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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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ständiges
    Hineinwerfen von Strohballen, Körben und Holzbrettern am Leben erhielten, denn ohne dieses Licht wären die heldenmütigen Verteidiger bereits verloren gewesen, berichteten die Späher noch völlig außer Atem. Anhand der Fähnlein und Schildfarben hätten sie auch ausmachen können, dass es sich zumindest bei einem Teil der Überfallenen um christ-383
    liehe Ritter des Fürsten von Antioch handeln musste. Allerdings befände sich in deren Begleitung mit Sicherheit eine hochgestellte oder sehr reiche muslimische Persönlichkeit, denn außer mit Waren bepackten Kamelen, die im Inneren des Tempels lagerten, hätten sie auch vergitterte Sänften erblickt und vereinzelt sogar verschleierte Frauengestalten. Die Verteidiger schlügen sich mit größter Bravour, das hätten sie schon an den zahlreichen erschlagenen und von Pfeilen erlegten oder verletzten Beduinen gesehen, deren Körper jedoch von ihren Stammesbrüdern jedes Mal wieder aus der Reichweite des Flammenscheins fortgezerrt würden. Lange jedoch könne dieser ungleiche Kampf kaum noch andauern, denn offensichtlich seien diese räuberischen Beduinen in der Überzahl. Dieser erregten Schilderung hatten auch die Ritter aus Armenien gelauscht, die uns König Hethum für einen Teil des Weges mitgegeben hatte, damit sie dann in sein Königreich heimkehren sollten. Die Erwähnung der Ritter aus dem befreundeten Fürstentum von Antioch versetzte sie - wie das so die heißblütige armenische Art ist - in helle Empörung. Sie drangen auf Khazar ein, es sei seine verdammte Christenpflicht, den bedrängten Brüdern zu Hilfe zu kommen, und als Khazar, der wohl mit einem solchen Ansinnen als
    Kommandant überfordert war, sich auf mangelnde Befugnis herauszureden versuchte, drohten sie ihm, dass sie sein feiges Verhalten seinem Onkel anzeigen würden, denn schließlich sei Antioch ein wichtiger Bündnispartner der Mongolen - wie das Königreich von Armenien übrigens auch! Khazar ließ sich breitschlagen und gab ihnen eine halbe Hundertschaft mit, mit der sie auf der Stelle losstürmten in die Nacht -
    Als der Morgen graute, kamen, vereinzelt, aus vielen Wunden blutend, einige wenige zurück - von den Armeniern keiner. Am Rande unseres Lagers brachen sie vor Erschöpfung zusammen. Keuchend und stockend berichteten sie, dass alle, die sich nicht in den verbarrikadierten Baals-Tempel hatten retten können, erschlagen oder - schlimmer noch - lebend von den grausamen Beduinen gefangen worden seien. Es sei die Hölle gewesen, wenngleich jetzt die Feuer zu erlöschen drohten, weil die Eingeschlossenen
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    nichts mehr besaßen, was sie in die Flammen hätten werfen können, selbst die Sänften des Harems seien schon geopfert worden und alles, was an Gepäck brennbar schien - Khazar war wütend. Er konnte seinen Fehler nur wieder gutmachen, wenn er seine Leute da raushaute - außerdem begehrten seine Unterführer auf. Er durfte nicht ein Viertel seiner Leute opfern! Das erste Tageslicht kündigte sich an. Khazar bat mich, er schien mir ziemlich verzweifelt und so gar nicht von zornigem Siegeswillen getragen, ich solle mich um den Schutz der Prinzessin Yeza kümmern. Auch Baitschu, der unbedingt mit ausziehen wollte, ließ er in meiner Obhut, als wäre ich jetzt der Kommandant des Lagers. Khazar bestimmte eine Wachmannschaft und zog mit dem Hauptteil seiner Truppe los. Noch in Sichtweite der Verbliebenen teilte sich seine Streitmacht in drei getrennte Haufen, Khazar war anscheinend gewillt, sich als guter Feldherr zu beweisen. Die beiden Flügel scherten in deutlich erkennbarer Zangenbewegung aus, während der von ihm selbst angeführte Mittelteil jetzt so vehement losstob, dass er in der Staubwolke verschwand, die von den Hufen aufgewirbelt wurde -
    Doch die schnell und drohend wie ein heranziehendes Gewitter auf die Tempelruinen im fahlen Morgenlicht zutreibende Wolke hatte sich kaum unseren besorgten Blicken entzogen, als Yeza von ihrer Jurte herabstieg, mich beiseite schob und die Kommandogewalt in unserem nahezu leer gefegten Lager übernahm. Es erhob sich auch kein Widerspruch, die restlichen Wachen schienen sogar froh, dass jemand wie die Prinzessin energisch die Führung an sich zog. Als Erstes befahl Yeza, den Kelim auf der Baalbek zugewandten Fläche auszurollen, dahinter ließ sie ihren Karren schaffen und darum einen doppelten und dreifachen Ring der Kamelleiber legen, zuvorderst die mit den Goldkisten. Von den Tieren hatten wir reichlich, und sie ließen sich

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