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Der Kaufmann von Lippstadt

Der Kaufmann von Lippstadt

Titel: Der Kaufmann von Lippstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Maria Fust
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Lena Meyer-Landruth mit ihrem Hit ›Satellite‹.«
    Erinnerungen werden wach: Am Samstagabend hatten Annika und Oliver sich auf der ›First Party‹ der Uni Paderborn kennengelernt und sich dann lange miteinander unterhalten. Bei dem Song ›Satellite‹ waren sie auf die Tanzfläche gegangen und dort geblieben. Erst als es langsam hell wurde, verabschiedeten sie sich voneinander, nachdem sie sich für Montagnachmittag, also für heute, verabredet und die Handy-Nummern ausgetauscht hatten. Oliver hatte geglaubt, der gestrige Sonntag würde ewig dauern und war mehrmals kurz davor, Annika anzurufen. Nur mit Mühe konnte er sich davon abhalten, schließlich wollte er weder aufdringlich noch lästig sein. Zur Erinnerung an diesen wunderschönen Abend hat Oliver aus der Zeitungsbeilage die orangefarbene Spalte ›Party‹ ausgeschnitten: Paderborn – First Party – Uni-Gelände – 21 Uhr. Als er heute Vormittag in die Redaktion der LTZ kam, war er froh, dass dort noch wenig los war. So konnte er seinen Gedanken nachhängen. Annika hatte es ihm richtig angetan mit ihren blauen Augen und dem dunklen Haar. Wie selten so etwas ist. 20 Jahre ist sie alt, hat ein halbes Jahr in Australien verbracht und ist nun pünktlich zum Sommersemester nach Paderborn zurückgekehrt.
    »Hör zu!«, mit dieser Aufforderung reißt Annika Oliver aus seinen Gedanken. »Im Radio!«
    »Was? Ich – äh – habe nichts mitgekriegt«, stottert Oliver.
    »Das habe ich gesehen. Du hast wohl an etwas Schönes gedacht. Dein Lächeln hat dich verraten«, meint Annika.
    »Ich habe an dich gedacht«, erwidert Oliver, lächelt und trinkt von seinem Cappuccino.
    Jetzt muss Annika auch lächeln. »Im Radio hieß es gerade, dass die Arbeiten an der Lippe unterbrochen wurden, weil man Sprengstoff gefunden habe. Was wird denn da gearbeitet?«, erkundigt sie sich.
    »Sprengstoff gefunden? Im Ernst?« Oliver kann es nicht glauben.
    »Meinst du, ich denke mir das aus?«, entgegnet Annika und trinkt einen großen Schluck.
    »Nein, natürlich nicht«, gibt Oliver entschuldigend zurück. »Die Lippe wird renaturiert. Es geht um Hochwasserschutz und um mehr oder besseren Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Seit Langem wird dort gebaggert. Ein richtiges Großprojekt. Auf dem Gelände des ehemaligen Tiergartens soll ein Auenzentrum errichtet werden«, berichtet er.
    »Aber wo kommt dieser Sprengstoff her? Du hast doch gesagt, im Krieg wären in Lippstadt keine Bomben gefallen«, erinnert sich Annika.
    »Eine nur, glaube ich«, sagt er und ruft nach der Kellnerin. »Ich würde gerne zahlen! Zusammen.«
    »Oh, danke«, sagt Annika etwas verlegen.
    »Gerne.« Wieder muss Oliver lächeln. Wie schön, dass sie hier ist. Gemeinsam verlassen sie das Café und biegen am Metzgeramthaus rechts in die Helle Halle ein. An deren Ende überqueren sie die Rathausstraße.
    »Bis 1933 hieß die Rathausstraße ›Judenstraße‹«, erklärt Oliver. »Hier ist die steinerne Stele, die an die Juden erinnert. Und das ist die Große Marienkirche. Da vorne ist der Marktplatz.«
    Sie gehen rechts an der Großen Marienkirche vorbei weiter zum Rathausplatz.
    »Das ist unser Rathaus!« Oliver präsentiert das helle Gebäude, als ob es sein Eigentum wäre. Am Rathaus ist eine große Treppe, die zur Eingangstür in der ersten Etage führt. »Über der Tür dort oben steht 1773, siehst du?«
    »Wieso kennst du dich so gut aus?«, fragt Annika. »Du bist doch kein Lippstädter, oder?«
    »Ja und nein«, antwortet er. »Aber es interessiert mich eben. Es gibt eine Broschüre, die heißt ›Lippstädter Stadt-Rundgänge‹. 41 Da gibt es den Altstadt-Rundgang und den Wasser-Rundgang. Die habe ich gelesen und die Rundgänge gemacht«, erklärt er.
    »Okay, dann führ mich mal weiter«, fordert Annika ihn auf.
    »Wenn wir die Lange Straße weiter stadtauswärts gehen, kommen wir am ›Goldenen Hahn‹ vorbei und etwas weiter, am Lipper Tor, ist die Lippe mit der Kanu-Strecke. Dann siehst du schon mal, wo du das nächste Mal ankommst«, sagt Oliver mit einem Lachen.
    »Meinst du, ich komme noch mal nach Lippstadt?«, neckt ihn Annika.
    »Das hoffe ich. Ich zeige dir so lange schöne Stellen, bis du gar nicht mehr weg willst von Lippstadt – und mir.« Oliver malt sich in Gedanken viele zauberhafte Stunden aus, die er mit Annika verbringen wird.
    »Dann fang mal an und zeige mir dein Lippstadt!«, fordert sie erneut.
    Die beiden sind am anderen Ende des Rathausplatzes angekommen.
    »Liebe

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