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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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der
    Großmeister der Johanniter zufrieden, der des Tempels schwieg.
    »Lasst uns den erfahrenen Wanderer zwischen den Welten hören, den Bruder William von Roebruk!«, sprach vermittelnd Herr Hanno, gewillt, das Colloquium hinter sich zu bringen. Ich nahm die Einladung gern an.
    »Die Pläne der Mongolen zielen mitnichten darauf, sich in dieser Umgebung, die ihnen misstrauisch, so nicht feindlich gegenübersteht, festzusetzen - wenngleich wir, der König von Frankreich wie der Papst von Rom, sie gerufen haben!« Ich genoss immer noch Worte, die schon tausendmal gesagt waren. »Die Mongolen werden hier, im >Rest der Welt< - wie sie es bezeichnenderweise nennen -, das Königliche Paar als Herrscher einsetzen und sich danach weitgehend zurückziehen!«
    »Wer 's glaubt!«, spottete Herr Thomas, doch Herr Hanno sprang mir bei.
    »So bleiben sie uns immerhin als Schutzmacht erhalten!«, stellte er befriedigt fest, doch das mochte der Templer nicht gelten lassen.
    »Ihr Deutschen habt Eure Schäflein ins Trockene gebracht, wenn man die Kurische Nehrung als solch Land betrachten will.« Er wurde ernst. »Wir hier in Outremer sind darauf angewiesen, mit den Voraussetzungen, die ich realistisch als naturbedingt bezeichnet habe, auszukommen -«
    Hier unterbrach ihn Hugo de Revel. »Fromme Lämmlein
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    scheinen mir eher diejenigen, die sich mit solchen Gegebenheiten - mit solchen, von einem falschen Propheten vergifteten Weidegründen - abfinden, anstatt die dargebotene Hand der Mongolen zu ergreifen, ein Volk von unverdorbener Natürlichkeit, was Sitte und Glauben anbetrifft! Zusammen mit der geballten Macht des Il-Khan können wir durchaus die Ungläubigen hinwegfegen, zumindest von Asia Minor bis hinab nach Kairo!«
    Der Johanniter beschloss, dem Rivalen offen Paroli zu bieten. »Wenn ein Orden sich den Schafsbock als Idol erwählt, dann zeugt das entweder von bornierter Blödheit - oder vom Willen zum Bösen, wie schon das Haupt des Baphomet deutlich zeigt!«
    Wer dachte, jetzt explodiert der Templer ob dieser ungeheuren Beleidigung, sah sich getäuscht, denn der reagierte eher belustigt. »Hirnlose Träumer!«, stellte er einleitend in den Raum. »Ahnungslose Ignoranten, die sich kein Bild über die wahre Ausbreitung des Islam machen! Mag sein, dass das Reich der Mongolen in der Fläche größer ist, gewaltiger auch in den Armeen, die es aufbieten kann, aber ihr Beweggrund ist allein die Ausweitung der Macht des Großkhan, der Islam hingegen speist sich aus der Kraft des Glaubens, so wie ihn der Prophet Mohammed gelehrt - und damit ist die Bewegung des Koran der gottlosen Herrschsucht und
    Kriegsmacht der Mongolen - wenn schon nicht von Anfang an, so doch auf lange Sicht - überlegen, wie ein pochendes Herz einer mit stickiger Luft aufgepumpten Schweinsblase!«
    Herr Thomas hatte seine Zuhörer beeindruckt, jedenfalls kam erst einmal kein Widerwort.
    »Stimmt Ihr dem zu?«, erteilte der Hochmeister dem Prinzen Konstanz von Selinunt das Wort, den er als moslem für berufen hielt, Stellung zu beziehen.
    »Gewisslich, was den Wert des Glaubens anbelangt, der Fürsten wie Krieger beseelt«, der Rote Falke hielt inne und lächelte beiden Großmeistern zu. »Dies ist auch die Quelle, aus der die Christen von Outremer einst ihren Siegeswillen, heute die Kraft für ihren erbitterten Widerstand schöpfen: die Zuversicht, den wahren Glauben zu besitzen! Für ihn einzustehen, mit Leib und Leben, findet den wahren moslem ebenso bereit wie den gläubigen 272
    Christen! Und das kann sich zwar zeitweilig abschwächen, wird sich aber im Prinzip nie ändern!« Der Rote Falke ging jetzt den Großmeister der Templer direkt an. »Es ist allerdings ein gefährlicher Irrtum, wenn man aus
    »natürlichen Umgebung ableitet, dass diese sich gleich bleibend tolerant verhält. Wie schon richtig erkannt, befindet sich das Christentum, wie es sich mit dem Königreich von Jerusalem darstellt, in Outremer in erheblicher Minderheit und in lästiger obendrein! Bislang sicherten einzig interne Streitigkeiten aufseiten der Muslime diesem Gebilde immer wieder ein Überleben wie auch die Bequemlichkeit islamischer Herrscher, sich der christlichen Handelsstädte an der Küste zu bedienen. Es bedarf aber nur eines geringen Gesinnungswandels unter den Anhängern des Propheten - denkt an den großen Saladin -, um dieser Duldung ein rasches Ende zu bereiten und die Handelsmonopole selbst zu nutzen! Daher, meine Herren, verlasst Euch nicht auf den Status quo:

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