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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Kopf nach unten zu Boden gefallen war, hatten sich seine Beine in der Astgabel verkeilt.
    Als sie ihn anstarrte, bekam sie Gänsehaut.
    Sieht überhaupt nicht nach einem Unfall aus, dachte sie. Sieht so aus, als hätte ihn jemand dort aufgehängt.
    Und wenn es so war, und dieser jemand war immer noch in der Nähe?
    Blödsinn, dachte sie. Das war einfach nur Zufall.
    Vielleicht.
    Ich muss von hier verschwinden.
    Aber das konnte sie nicht. Noch nicht. Erst musste sie nach der Frau sehen.
    Sie umrundete das Auto. Das rote Glühen der Bremslichter beleuchtete eine Anhängerkupplung.
    Die hilft mir jetzt auch nichts mehr.
    Sie ging weiter, wobei sie das Messer krampfhaft mit der rechten Hand umklammert hielt. Nachdem sie sich umgesehen hatte, näherte sie sich der Fahrertür.
    Es war so dunkel.
    Bis auf das Licht des Scheinwerfers war nichts zu erkennen.
    Wenn sich jetzt jemand an mich ranschleicht.
    Jetzt mach mal halblang. Hier ist niemand außer uns dreien, und außer mir sind alle tot. Jedenfalls sieht es ganz danach aus.
    Sie öffnete die Wagentür.
    Die Innenbeleuchtung schaltete sich ein.
    Die Frau war angeschnallt. Ihre zerrissene Bluse hing von einer Schulter herunter, was jedoch eher auf die Prügel als auf den Unfall zurückzuführen war. Sie war vom Gesicht bis zur Hüfte mit Blut verschmiert, das immer noch von ihrem Kinn tropfte.
    Aus ihrem weit geöffneten Mund tropfte.
    Der Mund war mit blutigen Haaren gefüllt.
    Es waren nicht ihre Haare.
    Sie war völlig kahlgeschoren. Das Haar musste Bill gehört haben.
    Sandy konnte sich leicht vorstellen, wie das passiert war.
    »Mein Gott«, murmelte sie.
    Der Kopf der Frau drehte sich langsam zu ihr herum.
    Ihre Augen öffneten sich.

Kapitel acht
    Die reguläre Führung
    »In wenigen Minuten haben wir unser Ziel erreicht«, verkündete Patty. »Hat noch jemand eine Frage? Ja, Marv?«
    »Gibt es eigentlich Pläne, das Kutch-Haus jemals für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen? Also, für mich wäre das nur logisch. Man müsste es beispielsweise durch diesen unterirdischen Gang betreten können. Das wäre doch eine echte Sensation.«
    »Janice hat beide Häuser zur gleichen Zeit gekauft. Doch daran war die Bedingung geknüpft, dass Agnes bis zu ihrem Tod in dem fensterlosen Haus wohnen bleiben darf. Und bis dahin wird es auch nicht Teil der Führung werden.«
    »Also müssen wir Agnes überleben, wenn wir es eines Tages sehen wollen?«
    »Genau.«
    »Wie alt ist sie denn?«
    Patty schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht genau. Ich schätze, dass sie auf die sechzig zugeht.«
    »Na, so lange will ich nicht warten.«
    Einige Passagiere kicherten, die meisten schenkten Marv jedoch keine Beachtung. Owen vermutete, dass inzwischen fast alle genug von seinen schier endlosen Fragen und Kommentaren hatten -ihm selbst reichte es jedenfalls.
    Anscheinend gab es in jeder Reisegruppe einen Marv.
    Die Marvs wirkten zunächst sehr interessant. Aber dann redeten sie so lange auf einen ein, bis man sich nur noch wünschte, dass sie endlich die Schnauze halten würden.
    »Sonst noch Fragen? Ja, Marv?«
    »Krieg ich Ihre Telefonnummer?«
    Wieder ertönte Gekicher.
    »Leider nicht, Marv.«
    Gelächter und Applaus.
    Owen warf einen Blick über seine Schulter. Auch Marv lachte, war jedoch puterrot angelaufen.
    Patty wandte sich ab, beugte sich vor und spähte durch die Windschutzscheibe. Dann, als der Bus sich in eine Rechtskurve legte, hielt sie sich an einer Stange fest. »Okay, Leute, wir sind jetzt auf der Hauptstraße von Malcasa Point. Zu Ihrer Linken können Sie das Meer sehen.«
    Owen lehnte sich nach vorne, um an Monica vorbeisehen zu können, und erhaschte durch eine Lücke zwischen den Bäumen einen Blick auf das hellblaue Wasser. Aber eigentlich interessierte ihn der Pazifik nicht besonders. Stattdessen blickte er nach Norden, wo sich irgendwo das Kutch-Haus befinden musste.
    »Zu Ihrer Linken wird jeden Moment das Anwesen der Kutchs auftauchen«, sagte Patty. »Das Horrorhaus selbst ist zu Ihrer Rechten. Seien Sie nicht traurig, wenn Sie es jetzt nicht sehen können. Gleich haben Sie drei Stunden Zeit, um es eingehend zu betrachten.«
    Da sah Owen das Kutch-Haus. Er hatte es schon unzählige Male auf Fotografien und in Filmen gesehen.
    Und da war es. Da war es wirklich. Kein Foto, sondern das Gebäude selbst. Und ich kann es direkt vor mir sehen.
    Bis auf den Maschendrahtzaun, der das Grundstück umgab, sah es genau wie in den Büchern und Filmen aus. Ein

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