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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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genug.
    Kenrick ließ den Knauf seiner Waffe los. »Die Zeit rinnt uns durch die Hände. Der Kelchstein ist von Bedeutung. Was sagst du, Rand?«
    Für eine schier endlose Zeit stand Greycliff reglos da. Schließlich löste er sich aus seiner starren, kampfbereiten Haltung und ließ das Schwert sinken, doch der Zorn flackerte nach wie vor in seinen haselnussbraunen Augen. »Wir sind schon so weit gekommen. Machen wir also weiter. Aber sie kommt mit uns, Heiliger. Was auch immer du für sie empfindest, ich möchte sie keinen Moment aus den Augen lassen.«
    »Nein«, sagte Kenrick und warf einen sorgenvollen Blick in Havens Richtung. »In der Kapelle könnte es gefährlich für sie sein. Sollte einer der Kelchsteine dort versteckt liegen … «
    »Ist schon gut«, unterbrach sie ihn. Sie wusste, dass er sie vor der tödlichen Macht des Drachenkelchs beschützen würde. Sie aber wollte sich nicht ein zweites Mal zwischen die beiden Freunde stellen. »Ich werde mit euch zu der Kapelle gehen. Ich möchte bei dir sein, Kenrick.«
    Ein Muskel zuckte in Kenricks Wange, als sich ihre Blicke begegneten. In seinen blauen Augen konnte sie lesen, dass er ihren Entschluss nicht billigte, doch er sagte nichts. Schließlich nickte er nur und meinte: »Dann lasst uns gehen.«
    »Denk an meine Worte, Gestaltwandlerin«, wisperte Rand warnend an ihrem Ohr, als sie sich anschickte, an ihm vorbeizugehen. »Kommst du uns in die Quere, bist du des Todes.«
    Zu dritt betraten sie die Kapelle auf dem Tor. Kenrick blieb dicht neben Haven und achtete nicht weiter auf Rands missmutig-argwöhnische Blicke. Zwar glaubte er, dass sein alter Freund kaltblütig Rache üben würde, aber er kannte Greycliff lange genug, um zu wissen, dass er die Drohung, die er zuvor ausgesprochen hatte, nicht ohne triftigen Grund wahrmachen würde.
    Kenrick konnte Haven zwar nicht ganz von dem Vorwurf freisprechen, ihn und sämtliche Bewohner auf Clairmont Castle getäuscht zu haben, doch er suchte die Schuld auch bei sich selbst, denn immerhin hatte er Haven mitgebracht und es zugelassen, dass sie in sein Leben getreten war. Auch wenn er noch an der Tiefe ihrer Zuneigung für ihn zweifelte, so glaubte er ihr doch, dass sie Rands Familie in ihr Herz geschlossen hatte. Das hatte er gespürt, als er beobachtete, wie sie ihr Erinnerungsvermögen auf Clairmont wiedererlangte, bevor sie von ihrer wahren Herkunft wusste. Und sie mochte Ariana und hatte sich trotz ihres anavrinischen Ursprungs trefflich auf Clairmont Castle eingelebt. Kenrick konnte Haven schließlich nicht vorhalten, als Gestaltwandlerin geboren worden zu sein, aber für sich selbst sah er keinen Platz in der Welt, der sie entstammte und in der sie lebte. Ebenso wenig glaubte er, sie könne als Gemahlin an seiner Seite leben.
    Als Rand die Pechfackeln entzündete und den kleinen Kapellenraum erleuchtete, gingen Kenrick wieder Havens Worte durch den Kopf. Unmittelbar nachdem sie sich geliebt hatten, hatte sie ihm ihre Liebe gestanden. Und Rand gegenüber hatte sie bekannt, sie wisse, was es bedeute, Verlust und Reue zu empfinden. Dass sie mit dem Siegel zurückgekehrt war, obwohl Kenrick sie in seinem Zorn der Burg verwiesen hatte, schien ihm Beweis genug zu sein, dass sie seine Verbündete und nicht eine Feindin war, die mit Argwohn bewacht werden musste.
    Und dennoch, sein Verstand gemahnte ihn, dass sie nach wie vor eine Gestaltwandlerin sei. Und womöglich wurde sie durch ihr anavrinisches Blut noch stärker beherrscht als durch die Gefühle, die sie für ihn zu empfinden vorgab.
    Daher betete er, ihr Vertrauen entgegenbringen zu können, denn wenn sie ihn auch diesmal täuschte, dann – davon war er überzeugt – würde keiner von ihnen den Hügel in dieser Nacht lebend verlassen.
    »Hier entlang«, sagte er und ging voraus in das kleine Kirchenschiff.
    Die Fackeln warfen Gebilde aus Licht und Schatten in alle Ecken und erfüllten den heiligen Raum mit einem warmen Schein. Kenrick schritt auf die Mauer zu, in die der Durchgang zur Sakristei eingelassen war, und hielt die Fackel höher. Die unstet flackernde Flamme fiel auf die Einritzungen auf den Mauersteinen und beleuchtete die ineinandergeschlungenen Kreise, die Rand und er bei ihrer Ankunft entdeckt hatten.
    »Die Gravuren auf dem Siegel stimmen mit diesen Zeichen überein«, stellte Haven erstaunt fest. »Zwei Kreise, in deren Schnittpunkt ein Kreuz ruht.«
    »Aber wie soll sich das Siegel dort einfügen?«, fragte Rand. »Es gibt zu viele

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