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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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wird Yeza aufgehen in dem unbeirrbaren Glauben an ihre Berufung, verinnerlicht sie die Idee eines
    >Gralskönigtums<.«
    Der Zimmermann litt es nicht, an die Wand gespielt zu werden, noch weniger, dass der Kabbala von dem Templer nicht genügend Ehrfurcht gezollt wurde. »Ihr tut so, David, als ob es vom menschlichen Willen allein abhängt, wie Schicksal sich ...«
    Aber auch der Templer ließ sich nicht von seiner Meinung abbringen. »Nach meinem Dafürhalten nimmt die Krone für die Prinzessin umso festere Form an, je nebelhafter die Umstände sich gestalten, je abstrakter das Land wird, dem sie als Herrscherin dienen will.« David wollte seinem Part als Schutzengel endlich ge-93
    recht werden, doch der Zimmermann ließ ihn nun nicht mehr zu Wort kommen, er hatte die ganze Zeit über den Steinen gebrütet. »Wir haben bei unseren Betrachtungen den merkurialen Hermes Trismegistos nicht gebührend berücksichtigt«, baute er gegen etwaige Einwände des Templers gleich vor. »Seine Ambiguität, seine Fähigkeit zum blitzschnellen Wechsel vom helfenden Arzt zum verräterischen Giftmischer, wird in der jetzt auf uns zukommenden Endphase eine entscheidende Rolle spielen - «
    »Die, sich nicht zu entscheiden!«, spottete der Templer. »Vergesst aber auch nicht, dass der Merkur als Kind gern für das neue Leben steht, als einer der vier Reiter der Apokalypse jedoch für den grausamen Tod!«
    »Eines schließt das andere nicht aus!«, sprach Josh der Zimmermann und erhob sich.
    »Das ist der Trost des Parakleten«, besann sich David der Templer und starrte in die Glut des verlöschenden Feuers. »Ihm sollten wir die Obhut über unsere Seelen anvertrauen, die von Rog und Yeza und auch die aller, die mit ihnen ziehen werden oder für sie einstehen - « Dabei streifte sein Blick Madulain, die ihn aber bewusst nicht auffing.
    »Ich vertraue meinen täglichen Erdenwandel allein Jahwe an, dem großen Gerechten - so auch meinen Schlummer.« Josh muss-te das letzte Wort haben.
    ROC IRRTE ZIELLOS DURCH DAS GEBIRGE. Mehr noch als Hunger und Durst quälten ihn die Bilder,
    Bilder seines Versagens. Yeza war die Starke, sie würde überleben. Er sah sich, wie er versteinert Zeuge ihrer zu erwartenden Demütigung wurde, doch keineswegs erstarrt zum harten Block aus Granit, sondern eher zur von Regen und Wind ausgewaschenen, bizarren Skulptur aus mürbem Sand. Denn aus der Demütigung machte Yeza ihren Triumph. Roc war dem Zusammenbruch nahe, er stolperte durch das Geröll, stürzte über die
    scharfkantigen Steine, versuchte sich aufzuraffen, fiel wieder und blieb liegen. Da sah er zum ersten Mal den Bären, der hoch-94
    aufgerichtet ihn beobachtete. Roc glaubte die Stimme Arslans zu vernehmen.
    »Wer die Warnung in den Wind schlägt«, die Worte des Schamanen wehten über ihn hinweg, es war an ihm, nach ihnen zu greifen, er fühlte sich elendiglich in seiner Schwäche, »den trifft der Sturm voll ins Gesicht.« Rog hatte nicht die Kraft, sich aufzubäumen, der Bär stand immer noch über ihm im Fels, von dem Schamanen war nichts zu sehen, aber es tönte weiter. »Ein fallendes Blatt, das eigensüchtig, eitel und trotzig auf trügerischer Ebene sich niederlässt, statt im Heil Schutz zu suchen, das wirbelt die Macht des Unwetters ins finstere Verderben - «
    »Wasser!«, begehrte Rog wütend auf. »Ich verdurste, während Ihr mich im prasselnden Regen Eurer Vorwürfe liegen lasst!«
    Ein Stein polterte herab und gab über ihm einen sprudelnden Quell frei. Rog presste sein glühendes Gesicht zwischen die Steine, um das köstliche Nass aufzusaugen, er trank und trank, bis ein erneuter Steinschlag die Quelle wieder verschüttete. Rog fühlte sich gestärkt genug, dem Unsichtbaren seine Anklage
    entgegenzuschleudern, doch sie geriet zu einem schmerzverzerrten Aufheulen.
    »Dieser schwarze Hundling hat mir Yeza geraubt!«
    »Ein Mann hat sich genommen«, folgte die Antwort auf dem Fuß, »was leichtsinnig ihm feilgeboten!«
    Rog heulte abermals auf. »Ich konnte mich nicht wehren, Yeza nicht beistehen!«
    »Nicht mehr!«, erscholl es unerbittlich. »Wenn einer liegt, kann er seinen Mann nicht stehen!«
    »Ich habe es nicht gewollt!«, fauchte Rog in Richtung des Bären, da erhielt er den ersten Hieb von der mächtigen Tatze, dass ihm der Schädel dröhnte.
    »Du hattest dich deines Willens spätestens dann entgehen, als du deinen Fuß auf den Teppich setztest und - bar jeder Verantwortung - Yeza mit dir zogst!«
    »Sie wollte - «
    »Sie

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