptsächlich Tiere waren, die im Verborgenen Königreich als so genannte Krafttiere verehrt und geliebt wurden.
Mit toten Augen starrten die Schädel von Wölfen, Tigern, Bären, Löwen, Widdern und Büffeln auf sie herab. Sogar große Raubvögel und eine ausgestopfte Riesenschlange waren darunter.
Kurz blitzten die Lehren des Elfenkönigs in ihren Gedanken auf, der rücksichtloses Jagen im Verborgenen Königreich strikt verbot und Missetäter hart bestrafte. Doch dann zuckte sie belustigt die Schultern und hoffte, auch als gefangene Königstochter bei der nächsten großen Jagd dabei zu sein. Am liebsten wäre ihr eine Jagd, bei der solche edlen Tiere in Strömen von Blut zu ihren kleinen Füssen ihr Leben aushauchten. - Ja darauf konnte sie sich richtig freuen! Zum ersten Mal seit Tagen lächelte sie wieder.
Rubina erhielt ein Zimmer mit Ausblick auf die Roten Berge. Sie war so in den atemberaubenden Anblick der hohen von rotblauen, rotvioletten, goldroten, purpurnen und die in der Ferne leicht verschwimmenden rosafarbenen Felsen versunken, dass sie die Drachenfrau, die lautlos den Raum betrat und die Elfe mit verschränkten Armen aus ihren gelben Augen musterte, nicht bemerkte. Ihr entfuhr ein überraschtes Keuchen, als sie sich von dem atemberaubenden Ausblick ihres Fensters abwandte und dann erst die seltsame Gestalt an der Türe ihres neuen Zimmers wahrnahm.
Sie war genau wie die Krieger gekleidet, die sie vor dem Palasttor gesehen hatte. Rubina erinnerte sich an ihre königliche Stellung. „Was willst du?“, fragte sie barsch. Die Drachenfrau verneigte sich und antwortete mit einer seltsam rauen Stimme: „Mein Name lautet Yaruba. Ich bin die erste Amazonenkriegerin am Hofe des Drachenkönigs und nehme nur direkte Befehle von ihm oder seiner Mutter Thyra entgegen! Alle Amazonen werden von mir selbst ausgebildet und unterstehen meinem Kommando. Auf Befehl der Königin, folge mir!“
Ohne auf eine Antwort zu warten wandte sich Yaruba um und eilte mit weit ausholenden Schritten über Treppen, durch die Gänge und Hallen des Schlosses. Rubina konnte ihr nur mühsam folgen und hatte kaum Zeit die prächtige Ausstattung ihres neuen Heimes zu bewundern. Sie traten durch ein Seitentor und Yaruba eilte weiter voran, quer durch den königlichen Park bis zu einem lang gestreckten Gebäude, das wie eine riesige Halle aussah. Sie hörte das metallische Klingen von Schwertern und das Zischen von Bogenpfeilen, auch Kampf- und Schmerzensschreie.
Sie betraten einen großen Raum. Rubina erblickte Drachenkrieger, die Nah-, Schwertkampf und Bogenschießen übten. Yaruba pfiff auf einer
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