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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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geahnt, dass er nicht zurückkommen würde. Er war ein guter Schütze, also nehme ich an, dass sich Bobo an ihn herangeschlichen hat und ihm in den Rücken gefallen ist.« Käpt’n Frank krümmte die Finger zu Klauen und fuhr damit durch die Luft, wobei er sein Bierglas umstieß. Tyler zuckte zusammen, als es klirrend auf der Tischplatte landete. Bier lief schäumend über das Holz und spritzte auf Abe. »Oh, das …« Der alte Mann schüttelte den Kopf und versuchte, die Pfütze mit der bloßen Hand wegzuwischen. »Oh, ich … Ich hätte nicht… ach, verdammt.«
    Die Kellnerin eilte mit einem Lappen herbei. »Hoppla, was ist denn hier passiert?«, fragte sie und säuberte den Tisch.
    »Nichts Ernstes«, sagte Abe.
    »Wenn Frank euch belästigt…«
    »Nein, nein. Alles klar.«
    »Ich hätte euch warnen sollen«, sagte sie und warf Käpt’n Frank einen ärgerlichen Blick zu. »Er hat euch bestimmt diese Bobo-Ge-schichte erzählt. Sobald er ein paar Bier zu viel intus hat, quatscht er jedem die Ohren damit voll. Damit hast du schon viele Gäste vertrieben, stimmt’s, Käpt’n?«
    Er starrte auf sein Hemd. »Die Geschichte muss erzählt werden«, murmelte er.
    »Du bist schlecht fürs Geschäft.«
    »Ist doch eine interessante Geschichte«, sagte Nora.
    »Glaubt ja kein Wort davon«, sagte die Kellnerin. »Los jetzt, Frank. Lass diese netten Leute zufrieden.« Sie nahm seinen Arm und half ihm, aufzustehen.
    »Einen Augenblick«, sagte Abe. Er hob den Bierkrug und füllte das Glas des alten Mannes bis zum Rand.
    »Sehr verbunden, in der Tat. Passt auf.« Er sah jedem, der am Tisch saß, tief in die Augen. »Die Stunden der Bestie sind gezählt. Eines Tages wird Käpt’n Frank sich in seine Höhle begeben und sie
    zur Strecke bringen. Die Seelen der Toten schreien nach ihrem Blut. Ich bin ihr Rächer. Denkt an meine Worte.«
    »Wir drücken Ihnen die Daumen«, rief ihm Jack hinterher.
    »Mann«, sagte Nora und verdrehte die Augen. ^
    Jack schüttelte grinsend den Kopf. »Wenn der alte Furz noch länger wartet, muss er im Rollstuhl auf die Jagd gehen.«
    »Er wird es niemals tun«, sagte Abe. »Ein Kerl, der so große Töne spuckt, hat viel zu viel Angst.«
    »Glaubst du, was er über die Bestie erzählt hat?«, fragte Tyler.
    »Also, ich will nichts ausschließen.«
    »Hey«, sagte Nora. »Wir müssen Norman Hardy von diesem Typen erzählen. Vielleicht werden wir dann in der Danksagung erwähnt. ›Mein besonderer Dank gilt Nora Branson, Tyler Moran, Jack Wyatt und Abe Clanton, durch deren unverzichtbare Hilfe ich die wahre Geschichte von Bobo der Bestie erfuhr.‹ Das wäre doch abgefahren, oder?«
    »Fast ein bisschen zu abgefahren«, sagte Tyler.

Kapitel elf
    Gorman Hardy wurde durch lautes Klopfen an seiner Tür geweckt. Er setzte sich blitzartig auf, spähte in den dunklen Raum und fragte sich einen Augenblick lang, wo er überhaupt war. Dann fiel es ihm wieder ein.
    Das muss Brian sein, dachte er. Aber weshalb klopft er wie ein Besessener?
    Vielleicht hatte er seinen Schlüssel verloren.
    »Komme schon«, rief Gorman.
    Das Klopfen hörte nicht auf.
    Er schwang seine Beine aus dem Bett und kniff geblendet die Augen zusammen, als er die Nachttischlampe einschaltete.
    Weiteres Klopfen.
    Irgendwas ist hier verdammt schiefgelaufen, dachte er. Brian war in Panik - un^l das bestimmt nicht wegen eines verlorenen Zimmerschlüssels.
    Als er aufstand, war er ebenfalls der Panik nahe.
    Um Himmels willen, was war nur geschehen?
    Da er nackt war, schlüpfte er in einen Satinbademantel, bevor er die Tür öffnete.
    Kein Brian.
    Dafür warteten ein Mann und eine Frau auf der dunklen Veranda. Der Mann war etwa vierzig Jahre alt, hatte eine Glatze und trug eine blaue Windjacke. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Gorman hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Die Frau an seiner Seite, eine attraktive Blondine, kam ihm irgendwie bekannt vor. Sie trug Jeans, eine karierte Bluse und eine offene Lederjacke - eine ältere Version von Janice. Er hatte sie bereits im Carriage House gesehen, wo sie die Gäste bediente.
    Es waren Janices Eltern.
    Ein ungutes Gefühl stieg in ihm auf.
    »Mr Hardy?«, fragte der Mann mit gepresster Stimme.
    »Ja?«
    »Ich werde mein Möglichstes tun, zivilisiert mit Ihnen zu reden. Aber es ist jetzt zwei Uhr morgens und unsere Tochter ist nirgends zu finden. Ist sie bei Ihnen?«
    »Aber nein, natürlich nicht. Kommen Sie rein und sehen Sie sich um.« Er machte ihnen Platz, und das Pärchen betrat den

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