Der Katzenelf (German Edition)
nachdrücklich: „Trenne dich niemals von Taras Tigerauge! Niemals!“ Es klang wie ein Befehl und eine dringliche Bitte zugleich. Dann verschwand die Nebelwand zusammen mit der geheimnisvollen Schönen und um Isa waberten graue, schleierartige Schatten. Es wurde kühl. Sie fühlte sich allein und traurig.
Isa wachte auf.
Sie war nass vor Schweiß und enttäuscht, weil der Traum schon zu Ende war. Ihr Herz war noch erfüllt von einer eigenartigen, süßen Sehnsucht, die sie beim Anblick dieser Frau empfunden hatte. Sie wollte wieder deren Gegenwart spüren, ja sie fühlte ein unbändiges Verlangen in die geträumte Welt zurück zu tauchen und sie sehnte sich heftig nach dem bittersüßen Schmerz, den sie beim Anblick dieser Strahlenden erlebt hatte. Hastig rannte sie zum Fenster in der Hoffnung diese mondscheinfarbene Lichtgestalt wieder zu sehen. Doch draußen war noch Nacht und das undurchdringliche, kalte Dunkel schien ihr traurig und trostlos wie ein feindliches, fremdes Land.
VIERZEHNTES KAPITEL
Damals im Verborgenen Reich
STEINE UND MACHT
Nachdem Mondiana ihre kleine Tochter abgestillt hatte, ließ sie Somiris wehen Herzens bei Kaskade zurück und brach zu ihrer Reise in jenes Land der Menschen auf, in dem Karuns Vater, König Pagiel herrschte. Anschließend wollte sie auch noch einzelne Regionen des Verborgenen Königreiches besuchen, um sich dort als künftige Königin vorzustellen. Tapfer schluckte sie ihre Tränen hinunter, als sie mit der Weisen Alten, Yerik und einem Tross von höfischen Begleitern und Kriegern fortritt und Somiris, das Elfenschloss und seine Bewohnern hinter sich ließ.
So zogen Mondiana, die Weise Alte und eine Abordnung Elfenkrieger und königliche Begleiter vorbei an ihrem kleinen geliebten Wäldchen mit dem See, wo sie einst voller Liebe auf Karun wartete und wo der alte Baumelf Sophus über ihr Brautgeschenk wachte. Weiter über die Wilden, Verwunschenen Berge, wo einst Rubina und Kalka ihre tödlichen Intrigen ersannen und dann südöstlich über Pässe und Bergübergänge bis sie einem breiten glitzernden Fluss folgten, der sich in das Tal wie ein silbernes Band hinabschlängelte um dort in einem großen, fischreichen See zu münden.
Hier begann, nur durch einen dunklen Wald getrennt, die Welt der Menschen. Das Königreich von Pagiel, dem Vater ihres verstorbenen Geliebten. Die Menschen in Pagiels Reich lebten nach den Regeln der Natur, sie achteten und verehrten die Schöpfung und deshalb waren die Bewohner des Verborgenen Königreiches ihre Verbündeten. Sie halfen den Menschen das Vieh vor Seuchen und die Ernten vor vernichtenden Naturgewalten zu bewahren. So manche Menschenfrau hatte die Geburt eines gesunden Kindes den Heilkünsten einer guten Hexe oder Fee zu verdanken, und auch wenn Trolle oder Elfchen gerne ab und zu Schabernack trieben, so war das Zusammenleben aller Wesen meist friedlich. Natürlich gab es öfters Kriege unter den Menschen, und fast immer waren Neid und Habgier die Ursache. Dann zogen sich die Elfen sofort zurück und überließen es der Gattung Mensch, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.
Früher hatten die Dämonischen Drachen und andere wilde Stämme es oft auf die sagenhaften Edelsteine des Verborgenen Reiches und besonders auf das Gold der Zwerge abgesehen und brachten mit ihrer maßlosen Gier Krieg und Zerstörung auch in das Verborgene Reich. Auch drangen sie manchmal zu den Menschen vor, stahlen das Vieh von den Weiden der Bauern, und verlangten anschließend hohnlachend und Feuer speiend, von den Menschen die schönste Jungfrau des Dorfes als Tribut und zusätzlich noch Schutzgeld um nicht weiter Schaden anzurichten. Aber jeder kriegerische Akt dieser Art, ausgeübt von Bewohnern der eingegliederten Regionen des Verborgenen Reiches, wurde unter Sonnas Regentschaft so hart bestraft, so dass es nun seit Jahren schon keine derartigen Streitigkeiten mehr gab.
Die Drachenmenschen profitierten von der Freundschaft und großen Zuneigung des Elfenkönigs zu ihrer Herrscherin Thyra, denn Sonnas sandte regelmäßig seine fachkundigsten Zwerge und Trolle ins Rote Land. Diese unterrichteten die Bewohner in Bergwerkskunde und so konnten sie selber die unermesslichen wunderschönen Rubine, die sie Karfunkelsteine nannten, abbauen. Bedingung war, dass Rücksicht auf die Natur und Schonung der Ressourcen eingehalten wurden. Auch Pagiels Land konnte über die kleinen „Ingenieure“ von Sonnas als kundige Lehrer verfügen, so dass
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