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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Reiterei wusste, stets Späher ausschwärmen zu lassen, schien es ihm zu riskant - David war kein Held! -, jetzt noch zu versuchen, vor ihnen sein Ziel zu erreichen. Sicher musste er die Bewohner von Sidon auch nicht mehr warnen, denn ein solches Heer im Anmarsch auf die Stadt konnte dort nicht unbemerkt geblieben sein. Also verharrte der Templer an dem Ort, an dem er sich gerade befand, suchte Schutz zwischen den Steinen, damit sein weithin leuchtendes Gewand ihn nicht verriet, um den Vorbeizug der Mongolen abzuwarten.
    Allerdings wusste er jetzt nicht mehr, wohin er sich anschließend wenden sollte. Nach Sidon würde er nicht mehr hineingelangen, bei jedem Versuch war die Chance, dabei zu Tode zu kommen, wesentlich größer als die geringe Wahrscheinlichkeit, sich doch noch bis zu seinen Ordensbrüdern durchzuschlagen. Und wenn? Um dann mit ihnen zusammen über die Klinge zu springen - oder bestenfalls in Gefangenschaft und Sklaverei zu geraten?
    Blieben also die Mongolen!? Doch wie würden die mit einem offenkundigen Mitglied jenes ruhmreichen Ritterordens verfahren, gegen dessen Besitz, also die Stadt und Burg Sidon, sie gerade ihren Rachefeldzug führten? - Völlig absurd, jedoch durchaus machbar, erschien ihm die dritte Variante: Einfach umzudrehen und zurückzureiten nach Beaufort! Dort musste er zwar damit rechnen, wieder zu seinen Freunden ins Gefängnis geworfen zu werden, aber vielleicht konnte er auch etwas zur Verbesserung ihrer Lage erreichen, denn Herr Julian und sein liebes Weib Johanna wollten ihm anscheinend gut - zumindest ging er davon aus.
    Als Baitschu sich völlig erschöpft dem vorbeiziehenden Heer der Mongolen bemerkbar gemacht und sofort aufgegriffen vor den General Sundchak gebracht wurde, war sein erstes Anliegen, Hilfe für Roc und seine Gefährten zu fordern. Diese seien heimtückisch und niederträchtig von dem Räuber Julian auf der Burg Beaufort in den Kerker geworfen, auch sei dies der Schurke - und nicht die Templer! -, der die zwei Hundertschaften bei Baalbek in die tödliche Falle gelockt, seinen braven Vetter Khazar brutal erschlagen habe!
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    Der stiernackige Sundchak ließ den Knaben seine wilde Geschichte hervorsprudeln und verzog keine Miene im geröteten Gesicht. Erst als Baitschu dann atemlos erwartete, dass seine Neuigkeiten und sein Eifer nun belohnt würden, bellte ihn der General an: Ihm sei der Trencavel so gleichgültig wie ein abgenagter Knochen, und auch Khazar habe nur die Quittung für seine Disziplinlosigkeit und Unfähigkeit erhalten! Er, Baitschu, solle keinen solchen Unsinn über Baalbek verbreiten: Die Mörder seien die Tempelherren von Sidon, und gegen sie ginge er jetzt mit aller Härte vor! Wie er sich das in seinem Knabenhirn wohl vorstelle, schnaubte der Fleischerhund, dass ein armseliger Strauchritter wie dieser Julian zwei gut bewaffnete Hundertschaften niedermachen könnte?!
    Baitschu gehöre schnellstens wieder unter die Fuchtel seines Herrn Vaters, der ihm solche Flausen schon austreiben würde, anstatt dass er, Sundchak, ihn bei sich behalten wolle, um sich absolut kindische militärische Ratschläge anhören zu müssen!
    Natürlich hatte auch Terez de Foix das mongolische Heer wahrgenommen, das offensichtlich gen Sidon zog. Ein ihm Gänsehaut erzeugender Anblick, Tausende von Tausendfüßlern, an unsichtbaren straffen Leinen geführt!
    Widerwillig beschloss er, den grauslichen Lindwurm dennoch im Auge zu behalten, um ganz sicher zu gehen, dass es nicht im letzten Moment - eine bekannte Taktik der Mongolen! - einen Schwenk vollzog und sich überraschend gegen Beaufort wandte. Terez war mit der Beobachtung der diszipliniert in scharfkantigen Blöcken sich vorwärts bewegenden Mongolen derart beschäftigt, dass er sein eigenes Umfeld vergaß - auch fielen ihm vor Müdigkeit immer wieder die Augen zu.
    So bemerkte er nicht, dass zwei der Strolche sich ebenfalls bis hierhin vorgearbeitet hatten und sich ärgerten, dass ihnen der flüchtige Hase Baitschu in das für sie unerreichbare, sichere Nest entkommen war. Da erspähten sie Terez de Foix unter sich in den Klippen. Von dem Tod ihrer beiden Kumpane wussten sie nichts. Sie eröffneten die Jagd auf ihn, mehr aus Frust und um nicht mit leeren Händen nach Beaufort zurückzukehren. Die ersten Pfeile verfehlten ihr Ziel nur knapp, doch achtlos losgetretene, winzi-427
    ge Steinbrocken verrieten Terez ihren Standort. Kaum hatte der Foix erkannt, dass es sich nicht um mongolische Späher handelte, nahm er

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