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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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sagte er freundlich.
    Zwei seiner Leute griffen mich und warfen mich über die Reling in das seichte Wasser.
    DER GROSSE INNENHOF des königlichen Palastes zu Akkon zeigte ein ungewohnt fremdländisches Bild: Ein Prunkzelt erhob sich inmitten des gepflasterten Gevierts, Turbanträger versorgten die mitgebrachten Kamele ebenso wie die innerhalb des Zeltes tagenden moslemuun. Der Mameluckensultan von Kairo hatte eine Gesandtschaft an den Regenten des Christlichen Königreiches geschickt, und der hatte sofort den Kronrat einberufen, um nicht allein die Verantwortung für die verlangte Entscheidung zu übernehmen. Es ging um mehr als nur freien Durchzug durch fränkisches Gebiet und die Stellung von Proviant für das ägyptische Heer, die überbrachte Botschaft des Sultan Qutuz enthielt auch die wenig verblümte Aufforderung, sich
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    militärisch am Feldzug gegen die Mongolen zu beteiligen. Über dieser heiklen Frage brüteten oben im Kronsaal des Castellum regis die maßgeblichen Barone und die Großmeister der Ritterorden unter dem Vorsitz des Herrn Gottfried von Sargines, des Bailli der Königin, während man die Gesandten gebeten hatte, unten im Hof zu warten. Dort ließ man es den Herren aus Kairo an nichts fehlen, sie wurden aufmerksam mit allem versorgt, das sie begehrten, niemand hatte Interesse daran, den mächtigen Herrscher von Ägypten zu verärgern. In der Ratsversammlung ging es derweil heiß her.
    »Reichlich spät«, wetterte Hugo de Revel, »fällt es Sultan Qutuz ein, unsere Erlaubnis einzuholen!« Der amtierende Großmeister der Johanniter verbarg seine Empörung nicht. »Die Vorhut des Mameluckenheeres, das unsere Küste hinaufzieht, steht bereits vor Caesarea.«
    »Seid froh, dass wir überhaupt gefragt werden!«, bürstete der Meister vom Tempel seinen Rivalen ab. »Oder wollt Ihr mit Euren Rittern den Vormarsch einer Armee wie der Ägyptens aufhalten!?«
    »Unser Orden stellt jedenfalls dem Feind keinen Hafen zur Verfügung, in unserem Rücken«, giftete Herr Hugo zurück, »wie Ihr es mit Sidon vorhabt - so uns Herr Julian wissen ließ!«
    »Meine Herren!«, versuchte der Bailli vergeblich den ausgebrochenen Streit einzudämmen, denn Thomas Berard war aufgesprungen.
    »Dieser elende Verleumder kann Gott danken, dass er hier nicht erschienen ist!« Der Templer suchte seine Beherrschung zurückzugewinnen. »Und Ihr, Hugo de Revel, solltet Euer - «
    »Euer Bedauern zum Ausdruck bringen«, fuhr mit dröhnender Stimme alle übertönend Philipp von Montfort dazwischen, der Herr von Tyros, »dass Ihr das Geschwätz eines windigen Schufts für eine solch ungeheuerliche Unterstellung - «
    »Meine Herren!«, brüllte jetzt der Bailli. »Unten warten die Gesandten auf eine Antwort, und wir - «
    »Wir können ihnen nur eine zustimmende Antwort erteilen, alles andere wäre Selbstmord!«, stellte der Großmeister der Templer sofort klar. »Am Durchzug können wir sie nicht hindern, wenn
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    wir ihnen keine Verpflegung liefern, werden sie sich ihren Bedarf durch Raub und Plünderung beschaffen!« Er sah sich Beifall heischend um, Zustimmung und Unbehagen hielten sich im Gemurmel die Waage, aber noch einmal sprang ihm Herr Philipp bei.
    »Ihr habt Sidon ins Spiel gebracht«, wandte er sich gegen Hugo de Revel. »Für mich ist der Fall der Stadt ein weiteres Beispiel unmenschlichen Abschlachtens der Bevölkerung durch die Mongolen.« Das brachte dem Herrn von Tyros den Beifall aller ein. »Unsere muslimischen Nachbarn hingegen sind uns vertraut«, fuhr er deshalb fort, »ich muss zugeben, vielen von ihnen zolle ich mehr Achtung als etwa den einheimischen Christen, die sich bei den Mongolen lieb Kind machen.« Selbst für diese freizügige Äußerung erhielt er vereinzelt Applaus.
    »Es wäre also nur noch die Frage der Truppenhilfe abzuklären«, zog der Bailli Gottfried von Sargines den Vorsitz wieder an sich. »Wer würde denn welche Mannschaft bereitstellen?«
    Die Stille im Raum nutzte nur einer, der bisher eisern geschwiegen hatte, Hanno von Sangershausen. »Meine Herren«, sprach der Großmeister des Deutschen Ritterordens, »ich versichere Euch allen, die jetzt ihre Sympathie für die Muslime entdecken, dass sie eine böse Überraschung erleben werden, sobald die Mamelucken
    - mit unserer Hilfe oder ohne sie - den Sieg über die Mongolen davongetragen haben!« Herr Hanno heischte keinen Beifall für seine bedächtige Rede. »Denn danach sind wir, in ihren Augen immer noch ungläubige Eindringlinge,

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