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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Tages sterben. Wenn sie von dir geht und du allein in der Hütte zurückbleibst, willst du dann den Rest deines Lebens hier im Wald verbringen? Hast du dich nie gefragt, was jenseits der Steinmauer liegt?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, sagtet Ihr doch, es gebe in Eurer Welt nichts als Trostlosigkeit und Kummer.«
    Er stieß einen unwirschen Laut aus und hob eine Braue. »Vielleicht habe ich die Welt nicht ganz richtig beschrieben.«
    »So wie in dem Augenblick, als Ihr mir sagtet, Eure Familie lebe und warte auf Eure Rückkehr?«
    Seine Züge wurden hart – als stumme Warnung, dass sich Serena auf verbotenes Terrain begab. »Ich habe nie behauptet, dass sie noch leben. Sie warten auf mich … im Jenseits, was du ja inzwischen weißt, nachdem du bei deiner Berührung heute Morgen all meine Geheimnisse offengelegt hast.«
    »Gewiss habt Ihr noch viele andere Geheimnisse.«
    »Glaubst du?«
    Serena nickte und achtete genau auf die kleinen Veränderungen in seinem Mienenspiel. »Ihr könnt offen mit mir sprechen, Rand. Erzählt mir, was in jener Nacht geschah, als Eure Familie überfallen wurde. Ich möchte es gerne wissen«, drängte sie ihn sanft. »Ich finde sogar, ich muss das wissen.«
    Er lachte – ein schroffer Laut, der in der Stille des halb verfallenen Gotteshauses verklang. »Ich muss zugeben, dass du mich ein wenig enttäuschst, Serena. Ich hatte deine Gabe der Ahnung für einen stärkeren Zauber gehalten. Habe ich deinem forschenden Geist denn nicht genug Einzelheiten gegeben?«
    »Ihr habt etwas zurückgehalten«, erwiderte sie und versuchte, sich nicht von seinem scharfen Ton einschüchtern zu lassen. »Außerdem gibt es keine Schwäche, was die Ahnung betrifft. Eure Gedanken – all Eure Gefühle – waren allein auf Eure Familie gerichtet, als ich Euch berührte. Das war alles, was Ihr mir gewährt habt. Den quälenden Schmerz Eurer schlimmen Erlebnisse. Das und … noch etwas anderes, das Ihr in jener Nacht gesehen habt. Ich weiß zwar, was ich gesehen habe, aber für mich ergeben die Bilder keinen Sinn.«
    »Oh, entschuldige, wenn ich nicht alle Fragen beantworten konnte.« Seine Stimme klang dunkel und ruhig und wirkte dadurch noch bedrohlicher als jeder Wutausbruch. »Soll ich mich etwa an jeden grässlichen Augenblick jener höllischen Nacht erinnern? Vielleicht möchtest du dich lieber setzen, denn das Blutvergießen und das Feuer, all dies zog sich über Stunden hin. Daher werde ich eine Weile brauchen, um alles zu deiner Zufriedenheit vor dir auszubreiten.«
    »Oder ich berühre Euch jetzt und erfahre die Wahrheit augenblicklich«, erwiderte Serena. Es klang nicht herausfordernd, sondern eher wie eine Feststellung. »Ich denke, Eure Gedanken über jene Nacht dürften jetzt gerade klar und deutlich sein.«
    Er reckte das bärtige Kinn empor, seine Augen verengten sich. »Es gibt Geheimnisse, die töten können, Serena. Dies ist ein solches. Fass es nicht spielerisch auf, denn es ist die tödliche Wahrheit. Wenn du mir nicht vertraust, dann denke daran, was meine Frau und mein Sohn in den Stunden ihrer Ermordung erleiden mussten. Du würdest nicht wollen, dass diese Art des Bösen dich oder deine Mutter heimsucht.«
    Zunächst hielt sie seine schroffen Worte für eine Drohung und befürchtete schon, sie habe diesen gefährlichen Mann zu sehr gereizt. Als sie allerdings zu ihm aufschaute, ganz gefangen von seinem kühlen, harten Blick, da begriff sie, dass es nicht nur ein Versuch war, sie einzuschüchtern.
    Es war eine grimmige Voraussage.
    Unter seinem durchdringenden Blick wich ihre Sorge einem kalten Schauer.
    »Worin seid Ihr verwickelt, Rand? Wer ist dieser Mann, den Ihr sucht? Warum haben seine Männer Eure Burg angegriffen? Wonach suchten sie? Etwa nach dem Kelch, den Ihr verloren habt?«
    »Genug der Fragen«, beschied er ihr streng. »Ich werde dir nicht mehr sagen. Du weißt ohnehin schon zu viel.«
    Rand schob den Dolch in den Bund seiner zerrissenen Beinlinge und bedeutete Serena, ihm zu folgen.
    »Ich möchte, dass du mir den Rest dieses Waldstücks zeigst. Ich möchte jeden Winkel darin kennen. Und du wirst mir sofort sagen, ob dir irgendwo etwas ungewöhnlich vorkommt.«
    »Warum?«
    »Ich halte es für ratsam, genau zu wissen, was ich schützen muss.« Auf ihr Stirnrunzeln hin fuhr er fort: »Solange ich mich in diesem Wald aufhalte, möchte ich weder von den jagenden Herren von Egremont noch von sonst jemandem überrascht werden. Ich muss jeden möglichen Schlupfwinkel in

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