Der Keller
Während sich das Garagentor öffnete, ließ Tuck den Geländewagen an. »Wenn ich mal heirate, muss ich mir wohl was Größeres suchen.«
»Denk nicht mal dran. Es gibt keinen Mann, der dich verdient hat.«
»Zumindest keinen, den ich kenne«, sagte Tuck und stieß rückwärts aus der Garage.
Während sie in der Einfahrt wendete, betrachtete Dana das Haus. Mit den vielen Freitreppen, Galerien, Baikonen und Stuckverzierungen wirkte es wie ein gemütliches Hotel. »Unglaublich«, sagte sie.
»Nicht schlecht, was man sich für ein paar Millionen alles leisten kann.«
»Ich hätte nichts dagegen, in so einer Villa zu wohnen.«
»Du wohnst bereits in so einer Villa«, sagte Tuck. »Diesen Sommer zumindest.« Sie drückte auf den Knopf der Fernbedienung, und das Garagentor schloss sich hinter ihnen.
Als sie die enge Einfahrt hinunterrollten, zerzauste die Morgenluft Danas Haar. Sie holte tief Luft, roch den Wald und das Meer.
Bald schon führte die schmale Straße durch einen dichten Wald. Gelbes Sonnenlicht fiel durch die tiefen Schatten, und der Dunst über dem Waldboden glänzte wie goldener Staub.
Dana lächelte Tuck an und schüttelte den Kopf.
»Ist nicht gerade mit Los Angeles zu vergleichen, was?«, fragte Tuck.
»Nicht unbedingt. Ich kann noch gar nicht fassen, dass ich den ganzen Sommer hier verbringen werde.«
»Ich auch nicht. Mann, ich bin so froh, dass du gekommen bist.«
»Du bist froh!«
»Und wie.« Tuck trat aufs Gas und fuhr beängstigend schnell durch die Kurven.
Etwas zu schnell für Danas Geschmack.
Obwohl sie sich angeschnallt hatte, wurde sie auf dem Sitz hin und her geworfen, als sie über die gewundene Straße rasten.
Keine Angst, sagte sie sich. Tuck weiß schon, was sie tut. Sie fährt diesen Weg schließlich jeden Tag.
Tuck grinste sie an, dann konzentrierte sie sich wieder auf die Straße. Ihr langes, blondes Haar flatterte im Fahrtwind. »Das wird ein Riesenspaß«, sagte sie.
»Hoffentlich.«
Wenn wir nicht vorher gegen einen Baum krachen.
»Weißt du was?«, sagte Tuck. »Wenn du nicht gekommen wärst, hätte ich überhaupt nicht hierbleiben können.«
»Was? Wieso denn nicht?«
»Sie wollten mich unbedingt mit auf diese verdammte Kreuzfahrt nehmen.«
»Welch schreckliches Schicksal.«
»Ich hasse Kreuzfahrten. Bäh!«
»Spinnst du?«
»Warst du schon mal auf einer?« »Nein.«
»Siehst du.« Eine Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht. Sie strich sie mit einer Hand beiseite, während sie den Wagen mit der anderen um eine Kurve lenkte. »Es ist, als säße man mit einem Haufen überdrehter Rentner in einem schwimmenden Gefängnis. Dad wollte nicht, dass ich allein hierbleibe. Wenn du nicht zugesagt hättest, wäre ich jetzt irgendwo auf hoher See. Du hast also einen gut bei mir.«
Dana zuckte mit den Achseln. »Du hättest doch sicher jemanden anderes gefunden.«
»Wollte ich aber nicht. Du bist meine beste Freundin und außerdem der einzige Mensch, mit dem Dad einverstanden gewesen wäre. Du oder keine.«
»Wieso?«
»Frag mich nicht. Er mag dich einfach. Er vertraut dir. Er glaubt an dein treues Pfadfinderherz.«
»Na, den hab ich ja ordentlich drangekriegt.«
Tuck lächelte sie an. »Hast du nicht. Er hat nämlich Recht.«
»Ach, Quatsch.«
»Also, jedenfalls solltest du wissen, dass ich dir das alles gar nicht so selbstlos angeboten habe. Allein durch deine Anwesenheit tust du mir schon einen großen Gefallen.«
»Warum tust du mir nicht einen Gefallen und fährst ein bisschen langsamer?«
»Das ist noch gar nichts. Soll ich mal richtig auf die Tube drücken?«
»Nein, nein, ein andermal vielleicht. Am besten, wenn ich nicht dabei bin.«
»Also gut.« Tuck trat auf die Bremse und verlangsamte das Tempo.
»Danke«, sagte Dana.
»Manchmal bist du wirklich übervorsichtig.«
»Und du manchmal leichtsinnig. Vielleicht wollte dein Dad deshalb nicht, dass du allein hier bist.« »Das glaube ich nicht.«
»Hatte er Angst, dass du jeden Abend eine wilde Party schmeißt?«
»Nö. Es war ja meine Idee, allein im Haus zu bleiben. Aber es ist so groß und ziemlich abgelegen. Keine Nachbarn, nichts. Das kann manchmal ein bisschen gruselig sein. Ich glaube, Dad hat gedacht, dass dann die Manson Family oder Hannibal Lecter über mich herfallen.«
»In diesem Fall bin ich natürlich eine große Hilfe.«
»Tja, da kannst du mal sehen, dass mein alter Herr nicht ganz richtig tickt. Aber er ist der Meinung, dass mir nichts passieren wird, wenn du bei mir bist.
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