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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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nicht angegriffen wird, dann haben wir ihn noch nicht verloren.«
    »Was schlägst du also vor?«
    Kenrick schlug die Lasche seines Schulterbeutels zurück und griff mit der Hand in den Beutel. Seine Finger schlossen sich um warmes Metall; in seine Handfläche drückte sich der Drache, der sich um den Fuß eines Kelchs aus purem Gold wand. Schweigend holte er den kostbaren Schatz hervor.
    »Beim Heiligen Kreuz, ist es das, was ich glaube?«, entfuhr es Rand.
    Haven wich ängstlich vor Kenrick zurück, um Calasaar nicht zu nahe zu kommen.
    »Ja, dies ist ein Teilstück des Drachenkelchs. Der Stein des Lichts«, erklärte Kenrick feierlich.
    Als der Kelch im Widerschein der Flammen aufblitzte, schien er selbst abertausend Funken zu versprühen, die durch die Luft tanzten. Rand starrte in stiller Ehrfurcht auf das Lichtspiel, Haven aber sah verängstigt zu Kenrick hinüber.
    »Keine Sorge«, beruhigte er sie. »Ich weiß um die Gefahr, die der Kelch für dich bedeutet. Ich komme dir damit nicht zu nahe.«
    Wie gebannt blickte Rand auf die leuchtende Trinkschale. »Du hast mir nicht gesagt, dass du ihn besitzt. Beim Allmächtigen, Freund. Wenn es noch einen Kelch dieser Art gibt, dann wundert es mich nicht, dass de Mortaine diesem Schatz hinterherjagt. Das Kunstwerk ist einzigartig – und zweifellos ein Vermögen wert.«
    »Vier dieser kleineren Kelche fügen sich zu dem großen Drachenkelch zusammen. Es gibt kein Vermögen auf Erden, mit dem man die Macht des ganzen Kelchs erwerben könnte.«
    »Was willst du jetzt mit diesem Kelch tun?«, fragte Rand und vermochte in seinem grenzenlosen Staunen nicht die Augen von dem Schatz zu wenden.
    Kenrick betrachtete Calasaar mit prüfendem Blick. »Dieser Kelch hat meiner Schwester vor Monaten das Leben gerettet. Ich kann nicht behaupten, dass ich wüsste, wie groß die Macht des Drachenkelchs wirklich ist, aber ich weiß, dass sie uns Menschen unermesslich erscheint. Vielleicht wird Calasaar stark genug sein.«
    Er warf einen verstohlenen Blick auf die Feuerwand, der Haven jedoch nicht entging. Mit vor Schreck geweiteten Augen machte sie einen zaghaften Schritt in seine Richtung.
    »Kenrick, nein. Das darfst du nicht tun. Du darfst da nicht hinüber!«, rief sie voller Furcht, ahnte sie doch, was Kenrick zu tun gedachte.
    Er begegnete ihrem besorgten Blick mit einer entschlossenen Miene. »Du sagst, der andere Kelch sei dort? Und du kannst ihn deutlich sehen?«
    Für einen Moment erwiderte sie nichts. Er konnte die widerstreitenden Gefühle in ihren Augen sehen, die Besorgnis in ihrer Miene, die rasch Zweifel und großer Furcht wich. »Kenrick … das Risiko ist zu groß. Niemand kann abschätzen, welchen Gefahren du dich aussetzt, wenn du tust, was ich befürchte.«
    »Ich muss es versuchen.«
    Rand blickte von einem zum anderen, die Stirn in tiefe Falten gelegt. »Du hast doch nicht etwa vor, durch diese höllische Flammenwand zu laufen, mein Freund! Du wirst verglühen wie Zunder.«
    »Nein, das glaube ich nicht«, widersprach Kenrick.
    Mit einem wütenden Fluch auf den Lippen streifte sich Rand einen Lederhandschuh ab. Er streckte die Hand aus und hielt den Handschuh in die Flammen. Er glühte nur kurz auf und verbrannte zu nichts als Asche und Qualm.
    »Hast du den Verstand verloren? Es muss doch noch einen anderen Weg um die Flammen herum geben.«
    »Es gibt keinen anderen Weg. Und selbst wenn es einen gäbe, hätten wir keine Zeit, danach zu suchen«, erwiderte Kenrick und hörte auf seine innere Stimme, die ihm versicherte, er tue das Richtige. Sein Verstand jedoch sagte ihm, dass er damit geradewegs in den Tod laufe.
    Dennoch, er durfte nicht zulassen, dass sein Glaube von seinen Zweifeln überschattet wurde.
    Kenrick vertraute Haven. Und er vertraute seinem Herzen, dass dies der einzige Weg war.
    Er blickte wieder zu Haven, deren hübsches Gesicht vor Angst aschfahl geworden war. Tonlos bewegte sie die Lippen, als könne sie ihrer Furcht nicht mehr mit Worten Ausdruck verleihen. Ein letztes Mal versuchte er, sie in seiner Erinnerung zu behalten, als schöne Zauberin, die sein Herz erobert hatte, ehe er Calasaar fester umschloss, sich erneut der Flammenwand zuwandte und zu einem mächtigen Sprung ansetzte.

31
    Haven war wie von Sinnen, als sie sah, wie Kenrick den Kelch umschloss und springen wollte. Ihr war, als sei ihr Verstand umnebelt … und doch war es in diesem Augenblick die Liebe, die so stark in ihr brannte, dass Haven sogleich wusste, was sie zu tun hatte.

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