Der Katzenelf (German Edition)
sie euch angestiftet hat. Natürlich zeige ich auch diese Frau wieder an. Diese Leute vom Schloss gehen mir langsam auf die Nerven! Die glauben wohl für sie gibt es weder Regeln noch Gesetze. Aber das macht niemand in Josef Trimmels Revier!“
Zuhause packte Isa vorsichtig den Stein aus. Sie hatte niemandem, auch Trimmel nicht, von ihrem Fund erzählt. Und so schloss Isa vorsichtshalber ihre Fensterläden und zog die Vorhänge vor, bevor sie den Bergkristall aus dem Rucksack nahm, und ihn Prinz vor seine Füße legte. Der Kater schnurrte und rollte den Stein unter das Bett. Dann schmiegte er sich schmeichelnd an ihre Beine und Isa verstand.
„Wir warten bis morgen, Taras“, flüsterte sie, ihn zärtlich streichelnd. „Bis dahin solltest du oder jemand der Deinen mir nachts im Traum mitteilen, wohin ich den Kristall bringen muss.“ Sie wickelte den Stein wieder in den Pullover ein und legte ihn in den Rucksack zurück. Dann trank sie ein Glas von ihrem Lieblingswein und ging bald zu Bett.
Diese Nacht flog sie in ihrem Traum wieder über den Buckligen Berg und dann abwärts beim Joch zu dem Felsen. Und wieder öffnete der Baumelf seine grünen Arme und brachte sie zu dem kleinen See.
Mondiana und Taras warteten bereits. Die Mondelfe sagte glücklich: „Du hast Yeriks Stein gerettet, wir danken dir!“ Taras lächelte sie an und meinte: „Bring ihn noch vor der Abenddämmerung zu Faniris! Er hütet ihn, bis Yerik ihn holen kann und ihn in den Seeopal-Palast zurückbringt. Komm mit!“
Er nahm ihre Hand und sie liefen beide zum Seeufer zu Mondiana zurück, doch die Königin war fort. Sie waren allein. Taras zog ihr das Nachthemd aus und auch er legte seine Kleider ab. Nackt sprangen sie Hand in Hand in den warmen See. Sie küssten sich zärtlich und wieder brachte er ihren Körper zum Glühen. Nochmals empfand sie diese gewaltige Sehnsucht und Liebe die sie in seinen Armen fühlte, diesen bitteren und doch so süßen Schmerz, nach dem es sie immer wieder und wieder brennend heiß verlangte. Sie hörte wunderschöne Frauenstimmen singen und Taras flüsterte unter seinen heißen Küssen: „Hörst du die Lieder der Nixen? Sie singen für uns, denn du wirst meine Königin!“ Aber noch während sie lauschte, verschwand wieder alles. Und dann war alles fort: Taras und die Wärme seines Körpers, die Nixen, ihre wunderschönen Gesänge, die Eiche und der See.
Es war plötzlich sehr kalt.
Isa wachte in ihrem Bett und in ihrem wirklichen Leben auf. Sie war sehr traurig, weil dieser wunderbare Traum wieder zu Ende war. Aus dem Wohnzimmer klang Musik. Sie hatte abends vergessen das Radio abzustellen und ein Frauenchor sang mit wunderschönen Stimmen Lieder von Sehnsucht und Liebesglück.
An diesem Vormittag skizzierte sie fröhliche Nixen und beschloss, diese schönen Wesen aus ihren nächtlichen Abenteuern in ihre Entwürfe für Mohan einzuarbeiten. Ihr fiel wieder der letzte Traum ein und voller Verlangen nach dieser Welt hielt sie in ihrer Arbeit inne. Sie holte Prinz auf ihren Schoß, der unwillig miaute, weil sie ihn aus seinen Katzenträumen riss. Zärtlich streichelte Isa sein seidiges schwarzes Fell und flüsterte: „Ach wenn das alles doch keine Träume wären! Wenn es doch diese wunderschöne Welt für mich wirklich gäbe und ich dort so ein Wesen wie Taras treffen könnte, Jemanden, der mich so wie er versteht und mir das Leben an diesem wundersamen Ort auf so innige Weise erklären kann!“ Sie setzte ihre Katze abrupt ab, als ihr die Worte von Mondiana und Taras einfielen: „Du hast Yeriks Stein gerettet. Bring ihn noch vor der Abenddämmerung zu Faniris!“
Schnell warf Isa ihre Zeichenstifte auf den Tisch, lief ins Schlafzimmer und öffnete ihren Rucksack. Behutsam nahm sie den Bergkristall heraus und hielt ihn in das helle Vormittagslicht. Wieder strahlten seine rechtsgedrehten Kristalle in einem magischen weißen Feuer. Sie leuchteten sie an, als wollten sie ihr etwas sagen und sich in ihr Innerstes hineinbrennen.
Noch nie hatte sie einen derart lupenreinen Bergkristall gesehen!
Das was sie nachts erlebte konnten nicht nur Träume sein. Ja, sie war sich sicher: Etwas Seltsames und Geheimnisvolles war in ihr Leben getreten! Und das wollte Isa nicht missen und sie hoffte, dass ihre nächtlichen Erlebnisse alle wiederkehrten.
Sie warf einen Blick aus dem Fenster auf dem Buckligen Berg und sah, dass von Süden kommend, Schneewolken aufzogen. Jetzt war es zwar schon März aber oben auf den Bergen
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