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Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Titel: Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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spürte die ganze Zeit seinen Blick auf sich, den sie als bedrohlich und verlockend zugleich empfand. Als sie sich über seinen Arm beugte, um die Enden der Leinenstreifen zu verknoten, spürte sie, wie Braedons warmer Atem ihr Haar streifte. Seine Nähe – der faszinierend geformte muskulöse Oberkörper und der herbe Duft seiner Haut, die sich so warm unter ihren Fingerspitzen anfühlte – hatte all ihre Sinne zum Leben erweckt.
    Nein, dies war nicht mit der Pflege von Verletzten zu vergleichen, die sie auf Clairmont übernommen hatte. Dies war etwas anderes, und er war anders als alle Männer, die sie kannte. Sie wusste nicht, warum er so einen nachhaltigen Eindruck bei ihr hinterließ. Gütiger Himmel, sie wollte es auch gar nicht wissen. Sie konnte es kaum abwarten, den letzten Knoten zu machen und endlich wieder auf Distanz zu diesem Mann zu gehen. Umso besser, dass bald der Ärmelkanal zwischen ihr und dem Fremden liegen würde.
    Schließlich kehrten Peg und Robert an den Tisch zurück. Die Hausfrau brachte ein Tablett mit zwei dampfenden Schalen, denen der Duft süßen Haferbreis entströmte; Robert humpelte neben ihr her. Mit der einen Hand stützte er sich auf den Stock, in der anderen hielt er einen Krug mit heißem Wein.
    »Da, das ist für euch. Nicht allzu viel, aber es sollte euch aufwärmen.«
    Peg stellte die Schalen auf den Tisch, während Robert den Wein einschenkte. Beim Anblick des Breis knurrte Ariana der Magen, und sie aß mit einem Heißhunger, als habe sie eine lange Fastenzeit hinter sich. Sie fror noch immer, aber das warme Getränk und die Mahlzeit taten ihr gut, und die Hitze des Feuers umhüllte sie wie eine dicke Daunendecke.
    Obwohl sie sich dagegen wehrte, überkam sie jetzt, da ihr Hunger gestillt war und ihr langsam wärmer wurde, eine große Müdigkeit. Die Aussicht auf ein wenig Schlaf war verführerisch und ließ sie sogar die schrecklichen Erlebnisse des Tages für einen Moment vergessen. Sie nahm die Geräusche im Raum nur noch gedämpft wahr, das flackernde Kaminfeuer hatte eine beruhigende Wirkung auf sie. Die Lider wurden ihr schwer, sie seufzte und fühlte, dass der Schlaf sie zu überwältigen drohte.
    Sie legte ihren Arm auf den Tisch und bettete den Kopf langsam in die angewinkelte Armbeuge. Sie brauchte Ruhe, aber sie durfte nicht zu lange schlafen. Die Schultertasche hing noch immer an ihrer Seite, eine ständige Erinnerung an ihre Aufgabe, an ihren Schwur. Sie zog die Tasche auf ihren Schoß, umfasste sie mit dem freien Arm und gab sich der Entspannung hin. Sie würde die Augen nur kurz schließen, sich dann von den Leuten verabschieden und sich erneut auf den Weg machen …
    »Großer Gott, Braedon. Jetzt sitzt du mir hier am Tisch gegenüber, und ich frage mich, ob ich einen Geist vor mir habe.«
    Peg war in einen anderen Raum gegangen, und Ariana schlief tief und fest neben Braedon auf der Bank. Er schaute auf und sah seinem alten Waffengefährten in die Augen. Roberts leutselige Art wurde nüchterner, als die beiden Männer unter sich waren. Zwischen ihnen bestand ein düsteres Band, hatten sie doch einst gemeinsam eine höllische Nacht überlebt, die in einem Sturm aus Blut und Flammen geendet hatte. Einer schwärenden Wunde gleich löste Roberts Gegenwart lebendige Erinnerungen an Ereignisse aus, die Braedon lieber für immer vergessen würde.
    »Beinahe eineinhalb Jahre sind seit jener Nacht vergangen, und doch könnte ich schwören, es wäre erst gestern gewesen.« Robert fluchte leise. »Was hast du die ganze Zeit getrieben? Wieso hast du mich in dem Glauben gelassen, du wärst wie all die anderen auf der umtosten Klippe gestorben?«
    Braedon zuckte die Schultern, nahm dann einen Schluck Wein und dachte an den Tag zurück, an dem er fünf treue Männer in den Tod geführt hatte. Es hatte eine Siegesfeier werden sollen, eine sehr einträgliche nebenbei, ausgerichtet von einem wohlhabenden Mann, der ihn mit einem unwiderstehlichen Angebot geködert hatte: Braedon sollte ihm einen bestimmten Gegenstand zurückbringen, der ihm gestohlen worden war, und würde dafür reich belohnt werden. Die Summe würde sich verdoppeln, wenn er auch den Dieb fasste, so hatte es der Mann gesagt.
    Braedon hatte den Auftrag erledigt und wollte nun die in Aussicht gestellte Belohnung entgegennehmen. Aber er sollte enttäuscht werden, wie sich herausstellte. Denn in der Nacht der Übergabe wurden er und seine Gefährten, denen er wie Brüdern vertraute, von einem der ihren

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