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Der Keim des Verderbens

Der Keim des Verderbens

Titel: Der Keim des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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das bedeutete.
    »Ich hab' keine Ahnung, wovon du redest.«
    »Das bedeutet, daß man sein Paßwort mindestens einmal im Monat ändert.«
    »Nein«, sagte ich.
    »Wer außer dir kennt dein Paßwort?«
    »Rose kennt es. Und jetzt natürlich du«, sagte ich. »Aber deadoc - auf keinen Fall.«
    »Das läßt sich immer irgendwie rauskriegen. Er könnte zum Beispiel mit einem UNIX Paßwort Verschlüsselungsprogramm alle Wörter aus einem Wörterbuch verschlüsseln und dann jedes verschlüsselte Wort mit deinem Paßwort vergleichen .«
    »So kompliziert war das nicht«, erklärte ich mit Bestimmtheit. »Ich wette, wer immer das getan hat, hat keine Ahnung von UNIX.«
    Lucy schwang sich auf ihrem Stuhl herum und sah mich neugierig an. »Wie kommst du darauf?«
    »Er hätte die Leiche vorher waschen können, damit keine Mikrospuren am Blut festkleben. Und er hätte uns kein Foto von ihren Händen schicken dürfen, denn jetzt haben wir möglicherweise ihre Fingerabdrücke.« Ich lehnte am Türrahmen und hielt mir den schmerzenden Kopf. »So clever ist er gar nicht.«
    »Vielleicht glaubt er, daß ihre Fingerabdrücke nie eine Rolle spielen werden«, sagte sie und stand auf. »Übrigens«, fügte sie hinzu, als sie an mir vorbeiging: »In praktisch jedem Computerhandbuch steht, daß es unklug ist, als Paßwort den Namen seiner besseren Hälfte oder seiner Katze zu nehmen.«
    »Sindbad ist nicht meine Katze. Ich würde mich hüten, mir so einen übellaunigen Siamkater anzuschaffen. Jedesmal, wenn ich das Haus meiner Mutter betrete, belauert er mich in einer Tour und glotzt mich fies an.«
    »Na, so schlimm kann's ja nicht sein, sonst hättest du es ja nicht so eingerichtet, daß du jedes Mal, wenn du dich per Computer irgendwo einloggst, an ihn denken musst«, sagte sie vom Flur aus.
    »Ich kann ihn nicht ausstehen«, entgegnete ich.
    Am nächsten Morgen war die Luft klar und frisch wie ein Herbstapfel, der Himmel stand voller Sterne, und auf den Straßen waren hauptsächlich Fernfahrer unterwegs. Ich bog kurz vor dem Messegelände Virginias auf die 64 East ein und fuhr Minuten später die Kurzzeitparkplätze am Richmond International Airport ab. Ich wählte einen Platz im Sektor S, denn das konnte ich mir leicht merken. Wieder wurde ich an mein Paßwort und an andere Dinge erinnert, bei denen ich vor lauter Überlastung offensichtlich unbedacht gehandelt hatte.
    Als ich meine Tasche aus dem Kofferraum hob, hörte ich Schritte hinter mir. Ich fuhr herum.
    »Nicht schießen.« Marino nahm die Hände hoch. Es war so kalt, daß ich seinen Atem sehen konnte.
    »Können Sie nicht pfeifen oder so was, wenn Sie sich im Dunkeln an mich ranschleichen?« herrschte ich ihn an und knallte den Kofferraumdeckel zu.
    »Ach. Böse Menschen pfeifen also nicht. Nur gute wie ich.«
    Er griff sich meinen Koffer. »Soll ich den auch nehmen?«
    Er streckte die Hand nach dem schwarzen Hartschalenkoffer aus, den ich heute, wie schon so oft, mit nach Memphis nehmen würde. Er enthielt menschliche Wirbelkörper und Knochen, Beweismittel, die ich nicht aus der Hand geben durfte.
    »Der bleibt mit Handschellen an mich gekettet«, sagte ich und nahm beide Koffer in die Hand. »Tut mir wirklich leid, daß ich Ihnen solche Umstände mache, Marino. Halten Sie es wirklich für nötig, daß Sie mitkommen?«
    Das Thema hatten wir schon mehrfach diskutiert. Ich war keineswegs der Ansicht, daß er mich begleiten mußte. Ich sah einfach keinen Grund dafür.
    »Wie gesagt, irgend so ein Spinner spielt sein Spielchen mit Ihnen«, sagte er. »Ich, Wesley, Lucy, das ganze verdammte FBI findet, daß ich sie begleiten sollte. Erstens haben Sie genau diese Reise bislang bei jedem Fall gemacht. Man kann sich also darauf verlassen, daß Sie es auch diesmal tun werden.
    Und zweitens hat es sogar schon in der Zeitung gestanden, daß Sie mit diesem Typen von der UT zusammenarbeiten.«
    Die Parkplätze waren hell beleuchtet. Viele waren besetzt, und ich nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie die Leute langsam vorüberfuhren und nach einem Platz suchten, der nicht meilenweit vom Terminal entfernt war. Ich fragte mich, was deadoc sonst noch alles über mich wusste, und wünschte, ich hätte etwas Wärmeres als einen Trenchcoat an. Mir war kalt, und ich hatte meine Handschuhe vergessen.
    »Im übrigen«, fügte Marino hinzu, »wollte ich schon immer mal Graceland sehen.«
    Zuerst dachte ich, das sei ein Witz.
    »Das steht noch auf meiner Liste«, fuhr er fort.
    »Welcher

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