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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Hüfte auf der Fahrerseite in der Scheibe.
    Das Auto wurde schneller und hatte Sandy bald eingeholt.
    Sie stieg aufs Gas.
    Woher weiß die Frau, wo sie hinfährt? Sie kann doch nichts sehen!
    Sandy bog um eine Kurve, und die Scheinwerfer verschwanden. Dann tauchten sie wieder im Rückspiegel auf.
    Die Frau schien nicht einmal den Versuch zu machen, die Kurve zu nehmen. Stattdessen jagte sie schnurgerade von der Straße, als hätte sie vor, einen Waldspaziergang zu machen, ohne dazu das Auto zu verlassen.
    Sandy lief es eiskalt den Rücken hinunter.
    »Heilige Scheiße«, murmelte sie.
    Im Rückspiegel sah sie die Scheinwerfer des Wagens in die Bäume neben der Straße leuchten, dann fuhr sie um eine weitere Kurve und hinter ihr war alles dunkel.
    Sie wartete auf das Krachen, mit dem das Auto gegen einen Baum prallen würde.
    Gleich ist es so weit.
    Ob es wohl eine Explosion gab? Sie hoffte nicht. Eine Explosion könnte einen Waldbrand verursachen.
    Sie stellte sich vor, wie das Feuer die Hügel in Brand setzte und ihren Wohnwagen einschloss, sich unaufhaltsam Eric in seinem Bettchen näherte.
    Doch sie hörte nichts.
    Ich bin viel zu weit weg, deshalb. Inzwischen muss das Auto längst irgendwo gegengeprallt sein oder angehalten haben. Wie weit kann man schon durch einen Wald fahren?
    Sie stellte sich das gegen einen Baum gekrachte Auto vor. Flammen schossen aus der Motorhaube.
    Sie fuhr schneller.
    In wenigen Minuten würde sie Agnes’ Haus erreicht haben. Leider war sie nicht so gut auf den Beinen, und es würde eine Ewigkeit dauern, bis sie ihr die Tür öffnete.
    Und dann würde sie die ganze Sache erklären und die weite Strecke mit dem Pick-up zurückfahren müssen … Nur um sich möglicherweise mitten in einem Waldbrand wiederzufinden.
    Sie hielt an, wobei sie den Motor abwürgte. Doch inzwischen hatte sie genug Übung, um ihn wieder anzulassen und den Wagen im ersten Gang zu wenden.
    Die Stelle, an der Bills Auto von der Straße abgekommen und im Wald verschwunden war, war leicht auszumachen. Sie hielt am Straßenrand an, nahm das Messer und stieg aus.
    Sie spähte in den Wald.
    Nur vereinzelte Mondstrahlen schienen durch das dichte Blätterdach.
    Sie konnte weder Bills Wagen noch irgendwelche Flammen erkennen.
    Was nicht bedeuten muss, dass es nicht doch brennt.
    Sandy rannte los, was wahrscheinlich keine so gute Idee war. Obwohl sie die Scheinwerfer des MG nicht eingeschaltet hatte und ihre Augen dadurch an die Dunkelheit gewöhnt waren, konnte sie kaum die Hand vor Augen sehen.
    Und sie hielt ein Messer in der Hand. Wenn sie jetzt stolperte und hinfiel…
    »Sei vorsichtig«, ertönte die Stimme ihrer Mutter in ihrem Kopf, »sonstfällst du hin und stichst dir noch ein Auge aus.«
    Mom.
    Denk nicht an sie. Zur Hölle mit ihr. Verräterin.
    Sandy hasste es, wenn sie an ihre Mutter denken musste.
    Wer braucht sie schon? Ich habe Eric, das genügt.
    Sie rannte schneller. Ihre bloßen Füße flogen förmlich über den Boden aus Piniennadeln. Ihre Brüste, prall von Erics Milch, hüpften wie wild hin und her. Die Geschirrtuchschürze flatterte über ihre rechte Schulter.
    Wo zum Teufel ist dieses verdammte Auto?
    Obwohl kleine Büsche und Äste ihre Beine zerkratzten, bemerkte sie plötzlich, dass sie keinen Baumstämmen ausweichen musste. Offensichtlich rannte sie eine Schneise entlang.
    Das kann ja nicht ewig so weitergehen.
    Vielleicht war sie auf einer schon lange nicht mehr benutzten, inzwischen überwucherten Straße.
    Aber wie konnte die Frau so zielsicher hier durchgefahren sein, wenn doch ihre Windschutzscheibe…
    Dann blieb sie mit dem rechten Fuß hängen und fiel der Länge nach hin, wobei sie die Arme ausstreckte, um sich mit dem Messer nicht zu verletzen.
    Sie landete auf dem feuchten Moosboden und rutschte mit der nackten Haut darüber hinweg. Schließlich lag sie atemlos auf dem Bauch.
    Die taufeuchten, weichen Piniennadeln fühlten sich eigentlich ganz angenehm an und piekten fast überhaupt nicht. Allerdings spürte sie Äste und Pinienzapfen unter sich, die weit weniger angenehm waren.
    Sobald sie wieder zu Atem gekommen war, stand sie auf. Mit der linken Hand wischte sie sich den Schmutz von Brüsten und Bauch.
    Dann beugte sie sich vor, um ihre Shorts, die Schenkel und Knie zu säubern.
    Trotzdem fühlte sich alles klamm und dreckig an.
    Hat sich ja wirklich gelohnt, unter die Dusche zu springen.
    Zumindest ist es kein Blut, sagte sie sich.
    Jedenfalls glaube ich das.
    Während sie

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