Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)
Hüftbewegungen verlor er ein Stück mehr von seiner Selbstbeherrschung. Sie hatte ihn in der Hand, und das wusste sie ganz genau, diese verführerische Zauberin. Sie wusste, dass er unmittelbar vor dem Gipfelpunkt war, und schien die herrlichen Qualen, die sie ihm bereitete, auszukosten.
Er spürte, wie sich sein ganzer Leib verspannte, wie er seiner Erlösung entgegenstrebte. Haven hielt seinen Blick gefangen und nahm seine Männlichkeit noch tiefer in sich auf.
Kenrick konnte sich nicht mehr zurückhalten.
Mit einem erstickten Laut der Lust verströmte er sich in der nächtlichen Erscheinung. Die Wucht seiner Erlösung ließ ihn erzittern, und er spürte, dass er Haven berühren musste, sie unbedingt festhalten musste, denn er sehnte sich nach ihrem warmen Leib auf seiner Haut.
Obwohl er wusste, dass es ein Verstoß gegen die Regeln des Traums war, streckte er die Hand nach der Erscheinung aus.
Seine Hände schlossen sich tatsächlich um Hüften, die sich warm und weich unter seinen Fingerspitzen anfühlten. Er übte einen größeren Druck aus und rechnete fest damit, dass die Erscheinung sich nun auflösen werde, genau wie in der Nacht zuvor, als sie ihn in seinen unruhigen Träumen besucht hatte. Aber sie entschwand nicht wie Nebelschwaden, verließ ihn auch nicht mit einem überlegenen Lächeln auf den Lippen.
»Haven«, sprach er, als er sich ungläubig aufrichtete und sie mit beiden Händen an den Schultern berührte. »Ich dachte, du wärst ein Traum.«
Sie gab einen verzweifelten Laut von sich und versuchte, von ihm abzurücken, doch er hielt sie weiter fest. Es hätte ihn nicht erfreuen dürfen, sie endlich wieder fühlen zu können, aber ihn durchströmte eine warme Befriedigung. Beinahe wurde es ihm unerträglich, wenn er daran dachte, wie sehr ihr Verrat noch in seinem Herzen schwärte.
Aber nun war sie wirklich bei ihm, sie war kein Traumgebilde, obwohl sie einer himmlischen Erscheinung gleich hier in der Dunkelheit in seinen Armen lag.
Auch die Tränen, die wie Sternenlicht in ihren Augen glitzerten, waren keine Einbildung. Sie waren echt.
Mit ungeduldigen Fingern wischte sie die Tränen fort und wollte sich ihm entziehen. »Ich muss fort. Ich hätte gar nicht herkommen dürfen, nicht in dieser Weise.«
Kenrick gab sie frei und sah zu, wie sie sich hastig ankleidete. Scheu warf sie ihm einen Blick über die Schulter zu, in dem Hoffnung auf Vergebung lag.
»Ich habe einen Fehler gemacht … «
»Wenn das ein Fehler war, so gehört er zu den vielen Fehlern, die wir beide gemacht haben«, erwiderte Kenrick, doch er bedauerte keineswegs, was sie soeben gemeinsam erlebt hatten.
»Nein, dies ist anders. Jeden Augenblick, den ich hier länger verweile, bringe ich dich in größere Gefahr.«
Er lachte trocken auf, fand er es doch geradezu widersinnig, dass sie um sein Wohlergehen besorgt war, jetzt, da er so viel über sie und ihre Machenschaften wusste.
»Es ist wahr«, beharrte sie leise. »Ich erwarte nicht, dass du es verstehst.«
Sowie sie sich von ihm abwandte und sich ohne ein weiteres Wort entfernen wollte, sprang Kenrick mit einem Fluch auf. Rasch zog er seine Hose hoch und packte Haven beim Arm, ehe sie sich ihm entziehen konnte. »Was soll ich nicht verstehen? Dass du dich mit Silas de Mortaine verbündet hast und dich nicht darum scherst, was wir gemeinsam erlebt haben? Oder dass du immer noch dein Spiel mit mir treibst?«
Sie hielt den Blick gesenkt, doch er nahm den Anflug von Reue in ihrer Miene wahr. »Du hast ein Recht, mich zu hassen, dessen bin ich mir bewusst. Aber wisse: Ich bin nicht hier, um dich in irgendeiner Weise zu täuschen. Das war niemals meine Absicht. Und ich bin auch nicht gekommen, um bei dir zu liegen.«
»Was war dann der Grund?«, fragte er und sah mit Argwohn, dass sich in ihrem Blick, der doch zu einer Gestaltwandlerin gehörte, wahre Gefühle spiegelten.
»Bitte, Kenrick, ich stelle eine Gefahr für dich dar. In diesem Augenblick mehr denn je.«
»Aber jetzt weiß ich zumindest, was du wirklich bist. Das ist eine Wohltat, wenn ich bedenke, dass du mich die ganze Zeit über getäuscht hast … auch in meinem Bett.«
Mit einem unterdrückten Laut wand sie sich aus seinem Griff. »Lass mich gehen.«
»Warum diese Eile, süße Zauberin? Verlangen deine Clanmitglieder von dir, dass du ihnen berichtest, wo ich mich aufhalte?«
»Darum geht es nicht … «
Er stieß einen höhnischen Laut aus. »Warum sollte ich nicht glauben, dass du de Mortaine und
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