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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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den Kampf geradezu mit grimmem Vergnügen auf. Aus den Jägern wurden Gejagte.
    Mithilfe von Steinwürfen lockte er sie aus ihrer weitaus besseren Position, schon verließ der Erste die Deckung, um sich weiter unten zu überzeugen, dass sie ihre Beute - wenn nicht erlegt, so doch getroffen hatten. Der Strolch bezahlte seinen Leichtsinn auf der Stelle und fiel genau dahin, wohin die lautlos über die Felsen gleitende Echse ihn haben wollte, in eine von oben nicht einsehbare Spalte. Terez benutzte den leblosen Körper, indem er ihm seinen eigenen, recht auffälligen Helm aufsetzte. Der Rest war reines Puppentheater. Terez, der erfahrene Spieler, ließ den behelmten Kopf auftauchen, wedelte auch mit dem schlaffen Arm. Sein unsichtbarer Gegner versenkte zwei, drei Pfeile in das leblose Fleisch, bevor Terez die Puppe taumeln und dann zusammenbrechen ließ. Für den siegesgewiss Herabsteigenden benötigte der Foix nur einen Bolzenschuss.
    Gerade noch rechtzeitig richtete der Schütze sein Augenmerk wieder auf die Mongolen, denn jetzt verließ ein kleiner Trupp die weiterziehende Marschsäule. Es war die Eskorte, die auf Befehl des General Sundchak das abenteuerlustige Söhnchen zurück zu seinem Vater Kitbogha schaffen sollte. Baitschu musste sich fügen -
    Aus der Chronik des William von Koebr uk
    Am Abend des Tages darauf erschien das mongolische Heer vor der Stadt Sidon. Die Templer zeigten sich nicht gewillt, ihren einträglichen Besitz zu verteidigen, sie zogen sich geordnet, unter Mitnahme aller Kunstschätze -
    das war vor allem das kostbare Altargerät der christlichen Kirchen - in ihre >Burg am Meer<, jene Qal'at al-bahr zurück, die nur über einen schmalen, leicht zu verteidigenden Brückensteg zu erreichen war. Die Bevölkerung der Stadt überließen sie sich selbst. Die Leute besetzten angstvoll die Mauern,
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    doch die städtische Miliz war seit Inbesitznahme von Sidon durch den Orden nicht mehr aufgestellt worden, sie waren zu wenige und nur unzureichend bewaffnet. Frauen und Kinder wurden auf die Zitadelle geschickt.
    Diesen gut befestigten Festungsberg hofften sie halten zu können, bis Hilfe eintreffen würde. Sie wussten allerdings nicht, von wem -
    An der gut geschützten, zum offenen Meer hin gelegenen Anlegestelle der Qal'at al-bahr tauchte quasi aus dem Nichts ein Schnellsegler des Ordens auf. Pfeilschnell war er aus dem Dunkel der einbrechenden Nacht herangeglitten. Der Zweimaster kam aus Askalon, also aus dem Grenzgebiet zwischen Königreich und dem Mameluckensultanat - wie ich sofort in Erfahrung brachte. Ich hatte mich - schon um in Yezas Nähe zu sein -
    ebenfalls und unauffällig in die kleine vom Wasser umgebene Felsenburg verzogen, bemüht, weder dem Hausherrn und ihrem Komtur noch Herrn Yves lästig zu fallen. Doch bevor ich mich dem Schiff nähern konnte, musste ich mit ansehen, wie Hinkebein Naiman als Erster - und ziemlich behende - an Bord kletterte. Keine der Templerwachen hinderte ihn, offensichtlich war es ein Vorrecht des Agenten, sich um diese Verbindung von und nach Ägypten zu kümmern. Ich verzichtete also auf näheren Augenschein, beschloss aber, das Schiff im Blick zu behalten.
    Die Mongolen schlugen rings um die landseitigen Mauern ihre Zelte auf. General Sundchak hatte den Angriffsbeginn auf Sonnenaufgang festgelegt, obgleich die Zinnen jetzt schon geräumt erschienen. Ihre Lagerfeuer erhellten gespenstisch die verrammelten Tore und trutzigen Türme, vor allem aber die wie Folterwerkzeug bereitgelegten Wurfanker und die im Hintergrund lauernden spinnenfüßigen Katapulte. Wenn es nach dem Willen des mongolischen Generals ging, versprach der morgige Tag für die Bewohner von Sidon zum Inferno zu werden! Die Verteidiger hielten lediglich noch den Abschnitt besetzt, der die Zitadelle Qal'at al-mu'azza mit dem so gennanten Ägyptischen Hafen verband und ihnen den Zugang zum offenen Meer sicherte.
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    Von meinem versteckt gelegenen Unterschlupf auf der Qal'at al-bahr aus, einem verschwiegenen Turmgemach, hatte ich den gestern Abend eingetroffenen Schnellsegler des Ordens nicht aus den Augen gelassen. Die Templerwachen hatten ihn und die gesamte Anlegestelle die ganze Nacht über ins Licht von Fackeln getaucht -
    als würden die Mongolen über geübte Schwimmer verfügen, die als Taucher fähig wären, einen
    Sabotageanschlag auszuführen! Meine Beobachtungen beschränkten sich allerdings darauf, mich ab und an zu vergewissern, dass der - vielleicht rettende - Segler noch da

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