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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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weiterging, trocknete sie sich mit dem Geschirrtuch ab. Das feuchte Leinen klebte an ihrer Haut, und sie verzog das Gesicht.
    Was mache ich hier überhaupt?, fragte sie sich. Es brennt doch gar nicht. Und selbst wenn - was könnte ich schon tun? Das Feuer mit meinem feuchten Lappen löschen?
    Nichtsdestotrotz ging sie weiter.
    Es gab also kein Feuer. Aber was war dann passiert?
    Nichts Angenehmes, so viel war sicher.
    Sie musste einfach herausfinden, was mit der Frau, dem Wagen und Bill geschehen war, wann und wo ihre Fahrt schließlich geendet war.
    Irgendwann mussten sie ja mal angehalten haben.
    Und das musste sie mit eigenen Augen sehen. Sonst würde sie noch Albträume von einem Auto bekommen, das mit Bill in der Windschutzscheibe unaufhaltsam durch den Wald raste.
    Sie ging schneller, obwohl sie Angst hatte, noch einmal hinzufallen. Bis jetzt hatte sie Glück im Unglück gehabt.
    Sie hätte auch auf einem spitzen Ast oder etwas Ähnlichem landen können.
    Aber ich kann doch nicht die ganze Nacht hier verbringen.
    Schließlich fing sie doch wieder an zu rennen.
    Jetzt such das Auto und hau ab, fahr zu Agnes und…
    Dann verlor sie plötzlich den Boden unter den Füßen.
    Nicht schon wieder!
    Sie fiel kopfüber einen Abhang hinunter, streckte die Arme aus und konnte in der Ferne rote Ovale erkennen: Die Bremslichter des Autos. Dazu einen einzelnen Scheinwerfer, der die Bäume anstrahlte.
    Sandy rutschte auf dem Bauch über den Boden, bis sie mit der Schulter gegen einen Stein schlug. Sie schrie auf, als der Aufprall ihren Körper zur Seite schleuderte. Dann rollte sie diagonal den Abhang hinunter, bis ihre Hüfte gegen einen Baum stieß. Grunzend hielt sie sich daran fest.
    Sobald sie wieder Luft bekam, rollte sie sich auf den Rücken. Zumindest hatte sie das verdammte Auto gefunden. Außerdem hielt sie das Messer in der Hand und war sich ziemlich sicher, dass sie sich nicht damit verletzt hatte.
    Sie richtete sich auf. Alles tat ihr weh, doch die rechte Schulter hatte es am schlimmsten erwischt. Sie brannte, als wäre sie völlig aufgeschürft. Hoffentlich war sie nicht gebrochen. Wenigstens schien sie noch einigermaßen zu funktionieren.
    Außerdem hatte sie das Geschirrtuch verloren.
    Ich muss auf dem Rückweg danach Ausschau halten.
    Im Moment war ihr das Tuch ziemlich egal. Sie war zu erschöpft und viel zu verdreckt, als dass sie sich damit hätte säubern können. Und hier unten war es sowieso egal, ob sie halbnackt war oder nicht.
    Bill würde sie sicher nicht angaffen.
    Und vor der Frau hatte Sandy keine Angst. Sie hatte noch nie Ärger mit einer Frau gehabt. Bis jetzt hatten sie nur Männer angestarrt und belästigt.
    Alles Drecksäcke.
    Zwei weniger in einer einzigen Nacht. Gar nicht schlecht.
    Sie humpelte auf das Auto zu.
    Offenbar war es den Abhang hinuntergerollt, durch die kleine Lichtung an seinem Ende gerast und schließlich gegen einen Baum geprallt. Die Bremslichter und ein Scheinwerfer funktionierten noch, doch der Motor war ausgegangen. Sie sah weder Rauch noch Feuer.
    Sie ging näher heran und beugte sich vor, um durch das Fenster spähen zu können.
    Die Frau saß aufrecht hinter dem Lenkrad, und schien durch das Loch in der Windschutzscheibe zu starren.
    Bill war verschwunden.
    Sein T-Shirt hing noch in der zersplitterten Scheibe, doch von ihm selbst fehlte jede Spur.
    Besorgt trat Sandy einen Schritt vor und warf einen Blick auf die Motorhaube.
    Auch da war er nicht.
    Weit war er jedoch nicht gekommen. Keine drei Meter.
    Der Scheinwerfer war direkt auf ihn gerichtet.
    Sandy zuckte zusammen und wollte schon wegrennen, als sie bemerkte, dass er sich nicht für sie zu interessieren schien.
    Er konnte sie ja nicht mal sehen.
    Mit dem Rücken zu Sandy stand er aufrecht auf dem Kopf - und zwar nur auf dem Kopf, ohne sich mit seinen Händen abzustützen. Seine Arme hingen schlaff herunter.
    Eine akrobatische Meisterleistung.
    Bis sie begriff, dass er gar keinen Kopfstand machte. Seine Beine waren in einer Astgabel eingeklemmt.
    Also war er doch kein Akrobat, sondern nur ein Toter, den der Zufall in eine mehr als ungewöhnliche Position befördert hatte.
    Sandy schnitt ihm eine Grimasse.
    Es musste ungefähr so abgelaufen sein: Als das Auto gegen den Baum gefahren war - wobei der rechte Scheinwerfer zu Bruch gegangen war -, musste Bill mit den Füßen voraus von der Motorhaube geschleudert worden und nach einer wilden Rolle rückwärts in einem weiteren Baum gelandet sein. Während er mit dem

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